Review: Aerosofts “American Aerolites Falcon”


… wer wird denn gleich in die Luft gehen? Werbetechnisch gehört der Spruch zwar wo ganz anders und in einem ganz anderen Kontext hin, aber ist ein schöner Aufmacher. Aerosofts neuester Streich mit der Veröffentlichung der “American Aerolites Falcon” animiert nämlich genau dazu. Die Ultraleicht Flieger sind sowieso eine Sparte, die  zumindest kommerziell in beiden Flugsimulatoren (FS9 und FSX) nicht wirklich stark repräsentiert ist. Ein Grund mehr für unseren Rezensenten Ingo Voigt, sich dieses Ungetüm mal anzuschauen.

Review: American Aerolites Falcon

Wie gewohnt ist der Kauf und die Installation schnell und unkompliziert gemacht. Einfach im simMarket oder bei Aerosoft im Onlineshop für knappe 18€ kaufen, das 40MB kleine Paket herunterladen und installieren.

Danach den FSX anschmeißen und los geht es.

Aber … halt, halt, halt … wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Sorry, wird jetzt zum Running Gag.

Erstaunlich ist, dass der Versuch etwas “Geschichte” der Maschine aufzuarbeiten relativ schwierig ist. Bei Wikipedia habe ich erstmal nichts Brauchbares gefunden. Google hat dann doch das eine oder andere Ergebnis gezaubert und mir wurde dann auch klar, warum man nicht mehr so viel findet. Der ursprüngliche Hersteller der Falcon hat in den 80ern die Tore geschlossen und somit wurde auch die Produktion der Falcon eingestellt. Es ist wohl weniger ein kommerzielles Problem gewesen, denn eine Zeit in der viele juristische Schlachten gefochten wurden. Scheinbar auch mit einem weniger guten Ausgang für American Aerolites.

Der Flieger an sich ist ansonsten schnell beschrieben – der Flieger kam seinerzeit als Bausatz – also hieß es zusammenzimmern, einsteigen und losfliegen. Seinerzeit, so wird es jedenfalls im Handbuch beschrieben, hat man wohl nicht mal eine Lizenz gebraucht.

Die Falcon ist ein Entenflügler (Canard – also das Höhenruder ist vorne) in Leichtbauweise (also aus Verbundwerksstoff) mit ca. 11m Spannweite und insgesamt guten 5m Länge. Das Leergewicht beträgt knappe 120kg und angetrieben wird der ganze Spaß von einem Zweitakter Rotax mit stolzen 27 PS Maximalleistung. Wer jetzt keine rechte Vorstellung von der Leistung hat, dem sei die Analog zur Citroen Ente (auch 2CV genannt) empfohlen – die hat ebenfalls 27 PS, liegt besser auf der Straße, fliegt aber schlechter.

Bevor man in den Flieger hüpft und losgondelt, kann man durchaus einen Blick in das Handbuch werfen. Die 14 Seiten enthalten alle Informationen, die man braucht und sind auch kurzweilig zu lesen. Wer nicht gerade fliegerisch in den Anfängen steht, wird mit der Falcon auch so zurecht kommen, aber der eine oder andere Tipp findet sich noch im Handbuch.

Wer darüber hinaus noch Fragen hat, sollte diese bei Aerosoft im Forum platzieren können und auch beantwortet bekommen.

Außenmodell, Cockpit und Systeme

Viel Überschrift für eigentlich ein einfaches Kapitel.

Das Außenmodell gefällt mir sehr gut – es gibt nicht viel zu animieren, aber was sich bewegt, ist auch animiert. Die Modellierung ist gewohnt sorgfältig, wenn auch sicherlich keine Perle der Designkunst. Das kann man vermutlich nicht mal Aerosoft ankreiden, da die Falcon eben einfach simpel ist. Die Proportionen sind auch stimmig und ebenso sind die Texturen sorgfältig aufgebracht und die Falcon hinterläßt auch hier einen guten Eindruck.

So wie der ganze Flieger “basic” ist, kommt er auch mit einer entsprechend rudimentären Instrumentierung daher. Es ist alles da, was man zum Fliegen braucht und es funktioniert auch so, wie es soll. Als Rezensent fragt man sich hier auch ein Stück weit, was man da überhaupt falsch machen will, aber ich kenne Software-Entwicklung beruflich gut genug, um zu wissen, dass es immer Bugs gibt. Es gibt ein paar knuffige Ideen, wie die Treibstoff-Anzeige – die Falcon lädt dazu ein, ein wenig in den Details zu suchen. Beim Fliegen hat man ja auch etwas Zeit dazu 🙂

Die Instrumente sind flüssig animiert und gut abzulesen.

Zu den Systemen braucht man also eigentlich nicht wirklich mehr etwas zu sagen. Das Bisserl, was da ist, funktioniert – Punkt. Man hätte natürlich Aerosoft-Seitig überlegen können, ein ähnliches Paket wie A2As Piper Cub zu schnüren. Mit einer virtuellen Heidi, die einem ins Ohr kreischt, aber ich persönlich sehe Aerosoft nach, dass man sich anders entschieden hat. Die Falcon hat auch so ihren ganz eigenen Reiz.

Flugdynamiken

Auch hier ist es mal ganz andere Kost als Rezensent. Sonst arbeitet man sich durch Power-Settings, Stall Speeds, Sprit-Verbräuche und so weiter. Mit der Falcon wird alles etwas einfacher. Bei 27 Knoten geht sie in den Strömungsabriss und verhält sich da ganz unkompliziert, da sie einfach die Nase herunternimmt und dann auch gleich wieder Geschwindigkeit aufnimmt.

In der anderen Richtung ist bei 75 Knoten Schluß. Schneller geht es auch, aber das ist für die Struktur nicht sehr förderlich und wird auch von einem fiesen Ächzen im Gebälk quittiert. Bedenkt man, dass die Piper Cub nicht wirklich schneller ist, finde ich das beachtlich.

Den Spritverbauch kann man leider nicht mit FSX eigenen Hausmitteln ablesen – je nach Powersetting kann man 2 bis 3 Stunden am Stück fliegen und kommt dabei so 120 bis 160 Meilen weit. Vermutlich wird der Reiseflug (zumindest in der Realität) durch den Blasenfüllstand der Crew maßgeblich beeinflusst … je nachEinstellung des Nutzers zur Pausentaste ist das korrekt umgesetzt, oder eben nicht.

Die Falcon ist für Winde sehr empfänglich und das ist auch so im FSX umgesetzt. Ein Schmankerl gibt es noch – die Falcon bietet die Möglichkeit, die beiden Ruder an den Flügelspitzen in den Wind zu stellen und damit eine Art “Spoiler” (also im Sinne einer Luftbremse) – das ist durchaus praktisch, da ein deutlicher Sinkflug einsetzt und die Falcon an sich gerne in der Luft bleibt …

Sound

Viel zu simulieren gibt es auch hier nicht – der Rotax knattert vor sich hin, wie eben angesprochen, ächzt die Struktur wenn man zu schnell fliegt und auch sonst pfeift einem der Wind um die Ohren.  Viel mehr gibt es eigentlich nicht zu bewerten – ach doch – die Atmosphäre und die stimmt.

Fazit

Knuffig ist sie, die Falcon. Es macht auch viel Spaß mit ihr durch die Gegend zu gondeln. Besonders zum Erkunden von Details in Szenerien (zum Beispiel Aerosofts Stadt-Szenerien US Cities …) ist sie ein schönes Flugzeug. Man sollte aber Zeit mitbringen. Natürlich habe ich sie mir auch im Vergleich zum FSX-eigenen Trike angeschaut – die Falcon macht deutlich mehr Spaß und ist auch hochwertiger umgesetzt. Auch wenn die Falcon für ein FSX Addon recht günstig ist, weiß ich noch nicht so recht, ob ich sie mir auch kaufen würde. Wer gerne “low & slow” unterwegs ist und ein Ultraleicht sucht, um Szenerien zu erkunden, macht mit der Falcon ganz sicher nichts verkehrt. Ein Must Have ist sie meines Erachtens nicht, da sie doch sehr speziell ist. Dennoch sollten wir uns freuen, dass ein renommierter Entwickler wie Aerosoft, ein solch unkonventionelles Flugzeug umsetzt. Danke für den Mut zur Lücke, Aerosoft.

PRO CONTRA
  • Mal ein ganz anderes Flugzeug/Modell
  • liebevolle Umsetzung
INFORMATION TESTSYSTEM
  • AMD Athlon 6000+
  • 4092 MB RAM
  • Geforce 8800GT 512 MB
  • Windows 7 64 Bit

Ingo Voigt


5 Comments
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Klaus
Klaus
13 Jahre zuvor

Na ja wer es mag. Also für mich ist das weniger wie Motoradfahren. Nachdem Gleider beschert man der Fliegergemeinde ein flugfähiges MOFA.
Um den FSX wohl atraktiver zu machen, wie auch beim FS9, bedarf es wohl einiges an bugfreien Paywareflugzeugen. Diese natürlich für den IFR Flug. Bin ja mal gespannt wann PMDG dir 737 rausbringt. Für den VFR Flug nutze ich dann lieber doch ne einmotorige Standartmaschine.

Gruß Klaus

Felix
Felix
13 Jahre zuvor

Na ja, irgendwer wird sich darüber schon freuen, vermutlich insbesondere echte Piloten von Ultralights. Ich finde es zumindest gut, dass Aerosoft hier für diesen Nieschenmarkt was ordentlich umgesetztes bietet. Segelflieger und Ultralights und ähnlich “simpele” Dinger leiden ja dann doch immer ein wenig darunter, dass einerseits für die Payware-Leute kein Markt für sowas “unspektakuläres” gesehen wird, die Freeware dann aber oft doch nicht (zumindest visuell) alle Möglichkeiten des Simulators ausreizt.

Da man sich ja weder Aerosofts Kopf über Profit etc. zu zerbrechen braucht, noch gezwungen ist das Ding zu kaufen, kann man sich in diesem Fall sicher einfach ob der gelungenen Umsetzung freuen.

Für alle Arten von Flugdaten (Spritverbrauch, Endurance live berechnet, etc.) benutze ich auch im FSX dieses tolle Programm:
http://hsors.pagesperso-orange.fr/afsd.html

Felix
Felix
13 Jahre zuvor

Ach ja, nur sicherheitshalber möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich auf der oben genannten Seite das Program AFSD meinte!

Theo
Theo
13 Jahre zuvor

Schönes Review! Auch wenn ich bei vielem nicht zustimmen kann. Speziell die Texturen kann man doch nur als lieblos bezeichnen. Keine Schattenwürfe, keinerlei Gebrauchsspuren, nein, mich erinnert die Falcon an ein Spielzeug aus einem Ü-Ei 😉

ga-fan
ga-fan
13 Jahre zuvor

Schönes Review, danke! (auch wenn ich die Falcon schon vorher gekauft habe)
Was ich in diesem Bericht allerdings ein wenig vermisse, ist die genauere Beschreibung des Flugverhaltens. Z. B. wurde in der Falcon das negative Wendemoment “eingebaut”, was in FSX-Flugzeug-Add ons nicht allzu oft der Fall ist.

Genau solche Kleinigkeiten sind der Grund dafür, wieso dieses UL zu meinen beforzugten Maschinen gehört.

Und für die Segelflieger unter uns sei noch gesagt, dass das UL im motorlosen Flug eine Gleitzahl von 1:15 hat, mit einem Nimbus kann es zwar nicht mithalten, aber für einen Thermikflug zwischendurch reicht es.