Fragerunde: Lichter

Günter fragt:

Wann werden welche Lichter angeschaltet und wann wieder aus: Nav lights, Beacon lights, Taxi lights, Logo lights, Runway (turnoff) lights, Strobe lights, Landing lights, … was vergessen?

 

Antwort:

Da gibt es eigentlich nur SOPs. Vorschriften zur Lichterführung gibt’s nur in der Nacht – so unglaublich das auch klingen mag. Ob das heute geändert hat, weiß ich ehrlicherweise nicht. Segelflugzeuge haben jedenfalls tagsüber immer noch keine Lichter – und nachts fliegen sie eh weniger…

Darüber hinaus gibt es mittlerweile leider eine “Verrohung” der Sitten, wenn ich das mal so drastisch ausdrücken darf. Ich kann dir nur sagen, wie es damals bei uns gehandhabt wurde – und es waren nicht die schlechtesten Ideen:

1. Grundsätzlich – auch tagsüber – NAV lights ON (Kollisionsverhinderung bei Tarmac-Fahrzeugen)
2. Vor Engine Start – Beacon ON
3. Bei Taxibeginn – Taxi lights ON
4. Entering RWY – Strobes ON (ist heute aber bei manchen Flugzeugen – z.B. Airbus – automatisch bei Liftoff)
5. When Cleared for take-off – All lights ON (Christbaum)
6. After lift-off – Taxi lights OFF
7. Passing FL100 in Climb – Landing lights OFF
—-im Anflug
8. When descending thru FL100 – Landing lights ON
9. When Landing Clearance received – Taxi lights ON (Christbaum)
10. When leaving RWY – Landing lights OFF
11. Before entering Parking Stand or behind Follow-me – Taxi lights OFF
12. After engine shutdown – Beacon OFF

Eine von uns streng gehandhabte Regel besagte, dass nur ein sich bewegendes Flugzeug Taxi- und/oder Landing-Lights gesetzt hat. Dass heißt also, während eines Taxi-Stops Taxi light OFF, dann wieder ON und so weiter
Voller Christbaum (alle Lichter) nur auf RWY wenn Take-off Clearance erhalten! Das soll ein klares Zeichen sein, dass sich das Flugzeug im Startlauf befindet. Heutzutage sieht man leider immer mehr solche Schwachmaten, die mit vollen Christbaum auf der RWY stehen und auf die Take-Off Clearance warten. Wenn du da dann eine Crossing Clearance für diesen RWY kriegst, dann ist es ein sehr unangenehmes Gefühl, weil du aus der Perspektive des Kreuzenden nicht erkennen kannst, ob sich das Flugzeug schon bewegt oder nicht (soll ja auch schon vorgekommen sein, dass Take-off Clearances irrtümlich interpretiert wurden). Aber die Jungs, die heute in den Cockpits sitzen, kümmert das nicht gross. Die wissen ja eh schon alles… … und erst noch besser!

 

16 Comments
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pmb
pmb
5 Jahre zuvor

Danke. Das fällt bei mir unter die Rubrik, was Sie schon immer gern wissen wollten, aber nie zu fragen gewagt haben. Ich war nie sicher, wann ich auf meinem Switch-Panel welche Kippschalter umlegen soll.

Frank
Frank
5 Jahre zuvor

Wie sieht’s denn mit den Strobes beim Einfliegen in eine Wolkenschicht aus? Ich habe mal gehört, dass die Strobes in diesem Fall ausgeschaltet werden sollen, da die Reflexionen sonst epileptische Anfälle auslösen könnten. Stimmt das denn überhaupt?

Stefan
Stefan
Beantworten  Frank
5 Jahre zuvor

Die 747 hat eine Schalterstellung um den oberen Beacon auszuschalten weil die Cockpitcrew geblendet werden könnte. Aber von Strobes hab ich das noch nie gehört. Ich glaube auch kaum dass da jemand Schalter-DJ spielt und je nach Wolkenklumpen dran rumspielt.

Carsten
Carsten
Beantworten  Frank
5 Jahre zuvor

gute Frage – bei X-Plane kann es jedenfalls auch in der Simulation schnell dazu führen – da blitzt der ganze Monitor bei Nachtflügen durch Wolken immer wieder weiß auf … als einen möglichen Auslöser für Epilepsie kann ich mir das generell schon bei Fluggästen und Crew vorstellen – ist sicher was dran

Will
Will
Beantworten  Carsten
5 Jahre zuvor

Dazu brauchts nicht mal mehr Wolken. Wer schonmal nachs A320 mit Sharklets geflogen ist und etwa ab Vorderkante Tragfläche saß, der weiß, wie scheisse (für die Passagiere) die neuen LED-Strobes positioniert sind: an der Vorderkante des Winglets. Man kann bei Nachtflügen kaum nach draußen gucken, weil die so hell sind, dass die einen mit jedem Blinker gefühlt die Netzhaut wegbrutzeln.

In der Kabine ists aber ja meistens eh beleuchtet (Start und Landung mal ausgenommen), daher würd ich eher nicht davon ausgehen, dass das so oft zu Epilepsieanfällen führt, selbst bei Flügen durch Wolken.

oski
oski
Beantworten  Frank
5 Jahre zuvor

Das Thema epileptische Anfälle bei Blitzlichtern ist natürlich nicht auf flugzeugseitige Strobelights allein beschränkt. Es begeben sich ja jedes Wochenende Tausende von Unterhaltungssuchenden in irgendwelche Bumbum Tempel, wo auch auch Teufelkommraus geblitzt wird. Komischerweise hat da niemand Bedenken… 🙂
Einfliegen in Wolken mit Licht ist aber schon eine Diskussion wert. Wieweit dies von heutigen SOPs auch abgedeckt wird, weiss ich nicht. Man muss ja auch nicht jedes kleinste Detail abdecken. Es soll ja unter dem fliegenden Personal auch Leute geben, die das Denken noch nicht vollkommen verlernt haben.
Eine Variante kommt mir aber – weil selber oft erlebt – noch in den Sinn – ein CAT III Anflug bei Nacht. Ich habe bei solchen Anflügen jeweils alle Scheinwerfer ausgeschaltet, weil der Blendeffekt derart stark ist, dass die ersten Pistenlichter, die man ja trotz Vollautomatik noch gerne sehen würde, davon komplett überdeckt werden. Nach dem Ausschalten des Autopilots während des Rollout habe ich dann die Taxilights zum Rollen verwendet. Alles andere macht bei dichtem Nebel einfach keinen Sinn.

Frank
Frank
Beantworten  oski
5 Jahre zuvor

Danke für deine Antwort, Oski. 🙂

Commander-AUT
Commander-AUT
5 Jahre zuvor

Die runway turnoff lights werden nicht weiter erwähnt:

“ON” nachts beim Taxiing
“ON” nachts vor dem Landen

“OFF” tagsüber (idR via SOP zur Schonung der Lampen unterbunden)

oski
oski
Beantworten  Commander-AUT
5 Jahre zuvor

Turnoff lights gehören für mich zum “Christbaum” und werden situativ verwendet.

Will
Will
5 Jahre zuvor

Anschlussfrage: kann es sein, dass bei manchen Flugzeugen, teilweise selbst beim gleichen Modell, verschiedenfarbige Landing- und Taxilights eingebaut sind? Ich hab bisher vor allem drei Farbtemperaturen beobachten: einmal eher diese eher warmweißen, leicht goldgelben Lichter (wie die alten Halogenlampen beim Auto), einmal etwas kälter und damit ziemlich weiß (LED?) und als drittes ein fast schon bläuliches kaltes weiß, ähnlich wie Xenons.

Sind das alles Optionen oder gibts da irgendwelche Standards, wie die Farbtemperatur der Lichter sein muss?

oski
oski
Beantworten  Will
5 Jahre zuvor

Soweit ich weiss, sind für Flugzeuglichter keine Farbtemperaturen vorgeschrieben, wohl aber für Pistenbefeuerungen. Die Verwendung von konventionellen Sealed Beam Lampen als auch Halogen oder LED ist heute bunt durchmischt und ist einfach immer eine Frage der Zertifizierung der entsprechenden Installation – und dann auch noch (meistens nicht zuletzt) eine Preisfrage.

Stefan
Stefan
5 Jahre zuvor

Im übrigen was man in den Addonfliegern findet:
– Runway turnoff lights: beleuchten den Boden wo die Haupträder später drüberrollern. Wird angeschaltet wenn es zappenduster ist. Auf dem Apron eher weniger
– Logolights: früher war es mal SOP bei einigen Ami-Airlines diese bis 18.000ft anzulassen um zu signalisieren dass man noch nach Fieldheight und nicht std pressure fliegt. Eigentlich macht man sie an sobald man gesehen werden könnte und seine Airline promoten will.
– Bei AirBerlin und LH hat es sich eingebürgert die Navlights anzulassen sobald Personal an Board ist welches potenziell die Verantwortung hat (Crew, Technik) und als Ansprechpartner für Bundespolizei, Tankwart oder Bodenpersonal dienen könnte (“mach’n se ma die hydraulik an büdde”). Dies kann z.B. sein wenn die Bodenklätzer wegsollen die den Flieger festhalten (Hyd für ParkBrake nach Bremswechsel oder nächtlichem Aufenthalt) oder der Sensor für die Frachtluken gestört ist.

Beim ersten Flug des Tages hat die Technik meistens auch schon Strom an, Klima an (besonders wenn es kalt ist) und den ersten Kaffee für die Crew fertig. Dann werden die Navlights angeschaltet und die Herrschaften marschieren vom Mannschaftsbunker los; kleines Gespräch und fertig.

Markus Burkhard
Markus Burkhard
Beantworten  Stefan
5 Jahre zuvor

ATC freut sich auch ohne Promotionsgedanken darüber, wenn Nachts die Logolights an sind. Nicht alle Lotsen wollen dauernd aufs Bodenradar gucken um zu sehen, welches Flugzeug denn nun grad da rollt wo man hinschaut 🙂

Stefan
Stefan
Beantworten  Markus Burkhard
5 Jahre zuvor

Ja also Boden zählt für mich zu Promotion. Sry unvollständig ausgedrückt. In der Luft wird Logo angemacht sobald man beobachtet wird. ^^ Auf dem Ground und niedrigen Höhen ist man immer Beachtet. Ich sach nur die Condor 757 300 mit ihren RR Engines… was nen geiler Sound 😉

skylane182
skylane182
5 Jahre zuvor

Wie sieht das denn mit Wing Lights aus? Hab schon häufig beobachtet, dass die Nachts beim Taxi an sind

Stefan
Stefan
Beantworten  skylane182
5 Jahre zuvor

Diese beleuchten wie der Name sagt den Wing. Daran kannst Du erkennen ob Du ein deicing (Befreien vom Eis) durchführen musst oder die Edges frei sind. Deice=Eisansammlung zerstören; anti-ice= Eisansammlung verhindern.
Bist Du in vereisenden Gebieten machste Wing Anti Ice an und guckst regelmäßg ob die Tragflächen vereisen. Wenn ja gibst Du power auf die Boots sobald ein Limit überschritten ist. Aber ich denke da kann Oski tiefgründiger Berichten.