Review: Paulo Ricardo | Rio de Janeiro

Mit seinem neusten Werk, dem Flughafen Santos Dumont in Rio den Janeiro, bleibt Paulo Ricardo seiner Heimat Brasilien treu. Er hat mit dem kleinen, aber quirligen Flugfeld direkt im Zentrum der ehemaligen Hauptstadt ein Prunkstück für den südamerikanischen Kontinent geschaffen. Was Santos Dumont auszeichnet, zeigt euch unser Rezensent Tom, in einem klassischen Textreview.

Zurück zu den Wurzeln

In letzter Zeit waren Video-Reviews bei uns auf simFlight.de voll im Trend. Wir haben damit ein wenig experimentiert und neue Ansätze ausprobiert. Gleichwohl haben wir aber auch eure Anregungen, Reaktionen und Kritiken zu diesem Format aufgefasst. Mir selbst ist mit der Zeit aufgefallen, dass ich in meinen Video-Reviews nach und nach ungenauer und weniger akribisch wurde. Kurz und knapp: Meine Rezensionen haben nicht mehr den Qualitätsanspruch gehabt, den wir, und speziell ich, verfolgen. Auch ihr habt in den Kommentaren mehrfach erwähnt, dass euch eine Darstellung aus Text und Bildern aus verschiedenen Gründen eher zusagt. Ich kehre an dieser Stelle daher zu den klassischen Text-Reviews mit reichhaltiger Bebilderung zurück. Mir ist es wichtig, an dieser Stelle zu betonen, dass dies meine eigene und persönliche Entscheidung ist, die nicht stellvertretend für das gesamte simFlight-Team steht. Auch zukünftig werden wir noch Streams und Videoreviews auf unserer Webseite anbieten. Gerne könnt ihr in den Kommentaren eure Gedanken und Meinungen zu diesem Schritt hinterlassen. Ich freue mich schon darauf!

Die alte Hauptstadt

Nun aber zum Thema: Rio de Janeiro! Eine Kultstadt. Wie viele Filmszenen versetzen uns an die malerischen Strände von Ipanema und Copacabana, auf den berühmten Zuckerhut mit seiner spektakulären Seilbahn oder zum “Christus Redentor”, dem Erlöser auf dem Corcovado. Dazu das bunte Treiben des Karnevals und das herrliche Wetter an der brasilianischen Atlantikküste. Ja, Rio ist wirklich wunderschön und beeindruckend, aber auf der anderen Seite auch bitterarm und verwahrlost. Reichtum und Armut leben hier Seite an Seite und wirken mancherorts gar zynisch. Die Kriminalitäts-, wie auch die Mordrate ist sehr hoch und ein Großteil der Bevölkerung lebt in illegalen Siedlungen, den berühmten Favelas. Rio ist eine Stadt mit schwarzen und weißen Seiten. Das gilt für viele Städte, aber in Rio habe ich persönlich es extrem deutlich und unvermittelt wahrgenommen. Es ist eine unheimlich aufregende und aufstrebende Stadt, die aus vielerlei Hinsicht einen berühmten und berüchtigten Ruf verdient hat.

Rio de Janeiro war in den dreißiger Jahren mehrfach Ziel der Transatlantikfahrten der LZ127 “Graf Zeppelin” und LZ129 “Hindenburg”. Mit den bekannten Luftschiffen gelangte man erstmals auf direktem (Luft)Weg von Deutschland nach Brasilien. Aus Der Heimat kommend wurde zunächst Recife angesteuert, wo sich heutzutage der einzig erhaltene Zeppelinankermast befindet, bevor der Flug nach Rio fortgesetzt wurde. Dort bestand ein Anschluss per Flugzeug nach São Paulo.

Der Flughafen Santos Dumont hat in der kurzlebigen aber aufregenden Zeit der Luftschifffahrt allerdings nie eine Rolle gespielt. In Rio landeten die Luftschiffe anderorts. In den ersten Betriebsjahren noch als Calabouço Airport bekannt, war Santos Dumont zu dieser Zeit Ausgangspunkt für die Wasserflugzeuge von Panair do Brasil, Pan American Airways und einigen weiteren Gesellschaften. Ende der dreißiger Jahre begannen jedoch bereits Landaufschüttungen um Landebahn, Betriebsflächen und weitere Infrastruktur zu schaffen. Auch seinen heutigen Namen erhielt der Flughafen in dieser Zeit, nachdem der brasilianische Luftfahrtpionier Alberto Santos Dumont im Jahr 1932 verstorben war. In den darauffolgenden Jahren wuchs Santos Dumont als damaliger Hauptstadtflughafen des Landes zu einem bedeutenden Luftfahrtdrehkreuz Südamerikas heran. Schon damals machte die Shuttle-Route nach São Paulo, die heutzutage mehrmals stündlich bedient wird, einen großen Anteil der Flugoperationen aus.

Mit der Verlegung der internationalen Flüge zum neuen Galeao Flughafen ab 1952 verlor Santos Dumont nach und nach an Bedeutung. Santos Dumont fertigt mittlerweile ausschließlich Inlandsflüge zu einer begrenzten Anzahl an Zielen ab und ist auf 19 Flugbewegungen pro Stunde beschränkt. Zudem herrscht ein striktes Nachtflugverbot. Die unmittelbare Nähe zur Innenstadt und die kurzen Wege innerhalb des Flughafens machen Santos Dumont dennoch zum beliebten Anlaufpunkt für Origin- und Destination-Passagiere. Stolze neun Millionen Fluggäste wurden im Jahr 2018 gezählt.

Das verspricht der Hersteller

Für uns Bildschirmpiloten ist der kleine brasilianische Flughafen in erster Linie aufgrund seiner besonderen Lage und der kurzen Landebahn interessant. Eine A321 oder 737-900 dürft ihr hier leider nicht operieren. Immerhin aber A320 und 737-800 mit Short-Field-Performance Package.

Paulo Ricardo hat Rio de Janeiro bereits in der Vergangenheit einmal großzügig und spektakulär angefasst. Damals war die Flächenabdeckung ein wenig umfangreicher, der Flughafen Santos Dumont dafür aber noch auf deutlich niedrigerem Detailgrad umgesetzt. Mit seinem neusten Werk hat Paulo Ricardo wahrlich neue Standards gesetzt. Die Liste mit den Features ist vielversprechend:

  • Umland mit individuellen Gebäuden, Terrain und Objekten
  • Volumetrisches Gras und Regeneffekte
  • Nachdarstellung
  • 3D Zuckerhut und Corcovado
  • PBR-Lichteffekte auf dem Flughafen
  • Gesamte Stadt mit Gebäuden für beste Performance optimiert
  • Autogen Stadt
  • Jetways wahlweise mit SODE oder STRG-J
  • Kompatibel mit Orbx FTX

Erster Eindruck

Aus São Paulo kommend erreicht man Rio über das etwas bergige Hinterland und überfliegt bereits in relativ geringer Höhe die westlichen Bereiche der Stadt. Bereits hier erkennt man die umfangreiche Szenerie an der Fototextur und passend platziertem Autogen. Im Hintergrund kann man das Stadtzentrum mit vielen Gebäuden und Modellen von Paulo Ricardo erkennen. Auch Christo Redentor auf dem Corcovado ist bereits aus großer Entfernung sichtbar und macht einen guten Eindruck.

Ich fliege auf diesem Flug Visual auf die Bahn 20L. Der spektakuläre Turn direkt vorm Zuckerhut bleibt also aus, dafür kann man den Granitfelsen im Anflug unmittelbar hinter der Landebahn bestaunen. Für die Landung möchte ich schon möglichst früh vorbereitet sein, damit dem finalen Turn genug Aufmerksamkeit gewidmet werden kann und die Workload reduziert ist. Rechts kann man jetzt immer mehr Stadt bewundern, die von Paulo Ricardo ziemlich dicht und bebaut umgesetzt wurde. Viel Zeit zum Staunen bleibt jedoch nicht, denn langsam wird es heiß: Voll konfiguriert fliegt man in östlicher Richtung auf die Baia de Guanabara zu und nimmt Blickkontakt zum Flughafen auf.  Visuell ist die Rio-Niteroi-Brücke eine wichtige Orientierungshilfe, die grob im rechten Winkel zur Runway verläuft. Beim Eindrehen auf Landekurs darf man keine Angst vorm kontinuierlichen Sinken haben, denn die kurze Bahn verzeiht keinen zu hohen Anflug.

Jetzt heißt es: präzise in der Aufsetzzone landen, Full Reserve, Brakes und lieber etwas zu hart aufsetzen, als zu lange zu flaren. Wenn alles klappt, schafft man mit der leichtbeladenen A319 den letzten Exit, andernfalls geht’s links am Zuckerhut vorbei zum nächsten Versuch.

Nach der Landung bleibt zum ersten Mal Zeit um in Ruhe einen Blick auf die eigentliche Flughafenszenerie zu werden. Unglaublich plastisch, sehr komplex, schön modelliert und mit vielen Details ausgestattet beeindruckt Santos Dumont auf ganzer Linie. Das Flair des Flughafens im Prepar3D ist super und ich bin hellauf begeistert. Sowohl Hangarkomplexe, als auch Terminal machen einen hochwertigen Eindruck. Sie sind mehr als solide umgesetzt. An den Parkpositionen gibt es SODE-Jetways (können bei Bedarf auch durch STRG-J ersetzt werden), die dank passender Bodenmarkierung trotz eingeschränkter Maneuvrierbarkeit perfekt an das Flugzeug andocken. Unmittelbar hinter den Abfertigungsgebäuden erheben sich die Hochhäuser Rios, die leider nur minderwertig texturiert sind, aber allein durch ihre Präsenz zur Atmosphäre des Flughafens beitragen.

Der Flughafen Santos Dumont

Viel Aufregendes hat Santos Dumont selbst eigentlich nicht zu bieten. Der Flughafen besitzt ein einziges Terminal, zwei kurze Bahnen, die allerdings so nah zusammen liegen, dass jegliche Form von Parallelbetrieb ausgeschlossen ist, einige Flugzeughallen und ein paar weitere Gebäude. Das Gelände ist an drei Seiten von Wasser umgeben, am westlichen Rand “verschmilzt” das Terminal geradezu mit der Stadt.

Alle Gebäude auf dem Flughafen sind von Paulo Ricardo sehr detailliert und komplex umgesetzt worden. Dachkonstruktionen, Treppen, Absperrungen, Klima- und Belüftungsanlagen, Antennen und Lichtmasten sind plastisch modelliert. Sowohl Abfertigungsgebäude, als auch Wartungshallen haben ein Interieur erhalten. Der Verzicht auf Fototapeten oder Texturen für die Glasfassaden und Hallentore lässt die Szenerie sehr hochwertig und atmosphärisch wirken. Im Terminal gibt es eine rudimentäre Innenausstattung, die vom Rollfeld aus allerdings einen super Eindruck macht.

Die Gebäudetexturen sind mir in einigen Fällen etwas zu einfach umgesetzt. Sie wirken an einigen Stellen gar lieblos, weil die aufwendigen um plastischen Gebäude nur mit einer groben Tapete mit unscharfen Fensteraufdrucken ergänzt wurden. Einige Texturen sind derart schlecht aufgelöst, dass selbst große Schriftzüge unlesbar sind. Die Qualität schwankt allerdings stark. So bin ich mit der Umsetzung des Towergebäudes sehr zufrieden. Unterschiedliche Verschmutzungen ergänzen das Modell gut und betonen die verschiedenen Materialien. An einigen Gebäuden gibt es auch PBR-Effekte. Ärgerlich sind diese Unterschiede besonders an einem Flughafen wie Santos Dumont. Hier stehen eigentliche alle Gebäude in der „ersten Reihe“, sodass auch alle Unzulänglichkeiten direkt vom Cockpit aus einsehbar sind. Schade!

Während die Gebäudetexturen eher als Schwachstelle einzustufen sind. Punktet Paulo Ricardo dafür mit den Bodentexturen. Sie sind abwechslungsreich, sehr gut aufgelöst und bieten viele Details. Auf den Betriebsflächen sind sämtliche Markierungen gut zu lesen und sauber gezeichnet. Die Farbgebung stimmt und es gibt keine überzeichneten Kontraste. Die Rot-, Gelb- und Blautöne der Linien, sowie weiße Straßenmarkierungen fügen sich sehr harmonisch in das Gesamtbild ein. An den Parkpositionen gibt es Verschmutzungen und auch den Rollwegen und Pisten sieht man an, dass sie rege genutzt werden. Phänomenal finde ich die Schwelle von Runway 20L. Das ist wirklich auf allerhöchstem Niveau gestaltet! Die Bodentexturen sind soweit ich das erkennen kann leider nicht mit PBR ausgestattet, einige nette Effekte mit Flüssigkeitsrückständen gibt es aber trotzdem.

Die Rasenflächen zwischen Asphalt und Beton sind mit 3D-Grass ausgestattet. Sie wirken eventuell etwas eintönig, basieren allerdings auf einer Fototextur, die hier und da auch ein paar Abwechslungen bietet. Saisonale Texturen gibt es nicht.

Ein weiteres Highlight der Szenerie sind die unzähligen Fahrzeuge und Geräte, die auf dem Vorfeld platziert sind. Treppen, Tugs, Traktoren und Gepäckwagen stehen an den Parkpositionen, auf gesammelten Abstellplätzen und auch in den Hallen. Sie sind allesamt sehr gut modelliert, wirken plastisch und passen sich gut in das Gesamtbild ein. Allein die Vielzahl an Objekten trägt bereits zum realistischen Flair des Flughafens bei. Darüber hinaus sind ausschließlich länderspezifische Fahrzeuge zu finden. Es gibt auch eine Handvoll animierte Fahrzeuge.

Paulo Ricardo hat zudem einige GA-Flugzeugmodelle in die Szenerie eingebunden. Sie stehen vor den Wartungshallen und auf dem Vorfeld und machen einen rundum guten Eindruck. Kommerzielle Modelle von Airbus, Boeing oder Embraer sucht man leider vergeblich. Die Flugzeuge an den Gates entstammen UTLive.

Die Stadt Rio de Janeiro

Flughäfen wie Santos Dumont, Kai Tak oder Dubai macht die Lage in dicht bebautem Gebiet aus. Was wären sie im Simulator, wenn nur die Standard FTX-Szenerie als Kulisse dienen würde? Das Umfeld der Flughäfen macht doch sehr viel von ihrem individuellen Charme aus und trägt, je nach Qualität mehr oder weniger, zu einer gelungenen Atmosphäre in unseren Simulatorausflügenb bei. Paulo Ricardo hat “seinen” Santos Dumont Airport in ein wunderbares Rio de Janeiro eingebettet, dass nicht nur visuell beindruckend ist, sondern auch durch Effizienz überzeugt.

Bereits im direkten Umfeld des Flughafens erkennt man die Herangehensweise, die Paulo Ricardo für seine Szenerie gewählt hat: Er modelliert charakteristische Gebäude so, dass man sie aufgrund ihrer spezifischen Merkmale wiedererkennt, verzichtet dabei aber auf großartige Details. Auch die Texturen sind extrem einfach gehalten und wirken besonders aus direkter Nähe überaus minderwertig. Diese Philosophie erlaubt es dem Entwickler jedoch eine massive Anzahl an individuellen Gebäuden dicht an dicht ohne größere Performanceeinbußen zu platzieren. Rio strotzt nur so von Bauwerken und wirkt im Simulator wie eine richtige Großstadt! Aus der Entfernung macht eben die Masse und nicht der Detailgrad den Unterschied aus. Ein schönes Beispiel sind die Containerschiffe in Hafen. Sie sind mit wenigen Polygonen lediglich rudimentär modelliert worden. Aus der Nähe gerade so als Schiff zu identifizieren, fügen sie sich aus einiger Entfernung unscheinbar aber passend in das Gesamtbild ein. Bekannte Landmarken wie die moderne Kathedrale von Rio sind als Modell entsprechend umgesetzt und trotz mangelnder Details gut wieder zuerkennen.

Die Rio-Niteroi-Brücke, sowie Ilha deas Enxadas im Anflugbereich des Flughafens sind sehr plastisch und ansehlich umgesetzt worden. Aktiviert man im Simulator Wasser- und Straßenverkehr herrscht im Hafen und auf der Brücke auch reges Treiben.

Die Seilbahn auf den Zuckerhut ist selbstverständlich ebenfalls in der Szenerie enthalten. Auf dem oberen Teilstück ist sie sogar animiert und fährt fleißig auf und ab. Die Stationen sind recht grob umgesetzt aber wiedererkennbar. Schön: nicht nur die Stationen selbst sind umgesetzt, sondern auch die Aussichtsplattformen. Auf dem Helipad der Mittelstation könnt ihr auch landen und Touristen für Rundflüge einsammeln.

Auch der Corcovado und Christo Redentor sind entsprechend umgesetzt. Verhältnismäßig viele Details finden sich hier auf der Rückseite der großen Statue. Sowohl Restaurants mit Sitzmöglichkeiten, Rolltreppen und Plattformen, sowie die Zahnradbahn sind zu erkennen. Auf diese Weise wirkt das Monument auf dem Berg nicht alleingelassen, sondern ist realitätsgetreu in die passende Infrastruktur eingebettet.

Interessant: Sowohl Corcovado als auch Zuckerhut hat Paulo Ricardo als Objekt umgesetzt. Der Vorteil gegenüber der Variante als Geländemodellierung ist, dass auch aus größerer Entfernung die charakteristische Form der beiden Berge nicht vereinfacht wird und zu grob dargestellt ist. Wie bereits im ersten Eindruck dargestellt, ist Christus Redentor bereits aus weiter Entfernung zu erkennen und thront auf seinem schmalen Felsen über der Küstenstadt.

Neben Innenstadt, Zuckerhut und Corcovado gehören natürlich auch Copacabana und Ipanenma zu einer vollständigen Umsetzung von Brasiliens ehemaliger Hauptstadt. Die beiden Strände mit ihren Promenande und Hotels sind selbstverständlich auch von Paulo Ricardo bedacht worden. Auch hier gilt die „Masse-statt-Klasse“-Philosophie, trotzdem konnte ich eindeutig das Hotel identifizieren, in dem ich während meines Aufenthalts in Rio untergebracht war. Copacabana und Ipanema machen im Gesamtbild einen wunderbaren Eindruck.

Meckern auf hohem Niveau: Die Strände sind so dermaßen breit, dass mich interessieren würde, ob man nicht in irgendeiner (performancefreundlichen) Form die Massen an Menschen die sich im Sommer dort am Meer tummeln hätte umsetzen können. Selbst aus dem Flugzeug ist das sichtbar.

Paulo Ricardos Arbeit endet hier jedoch nicht. Die Szenerie beinhaltet auch die Bereiche um Rio de Janeiro herum. Im Westen gibt es viele Details, handplatzierte Objekte und passende Modelle in Barra da Tijuca, im Norden ist die Rafinerie Duque de Caxias Reduc gut zu erkennen, im Osten die Städte Niteroi, Icarai und Itaipu. Überall finden sich individuelle Objekte und Autogengebäude, die sauber auf der Fototextur platziert wurden. Ich bin ganz ehrlich: Ich habe nach dem Übergang zu FTX South America gesucht, ihn aber nicht gefunden. Paulo Ricardos Rio de Janeiro ist riesig groß und passt sich super in das Umland ein!

Während die Innenstadt und die Küstenbereiche nahezu ausschließlich mit individuellen Gebäuden ausgestattet sind, hat Paulo besonders im Hinterland Autogengebäude platziert, die in der Masse einen guten Eindruck machen, allerdings mit ihren Spitzdächern unpassend wirken. Betrachtet man einige dieser Bereiche isoliert ist das schon ein wenig enttäuschend, weil nichts von Rios südamerikanischen Charakteristik dabei übrig bleibt. Auch hier hat Paulo jedoch geschickt gearbeitet: Es gibt nur wenige Bereiche, in denen wirklich ausschließlich Autogen platziert ist. Überall gibt es POIs, vereinzelte Gebäudekomplexe, Stadien, Hochhäuser. Auf diese Weise ergänzen die Autogenobjekte das Gesamtbild lediglich um mehr Fülle.

Leider ist der Autogenmasse auch das Sambodromo zum Opfer gefallen. Die berühmte Karnevalsmeile ist zwar rudimentär zu erkennen, aber wirklich sehr spartanisch umgesetzt. Für die Karnevalfans unter euch dann wahrscheinlich doch eine kleine Enttäuschung.

Bereits beim ersten Anflug auf Rio habe ich mich ein wenig gewundert: Es gab so wenig Vegetation. Besonders am Parque de Flamengo in unmittelbarer Nähe zum Flughafen fiel das auf. Hier gab es nur Fototapete ohne jegliche Objekte. Ein Fehler in der Szenerie?

Nach einem Abgleich mit den offiziellen Screenshots vom simMarket habe ich verifizieren können, dass eigentlich reichlich Vegetation vorhanden sein sollte. Daraufhin habe ich Paulo persönlich kontaktiert. Er hat mich darauf hingewiesen, dass zunächst eine Autogen-Library installiert werden muss, die in der Ordnerstruktur der Szenerie liegt. Blöd eigentlich; warum geschieht das nicht im Rahmen der Installation? Noch blöder: Auch nach Ausführung der Autogen-Library gab es zum Teil noch “tote” Bereiche in denen keine Vegetation vorhanden war.

Des Rätsels Lösung habe ich gemeinsam mit Paulo leider noch nicht ausmachen können. Er hat allerdings auch keinerlei Berichte über ähnliche Probleme. Anscheinend bin ich da der einzige… Eventuell hat ja jemand von euch ein ähnliches Problem und kann sich bei uns melden, sodass wir gemeinsam mit Paulo eine Lösung finden können.

Die Szenerie bei Nacht

Nachts erhellen am Flughafen Santos Dumont dynamische Lichter das Vorfeld. Die Farbgebung und Intensität gefällt mir sehr gut, die Nachtdarstellung wirkt sehr stimmungsvoll. Schade nur, dass die Lichter der Wartungshallen nicht dynamisch sind, denn so stehen Flugzeuge, die direkt vor den Hallen stehen im Dunkeln. Hier könnte man mit wenig Aufwand nachbessern. Rollfeldbeleuchtung gibt es ganz realitätsnah nur spärlich, genauso muss man auf eine Anflugbefeuerung verzichten. Die beiden Start- und Landebahnen sind lediglich mit Rand- und Schwellenbefeuerung ausgerüstet.

Die Stadt ist wenig spektakulär ausgeleuchtet. Die Wahrzeichen Rios sind selbstverständlich aufwendig beleuchtet und entsprechend im Simulator dargestellt, ansonsten gibt es wenig Auffälligkeiten. Für die weißen Lichter an den Strandpromenaden ist ebenfalls die zusätzliche Autogen-Library notwendig, die zuvor bereits angesprochen habe. Auf Basis der Fototextur kann man diverse Straßenzüge erkennen und die Hauptverkehrsadern nachvollziehen. Die Gebäude sind wenig spektakulär beleuchtet, das ist aber auch okay so.

Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass sich die Nachtdarstellung von Paulo Ricardos Rio de Janeiro nicht mit HDR-Settings verträgt. Helle Einstellungen führen zu extrem überblendeten, weißen Flächen auf dem Flughafen. Ich habe alle Bilder zuvor ohne jegliche HDR-Einstellungen gemacht. Schön wäre an dieser Stelle eine Möglichkeit zwischen HDR- und Non-HDR-Konfiguration wählen zu können.

Fazit

Für mich ist Rio de Janeiro jetzt schon eine der besten Szenerien des Jahres. Paulo Ricardo hat grandiose Arbeit geleistet! Der Flughafen Santos Dumont ist großartig umgesetzt. Besonders die plastische Qualität der Gebäudemodelle und die detailreichen Bodentexturen sind hier explizit hervorzuheben. Eine Vielzahl an Fahrzeugen hauchen der Szenerie zudem eine geschäftige Atmosphäre ein. Spektakulär wird Santos Dumont jedoch erst durch die unmittelbare Nähe zur dicht bebauten Innenstadt Rio de Janeiros. Mit einer geschickten Herangehensweise hat Paulo Ricardo die Großstadt überzeugend und beeindruckend umsetzen können. Die Wahrzeichen der Stadt haben hohen Wiedererkennungswert und die gesamte Metropole inklusive des Umlandes wirkt durchweg überzeugend. Hier und da zeigen sich Schwächen in Form von groben, teils lieblosen Texturen, zu greller Beleuchtung bei HDR-Nutzung und fehlender Vegetation. Die Installation mit zusätzlichem (versteckten) Schritt der Autogenimplementierung ist unglücklich gelöst.

Rio de Janeiro besticht jedoch durch die Vollständigkeit bei überzeugender Performance. Mein System händelt Rio de Janeiro ähnlich wie Lissabon von MK-Studios und besser als Köln/Bonn oder FlightBeams San Francisco. Darüber hinaus überzeugt auch der Preis: Knapp 23€ für die wundervolle Umsetzung eines spannenden Flughafens in einer überzeugend dargestellten Weltmetropole. Dieses Preisleistungsverhältnis sucht seinesgleichen!

Mir bleibt am Ende nur zu sagen: Schlagt zu! Paulo entwickelt derzeit den Stadtflughafen Sao Paulo Conghonas auf gleichem Niveau und ist mit der Entwicklung bereits weit voran geschritten. Es ist also absehbar, dass in naher Zukunft (eventuell noch dieses Jahr?) eine hochqualitative und spekatkuläre Umsetzung der Rennstrecke Rio de Janeiro – Sao Paulo für weniger als 50€ auf dem Markt sein wird. Der perfekte Feierabendflug mit einer ordentlichen Portion Nervenkitzel.

Informationen

Pro Contra
  • Erstklassige Umsetzung des Flughafen Santos Dumont
  • Umfassende Umsetzung von Rio de Janeiro
  • Hoher Wiedererkennungswert
  • Aufwendige und plastische Modelle
  • Abwechslugnsreiche Bodentexturen
  • Überzeugendes Gesamtbild
  • Sehr gute Performance
  • Vorbildliches Preisleistungsverhältnis
  • Aus der Nähe unscharfe Texturen
  • Umständliche Zusatzinstallation von Autogen-Files
  • Grelle Beleuchtungseffekte bei HDR-Nutzung
Informationen Testsystem

 

  • Intel I7-9700K @ 5,1 Ghz
  • 32GB DDR4-Ram
  • Geforce RTX 2080
  • Windows 10  64Bit
  • Prepar3D 4.5

 

 

 

4 Comments
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Roli
Roli
4 Jahre zuvor

Vielen Dank für das aufschluss- und sehr umfangreiche Review in gewohnter Qualität und zum Glück wieder in lesbarer Form.

Raller
Raller
4 Jahre zuvor

“Nach einem Abgleich mit den offiziellen Screenshots vom simMarket habe ich verifizieren können, dass eigentlich reichlich Vegetation vorhanden sein sollte.”
Ich habe genau das gleiche Problem (P3Dv4.5). In der gesamten Umgebung gibt es nicht einen Baum! Ich habe unter folgendem Link mal einen Vergleich erstellt: http://www.seitenschmie.de/No_Trees.jpg

Raller
Raller
Beantworten  Raller
4 Jahre zuvor

PS: Ich habe Paulo angemailt und er hat mir seine “PR_LIBS” Library zugeschickt. Nun funktioniert es…

Flap5
Flap5
4 Jahre zuvor

Ich habe z. B. auch das gleiche Problem bei Viracopos und auch bei Joinville vom gleichen Hersteller.