Review: Professional Flight Planner X von FlightSimSoft (FSX/P3D/FS9/X-Plane)

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Was haben wir Flusianer es gut! Wir können den Simulator anklicken, eine beliebige Start-Situation wählen und einfach drauf los fliegen. Könnten wir. Wenn wir wollten. Immer. ABER! Das wollen wir ja gar nicht. Wenigstens nicht immer. Denn die meisten von uns suchen etwas anderes: Realismus. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten bereits seit geraumer Zeit diverse Planungs-Tools. Freeware, Payware, interaktive online-Angebote. Sogar Apps gibt es mittlerweile dafür.

Zuletzt veröffentlichte das von TOPCAT bereits bestens beleumundete Team um Judith Blaschegg und Christian Grill unter dem Label FlightSimSoft bei aerosoft ihren “Professional Flight Planer X”. Stefan Benzinger hat sich hingesetzt und in die Planungen gestürzt. Was er davon zu berichten weiß, findet Ihr unter

“as real as it gets”! Das ist es doch, was wir immer suchen. Im wahren Pilotenleben besteht die Wirklichkeit bekanntlich aus wesentlich mehr als “nur” der Beherrschung der Technik und der Durchführung eines Fluges. Als ob das nicht schon genug wäre! Es braucht auch eine solide Flugvorbereitung. Strecke, Wind und Wetter, Spritbedarf, Beladung… Da kommt dann auch für den Flusianer schön was zusammen. Dazu noch der Anspruch, möglichst regelkonform zu fliegen! Spätestens, wenn ich mich in einer Online-Umgebung bewegen möchte, werden all diese Faktoren schnell zu einem simulatorischen “show-stopper”, wenn sie nicht Berücksichtigung in einer sorgfältigen Flugvorbereitung finden.

Bis dato war diese Planerei ein mühsames Unterfangen. Viele verschiedene Quellen mussten angezapft werden und etliche Seiten Papier wollten bedruckt und bearbeitet sein.  Alleine der Zeitbedarf hat mir so manchen Feierabend ausgefüllt, so daß für den eigentlichen Flug kaum mehr Konzentration und Zeit übrig blieb. Und saß man endlich im Cockpit, mußte man zu allem Überfluß oft feststellen, daß die Qualität der Daten trotz aller Bemühungen sehr wechselhaft sein konnte.

Und genau hier setzt FlightSimSoft mit dem PFPX an. Wo im Airline-Alltag hochqualifizierte Spezialisten, die “dispatcher”, die Besatzungen unterstützen, soll das Programm die oben genannten Hindernisse und Defizite beseitigen und eine tiefgründige, umfassende und wirklichkeitsnahe Flugvorbereitung ermöglichen.

Der erste Eindruck:

…ist gut! Nach problemlosem Download und Installation inklusive Online-Registrierung findet sich eine übersichtliche, professionell wirkende Benutzeroberfläche, die sofort oder später konfiguriert werden kann. Eine deutschsprachige Einführung mit 88 Seiten gibt eine schnelle, gut strukturierte Übersicht über die Programmfunktionen und die Grundlagen des “dispatchens”. Das Dokument ist ebenso wie tiefergehende Anleitungen, eine Beispielplanung und verschiedene Videos (!) bereits vor einem eventuellen Kauf verfügbar. Rat und Hilfe finden User natürlich auch online im Produkt-Forum bei aerosoft.

Das sagt der Hersteller:

Neben den hier auf Englisch und hier auf Deutsch nachzulesenden Features fällt mir eine Aussage besonders auf:

Wesentliche Echtzeit-Daten wie Winde, METAR, TAF, Tracks und NOTAMs bezieht das Programm über seine eigenen Server. Dafür erwirbt man beim Kauf automatisch eine 365 Tage gültige Lizenz, die auch mit der Installation aktiviert wird.

Nach Ablauf der Lizenz bleibe PFPX “… zwar weiterhin voll funktionstüchtig, jedoch ohne Echtzeit-Daten… Andere Quellen wie ActiveSky und RealEnvironment Extreme wie auch Ihre gespeicherten Wetterdaten und Tracks sind weiterhin funktionstüchtig! Sie haben jederzeit die Möglichkeit Ihr Abonnement zu verlängern selbst wenn es schon ausgelaufen ist!” (Produktseite auf aerosoft.de)

Die Verlängerung kostet derzeit € 12,42 netto. Will man auch aktuellste Navigationsdaten zur Verfügung haben, sind weitere Kosten vorprogrammiert. Je nach Präferenz akzeptiert PFPX sowohl Navigraph wie auch aerosoft’sche Updates via NavDataPro.

Das ist mir aufgefallen:

Die Macher des Tools meinen es wirklich ernst mit dem “Rundum-sorglos-Paket” zur Flugplanung. Hat man sich in die volle Funktionalität des Programmes eingearbeitet, bereichert das Ergebnis die Flugsimulation ungemein. Was das Programm alles ausspuckt, und wie man es bedient, zeigen einige Bilder am Besten:

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Zwei Beispiele für Flugzeugprofile: PMDG 777F X und PMDG NGX 737-800 mit winglets und mixed-Bestuhlung

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Hier das entspechende TOPCAT-Profil

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Ein (fiktiver) Flug von München nach Madeira…

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…und der Plan zum Alternate La Palma gleich mit dazu

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Ein Blick auf die Gewichte, Wind und Wetter sowie die NOTAMS…

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…und schon kommen wir zum OFP (operational flight plan). Diesen exportieren wir flugs…

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…machen unsere Performance-Berechnung mit TOPCAT’s Hilfe…

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…und können diese Daten auch gleich an den Flusi übergeben.

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VATSIM-Piloten kriegen auch noch ein prefile für ihre Lotsen

Neben einer hohen Programmstabilität glänzt PFPX mit einer intuitiven Benutzerführung, übersichtlichen Menüs, gut gegliederter Bildschirmaufteilung und schnellem Bildaufbau. Es gibt zahlreiche Konfigurationseinstellungen, anpassbare Flugzeugprofile und auch einen integrierten Browser, mit dem sogar auf externe Routenplaner zugegriffen werden kann.

Eine Schnittstelle zum TOPCAT-Modul ermöglicht – sofern vorhanden – eine direkte Übertragung der Daten und damit die Übergabe der Beladungsdaten und der Spritberechnung. Von TOPCAT wiederum kann je nach Add-on der Flieger direkt beladen und betankt werden. PFPX sorgt derweil für den Export der Flugpläne in das jeweilige Verzeichnis des Fliegers. Bei der von mir für die Tests benutzten PMDG NGX funktionierte das stets reibungslos.

Der inhaltliche Tiefgang der Funktionen verlangt natürlich schon nach einer gewissen Ernsthaftigkeit beim Anwender. Das Handbuch (auf Deutsch! Danke dafür!) und die Videos habe ich schon erwähnt. Diese Informationen reichen zunächst völlig aus, um nach relativ kurzer Zeit bereits erste Erfolge feiern zu können. Einmal angefixt, will der Simmer natürlich mehr, und spätenstens auf der Langstrecke mit TRACKS und ETOPS-Berechnungen, Re-Dispatch und ähnlichem ist etwas Literaturstudium ratsam. Wikipedia bietet hier übrigens recht gute Artikel; auf die einschlägige Fachliteratur sei nur am Rande verwiesen.

Das muss man wissen:

Der Realitätsanspruch ist wirklich hoch. Ich habe spaßeshalber einen mit PFPX erzeugten Flugplan einem befreundeten (echten) Triple-Seven-Kapitän vorgelegt. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände… Ich glaube, er hat die Simmerei bis dahin immer etwas belächelt – mittlerweile schickt er mir seine OFP’s (“…guck mal drüber…”). Das ganze ist natürlich nur ein kleiner Spaß zwischen uns. Aber gefreut hat es mich schon.

Wenn man es ganz genau will, bedürfen die hinterlegten Profile verschiedener Flugzeugmodelle übrigens einer detaillierten Anpassung bei den Gewichten und teilweise auch den Verbräuchen. Im Forum finden sich hierzu einige lesenswerte Anmerkungen. Das liegt beileibe aber nicht an schlampiger Programmierung, sondern im Realitätsanspruch des Programmes und verschiedener Add-on-Hersteller wie PMDG. Praktisch kein Airliner gleicht dem anderen! Bei allen professionellen Planungsprogrammen der Industrie hat tatsächlich jeder Flieger “sein” Profil. Manche 747 sind eben durstiger wie andere, dafür fliegen sie aber etwas langsamer… Diese Fummelei habe ich mir persönlich aber noch gespart. Es geht auch gut ohne. Erwähnt gehört es trotzdem, denn hier wird das “Fliegen nach Zahlen” Wirklichkeit.

Das werde ich nicht vergessen:

Kann man Liebe steigern? TOPCAT habe ich nämlich schon geliebt – der Professional Flight Planer X setzt bei mir leidenschaftsmässig noch etwas oben drauf. Nicht, daß man die damit erzeugten Flugpläne nicht auch früher hätte zusammenbasteln können. Mit Hilfe der eingangs erwähnten Datenquellen war das auch möglich. Aber noch nie so schnell, so einfach und dabei so akkurat! Die offene Architektur, die Kompatibilität zu praktisch allen verfügbaren zivilen Simulatoren und die vielen Import- und Exportfunktionen runden das Produkt bestens in alle Richtungen ab.

Für simFlight.de ist klar:  Professional Flight Planer X ist einer der Top-Kandidaten für das “Tool des Jahres”.

10 Comments
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Chris
Chris
10 Jahre zuvor

Kann dem Review nur zustimmen. Zuvor hatte man einfach mehrere Quellen und nun geht alles innerhalb weniger MInuten und trotzdem deutlich umfassender. Va die Redispatch und ETOPS Funktionen sind super (wenn man sie mal verstanden hat). Was fehlt sind vielleicht noch einige tiefere Tutorials und Beispiele, gerade für die o.g. Funktionen.
Allerdings steige ich bei der neuen Topcat-Integration noch nicht durch. Ich habe Version 1.06 und trotzdem finde ich keine Performance-Berechnung innerhalb von PFPX, wie bisher kann ich die Daten für mein Topcat exportieren, aber wo klicke ich denn, dass ich es auch in PFPX berechnen/sehen kann wie es auf einem der oberen Fotos zu sehen ist?

Danke.

Stefan B
Stefan B
Beantworten  Chris
10 Jahre zuvor

Zunächst musst Du dem Flugzeug ein spezifisches TOPCAT-Profil zuweisen. Du gehst im “Aircraft-Menü” in die Aircraft database, gehst auf den Flieger Deiner Wahl und öffnest das Profil mit Edit. In dem Fenster Mitte-Rechts gibt es die Zeile “Take-off…Performance” Darunter gehst Du mit Edit in die TOPCAT-Flugzeugauswahl und weist so dem PFPX ein entsprechendes Profil zu. Save nicht vergessen.

Dann machst Du Deinen Plan, und gehst am Ende im PFPX auf den Button Take-off – schwupps, schon öffnet sich ein Fenster, wie man es von TOPCAT kennt – also alles schön eingeben bzw. checken. Wenn Du jetzt noch calculate drückst, kriegst Du Deine Konfiguration geliefert.

Chris
Chris
Beantworten  Stefan B
10 Jahre zuvor

Vielen Dank Stefan. Genau was ich gebraucht habe!

Sascha Heber
10 Jahre zuvor

Verflixt, das Jahr wird Flusitechnisch immer teurer. Sieht ja doch so aus als käme ich hier auch nicht dran vorbei 🙂

MallorcaShuttle
MallorcaShuttle
10 Jahre zuvor

PFPX ist wirklich grossartig – nach den vollmundigen Ankündigungen war ich erstmal skeptisch. Aber das Ding funzt (zumindest bei mir) perfekt: Von Lublin (EPLB) nach Stansted (EGSS) mit iFly 738: Die Differenz auf diesem 2Stunden-leg zwischen berechnetem und tatsächlichem Fuel-Burnoff betrug nur 80kg!!!
Es gibt natürlich noch einige Bugs, aber der Komplexität sei das verziehen – die Updates kommen ja auch momentan sehr zahlreich.
Schade finde ich, dass TOPCAT nicht integriert wurde, sondern als eigenständiges Programm erhalten wurde – das wär sonst die perfekte Flugplanung mit EINEM Programm gewesen.

Günter - simFlight
Günter - simFlight
10 Jahre zuvor

Ich muss auch zustimmen, dass PFPX wirklich ein tolles Programm ist. Die Berechnungen damit sind wirklich perfekt, teils auf das Kilo! Und das bei schneller und einfacher Bedienung und trotzdem die Möglichkeit, alles extrem kompliziert und detailiert aufzudröseln, wenn man will.
Paar Bugs sind vorhanden, aber damit muss man rechnen/kann man leben und es wird gebügelt!
Ich hoffe nun sehr, dass viele weitere Aircraft profiles dazukommen …

Axel
Axel
10 Jahre zuvor

Allen Kommentaren sei hier ein “+1” hinzuzufügen! Tolles Programm, toller Support! 🙂

Axel
Axel
10 Jahre zuvor

Achja…und informatives Review 😉

Dirk Bovensiepen
10 Jahre zuvor

Ich glaub,ich werd wieder 50 Euro los….hört sich an,als wäre es ein Programm,daß es professionell macht,ohne ne echte Pilotenausbildung…..für mich als Hobbypilot genau das,was ich schon immer gesucht hab….

Foizman
Foizman
10 Jahre zuvor

Wenn ich mit der PMDG NGX fliegen will, brauch ich jetzt PFPX und Topcat? Kann mal wer schnell erklären, wofür man Topcat überhaupt noch braucht, wenn man PFPX hat?

Danke