Review: FlyTampa Grenadinen

Titel“Auf in die Karibik” haben wir geschrieben, als die Szenerie der Grenadinen von FlyTampa herausgekommen ist (klick). Frank Schmidt ist diesem Aufruf gefolgt und hat sich die Szenerie angeschaut. Ob er jetzt nur noch in der Karibik herumdüst, könnt ihr im Folgenden herausfinden.





Grenadines Islands von FlyTampa

Lange Zeit war es sehr ruhig geworden um Martin Brunken, der sich unter dem Label FlyTampa in der Vergangenheit mit Airport-Umsetzungen von zahlreichen US-Airports einen Namen gemacht hat. Auch außerhalb der USA wurde er tätig, sowohl Wien als auch Dubai konnten Dank ihm szeneriemäßig ordentlich aufgewertet werden. Ein echter Meilenstein war seine Umsetzung der Inseln St. Maarten, St. Barth und Saba. Diese Szenerie war erstmals auch für den FSX verfügbar. Obwohl das letzte Werk – Hongkong Kai Tak – bereits vor über 18 Monaten veröffentlicht wurde, sind die meisten seiner Werke noch in vielen Köpfen und Flugsimulator-Installationen präsent.

Nach einer langen, schöpferischen Pause kommen nun gleich zwei neue Veröffentlichungen auf den Markt. Die dritte Generation der Boston Szenerie und die Inselgruppe der Grenadinen. Letztere möchte ich in dieser Rezension näher beleuchten.

Die Grenadinen – ein Inselparadies in der Karibik

Ich lehne mich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass die meisten von euch nicht einmal wissen, wo diese Inselgruppe zu finden ist. Daher zunächst eine kleine Nachhilfe-Lektion in Erdkunde:

Die Grenadinen sind eine Inselkette zwischen den Inseln St. Vincent und Grenada und gehören als Teil der Windward Islands zu den Inseln über dem Winde und damit zu den kleinen Antillen. Sie liegen zwischen der Karibik und dem Atlantik. Zu den Inseln der Grenadinen zählen: Young Island, Bequia, Canouan, Mayreau, Mustique, Palm Island (Grenadinen), Petit St. Vincent und Union Island – diese Inseln gehören zum Staat St. Vincent und die Grenadinen –, Petite Martinique und Carriacou – gehören zum Staat Grenada. Neben diesen bewohnten Inseln gibt es eine Vielzahl von kleineren unbewohnten Inseln (Petit Nevis, Isle A Quatre, Battowia, Baliceaux, Petit Mustique, Savan Island, Petit Canouan, Tobago Cays). Quelle: Wikipedia

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Die Szenerie umfasst die Inseln Bequia, Beliceaux, Mustique, Canouan, Mayreau, Union und Carriacou. Sie werden mit eigenen Phototexturen und speziellen Autogenobjekten dargestellt, enthalten ein eigenes Mesh und animierten Schiffsverkehr. Folgende Airports wurden umgesetzt: J. F. Mitchell (TVSB), Mustique Is. (TVSM), Canouan (TVSC), Union Is. (TVSU) and Lauriston (TGPZ).

Installation

Die Installation der Szenerie geschieht mithilfe eines Setup-Programms, das zunächst einmal die Akzeptanz der Lizenzbestimmungen verlangt, anschließend muss der beim Kauf erhaltene Lizenzschlüssel eingegeben werden. Im darauf folgenden Fenster kann mittels Checkboxen gewählt werden, ob AI-Traffic, animierter Schiffsverkehr, statische Schiffe, animierte Vögel und spezielle Wasserklassen installiert werden sollen. Ebenso hat man die Wahl zwischen einer automatischen Einbindung in die Scenery.cfg oder ob man diesbezüglich selber Hand anlegen möchte. Sind die Eingaben komplett, beginnt das Programm mit der Installation der einzelnen Komponenten und nimmt die notwendigen Manipulationen an bereits vorhandenen Bibliotheken vor.

Support

Für gewöhnlich kann im Anschluss die neu installierte Szenerie genossen werden. Allerdings sind im Forum von FlyTampa vereinzelt Meldungen aufgetaucht, nach denen die Installation des Autogens fehlgeschlagen ist und die Inseln nur die „nackte“ Phototextur ohne Vegetation und Häuser zeigt. Normalerweise sehe ich als Rezensent über solche Dinge hinweg, nur diesmal traf es auch mich und meinen Testrechner. Somit musste ich mich ebenfalls mit dieser Problematik herumschlagen und es wurde ziemlich schnell klar, dass die Lösungsvorschläge aus dem mitgelieferten Handbuch oder den Forumsbeiträgen mir nicht weiterhelfen konnten. Eine hilfesuchende Mail meinerseits wurde von Martin Brunken umgehend beantwortet und nachdem ich ihm einige Dateien zugesandt hatte, konnte er das Problem beheben und mir eine entsprechend modifizierte Datei zurücksenden. Nach nur zwei Stunden und drei E-Mails war das Problem vom Tisch. So sieht erstklassiger Support aus!

Die Szenerie

Wer die Grenadinen als Tourist bereisen möchte, wird sich zunächst per Flug auf eine nahe gelegene Hauptinsel begeben müssen, da keine der Inseln über einen Flughafen verfügt, der Jets oder größeren Kurzstreckenflugzeugen Platz bietet. Es gibt Flugverbindungen von Barbados, sowie Fährverbindungen von St. Vincent (im Norden) bzw. Grenada (im Süden). Ich möchte euch die Inseln der Reihe nach von Norden nach Süden vorstellen. Als Fluggerät habe ich die DHC-6 Twin Otter von Aerosoft gewählt, ein ideales Flugzeug mit hervorragenden STOL-Eigenschaften für diese Gegend. Dafür bin ich in St. Vincent gestartet und mein erstes Ziel heißt

Bequia

Der Airport von Bequia trägt den Namen J. F. Mitchell und hat die ICAO-Kennung TVSB. Der Platz verfügt über eine 1100 Meter lange und 30 Meter breite Asphaltpiste. Der Flug von St. Vincent beträgt nur wenige Minuten. Nimmt man nach dem Start Kurs auf Bequia, ist die Insel bei normalen Sichtverhältnissen schon in Sichtweite. Der Airport selbst versteckt sich hingegen zunächst hinter einer Erhöhung. Erst kurz vor Erreichen des südwestlichen Zipfels der Insel lugt dieser aus der Tarnung der üppigen Inselvegetation hervor. Ich überfliege diesen Zipfel zunächst und drehe dann in einem langgezogenen 270°-Turn in den Endanflug auf die Piste 12. Allem Anschein nach wurde die Piste am Rande der Insel künstlich aufgeschüttet. Die Anflugbefeuerung zur Piste 12 befindet sich bereits schon wieder im Wasser und auch zur anderen Seite sind es nur wenige Meter zum Wasser nach dem Ende der Piste. Am Ende des mittleren Drittels der Bahn gibt es eine einzige Abzweigung, die auf das ebenfalls sehr überschaubare Vorfeld führt. An dessen nördlichen Ende gibt es ein kleines Abfertigungsgebäude, die Bezeichnung Terminal halte ich für diese Größe übertrieben. Auf Höhe des Daches befindet sich die Kanzel des Towers, die über eine Wendeltreppe direkt vom Apron aus erreichbar ist. Einzige Nebengebäude sind die Baracke der Feuerwehr sowie ein einzelner kleiner Hangar. Ansonsten ist die Ausstattung des Airports sehr übersichtlich. Landseitig gibt es einen vorgelagerten Parkplatz, der gerade einmal so viele Parkmöglichkeiten bietet, wie Flugzeuge auf dem Apron Platz finden. Nach kurzem Passagierwechsel mache ich mich gleich auf den Weg zur nächsten Insel nach

Mustique

Mustique liegt etwas südöstlich von Bequia und ist ebenfalls nur wenige Flugminuten entfernt. Der Airport Mustique Island hat die ICAO-Kennung TVSM und verfügt über eine 776 Meter lange und 23 Meter breite Asphaltpiste, die ausschließlich in östlicher Richtung angeflogen werden kann. Die Piste liegt im Inselinneren und ist in beiden Richtungen zum Ende hin nach oben gewölbt, sodass sie den Anschein einer überdimensionalen Halfpipe hat. Da sie zwischen zwei Hügeln liegt, ist der Anflug eine fliegerische Herausforderung. Auch hier liegt die Abzweigung zum Apron kurz hinter der Mitte der Runway, sodass mit größerem Fluggerät ein Backtrack erforderlich ist um dorthin zu gelangen.

Das Vorfeld entpuppt sich als noch kleiner im Vergleich zu Bequia und das Flughafengebäude ist ebenfalls deutlich rudimentärer als auf der Nachbarinsel. Dafür wehen davor umso farbenprächtiger die Flaggen zahlreicher Nationen, darunter auch Deutschland und die Schweiz. Es lebe der internationale Tourismus! Das Airportgebäude macht den Eindruck, als hätte es schon einmal bessere Tage gesehen. Auf der Rückseite des Gebäudes führt eine Außentreppe zur Dachterrasse, über die man den Tower erreicht. Nach Erledigung des Papierkrams mache ich mich mit frischen Passagieren auf den Weg nach

Canouan

Die Insel Canouan liegt südwestlich von Mustique und bildet die Mitte der Grenadinen. Der dazugehörige Airport Canouan Island (ICAO: TVSC) hat mit 1790 Metern Länge und 30 Metern Breite die längste Piste der Inselgruppe. Ähnlich wie bei Bequia erkennt man, dass Teile des Pistenuntergrunds extra aufgeschüttet wurden, um einen Flugplatz in dieser Größe auf der Insel überhaupt zu ermöglichen. Aufgrund der räumlichen Enge gibt es wieder nur eine einzige kurze Abzweigung zum Vorfeld in der Mitte der Piste. Die Abfertigungsgebäude auf Canouan sind kaum größer als auf Bequia und so langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich in dieser Gegend wohl auch nichts Größeres zu Gesicht bekommen werde. Der Apron allerdings ist deutlich größer und es finden sogar zwei Hangars darauf Platz. Eine Tankmöglichkeit sucht man hingegen vergeblich. Architektonisch ist dieser Airport sicherlich das Highlight. Die Gebäude sind eine lustige Mischung aus moderner Bauart und klassischen Holzbauelementen. Der Vorplatz des Airports wurde ebenfalls sehr gepflegt angelegt. Der Tower steht etwas abseits und ist wesentlich älter als die restlichen Gebäude.

Fliegerisch ist Canouan keine Herausforderung. Die Piste endet zu beiden Seiten im Ozean und kann somit ohne Hindernisse angeflogen werden. Aufgrund der Pistenlänge sind hier sogar Landungen mit größeren Turboprops und kleinen Business Jets machbar. Ganz anders als bei meinem nächsten Ziel:

Union Island

Auf dem Weg nach Union Island passiere ich zunächst die Insel Mayreau. Sie liegt ca. auf der Hälfte des Weges. Kurz darauf, weiterhin in südwestlicher Richtung, folgt Union Island. Der Airport von Union Island hat die ICAO-Kennung TVSU und besitzt mit 752 Metern Länge und gerade einmal 18 Metern Breite die kürzeste und schmalste Piste der Inselgruppe. Der Anflug auf die Piste 26 erfolgt über offenes Wasser, interessanter ist da der Anflug auf die 08. Hier fliegt man zunächst über das Inselinnere, das mit seiner hügeligen Landschaft sehr reizvoll ist. Von dort taucht man schließlich zur Piste hinab, sollte dabei aber sowohl Anfluggeschwindigkeit als auch die Vegetation im Auge behalten.

Trotz seiner geringen Größe gönnt sich der Airport sogar zwei Abfahrten zum Vorfeld, wobei man jedoch bei der Landung auf der 08 an beiden vorbeirauschen dürfte sofern man nicht gerade mit einer Piper Cub angeflogen kommt. Darum gibt es auch am Ende der Piste einen Wendeplatz, der einem das Umkehren erleichtert. Das Vorfeld selbst ist so klein, dass man als Pilot gut daran tut bereits früh morgens ein Handtuch dort abzulegen, wo man später gern sein Flugzeug abstellen möchte. Das Abfertigungsgebäude hat in etwa die Ausmaße einer McDonalds Filiale und sieht auch fast so aus. Nebenan gibt es noch eine kleine Garage, die das Feuerwehrfahrzeug beherbergt und auf deren Dach die Kanzel des Towers thront. So langsam bekomme ich eine gewisse Vorstellung, was mich an meinem letzten Zielort erwartet.

Bevor ich mich zum letzten Mal auf den Weg mache, schauen wir uns doch die Umgebung noch einmal genauer an. Schließlich wurden ja nicht nur die Airports liebevoll gestaltet, auch die Inseln selbst sowie einige der kleinen Nebeninseln wurden mit zahlreichen Details aufgewertet. Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte, deshalb lasse ich einfach mal ein paar für sich sprechen…

So, einen hab’ ich noch: Der fünfte und letzte Airport der Grenadinen-Szenerie liegt auf der Insel

Carricou

Und auf ihr befindet sich der Airport Lauriston mit der ICAO-Kennung TGPZ. Seine Piste ist knapp 50 Meter länger als die auf Union Island und ebenfalls nur 18 Meter breit. Allerdings gibt es hier im landseitigen Anflug keine nennenswerten Hindernisse, sodass eine Landung keine allzu große Herausforderung darstellt. Der Anflug auf die Piste 09 erfolgt übers Wasser und wer anschließend beherzt in die Eisen steigt sollte nach 2/3 der Bahn noch die Abzweigung auf das Vorfeld mitnehmen können, ohne am Ende der Piste einen U-Turn machen zu müssen. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass das Flugzeug nicht ins Schlingern gerät, denn die Bahn ist teilweise mit losem Sand verschmutzt. Grund hierfür ist eine weitere Eigenheit, die mir in dieser Form noch nirgendwo anders begegnet ist: Quer über die Piste führt ein unbefestigter Schotterweg zum nahe gelegenen Strand. Es gibt zwar einen Zaun, der das Flughafengelände umschließt, aber ich fürchte, dass sich keiner die Mühe machen wird, die Tore im Zaun zu schließen, sobald ein Flugzeug im Anflug ist.

Das Abfertigungsgebäude des Airports sieht aus, als wäre es direkt vom Art Deco District von Miami hierher versetzt worden. An die bescheidene Größe habe ich ja mittlerweile gewöhnt, aber die Form, Farben und Besonderheiten erstaunen mich an jedem Ort aufs Neue. Geradezu monströs wirkt das Löschfahrzeug, was neben dem Hauptgebäude im Freien parken muss. Ich bezweifle, dass dieser Airport in der Realität über so ein Fahrzeug verfügt. Ich denke, hier hat Martin Brunken ein wenig gestalterische Freiheit walten lassen. Einziges Nebengebäude ist eine Containerbaracke, deren Äußeres stark an die Sanitäreinrichtungen osteuropäischer Campingplätze der 80er Jahre erinnert – ja, ich spreche aus Erfahrung…

Der Apron hat die Größe eines Bolzplatzes und man vermisst förmlich die Tore zu beiden Seiten. An der Seite des Terminals ist ein kleiner Parkplatz, der ca. 6 – 7 Fahrzeugen Platz bietet. Direkt vor der Tür parkt ein Follow-Me Fahrzeug, dessen reale Existenz ich ebenfalls stark anzweifle.

Damit wäre ich am südlichen Ende der Grenadinen angelangt. Bevor ich nun wieder meinen ca. 20-minütigen Rückflug zur nördlichsten Insel Bequia antrete, wird es Zeit für ein

Fazit

Die Grenadinen-Szenerie von FlyTampa ist die ideale Spielwiese für einen kurzen und amüsanten Feierabendflug. Je nach ausgewähltem Fluggerät und Zielflughafen ist hier für jeden etwas dabei. Die Flüge zwischen den einzelnen Inseln sind abwechslungsreich und in wenigen Minuten machbar. Wie gesagt, die weiteste Distanz – von Carricou nach Bequia ist mit der DHC-6 Twin Otter in 20 Minuten machbar.

Jede Insel hat ihren eigenen Charakter und genauso verhält es sich auch mit den jeweiligen Airports. Auch wenn es zwischen den Zeilen vielleicht manchmal so klingen mag, als wenn diese Airports nichts zu bieten hätten, stimmt das nur bezüglich ihrer Größe und Ausstattung. Die Umsetzung hingegen ist wieder einmal perfekt – auch über die Grenzen des Flugfeldes hinaus. Die gesamten Inseln sind mit üppiger Vegetation und perfekt abgestimmten Autogen versehen. Selbst abseits gelegene Buchten sind mit Stegen, Häusern, und Booten stilvoll in Szene gesetzt. Hier knüpfen die Grenadinen an die Qualität von St. Maarten, St. Barth und Saba an. Martin Brunken beherrscht einfach die volle Bandbreite des Szeneriedesigns wie kaum ein anderer – egal, ob es sich um einen „Mega“-Airport oder einen Kleinflugplatz handelt. So überrascht es dann auch nicht, dass ich die Szenerie jedem bedenkenlos empfehlen kann. Wer an St. Maarten Gefallen gefunden hat, wird von den Grenadinen ebenfalls begeistert sein. Und dazu empfehle ich die DHC-6 Twin Otter von Aerosoft als ideales Fluggerät für jeden der fünf Airports.


PRO CONTRA
  • Fantastische Umsetzung der Insel-
    welt, auch abseits des Airports
  • Hochdetaillierte Airports und
    ansprechende Umgebung
  • Viele kleine Details im gesamten
    Gebiet versteckt
  • Schöner AI-Traffic mit
    Schiffen und Booten
  • Gute Performance
INFORMATION TESTSYSTEM
  • Intel Core2Duo E8500 @ 3,17 GHz
  • 4092 MB RAM
  • Geforce 8800GTS 512 MB
  • Windows 7 Home Premium

 

Frank Schmidt