Erster Eindruck: Dreamfoil Creations Schweizer 300CBi (X-Plane 10)

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DreamFoil Creations ist im wesentlichen DER Hubschrauberdesigner in X-Plane und ihre Kreationen finden sich immer sehr weit oben in den Bestenlisten wieder. Nach 6 Jahren Arbeit haben sie ihren zweisitzigen Schweizer 300 CBi Helikopter zu einem Preis von 32 US-Dollar veröffentlicht. Ist ein neuer Bestenlistenplatz garantiert?

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Der reale Helikopter

Die Schweizer 300C ist eine Weiterentwicklung des Hughes Model 269, welcher 1969 seinen Erstflug hatte und ursprünglich als Beobachtungshubschrauber für die US Army konzipiert wurde. Im Jahr 1983 wurde Hughes von McDonell Douglas übernommen und die Schweizer Aircraft Corporation produzierte den Helikopter zunächst in Lizenz, übernahm jedoch später die gesamte Produktion und Weiterentwicklung.

1995 wurde schließlich die  Schweizer 300CBi entwickelt. Sie wurde vor allem für die Pilotenausbildung ausgelegt, dass heißt Haltbarkeit und Zuverlässigkeit standen im Mittelpunkt. Wie in der CB Variante wurde dazu der Rotordurchmesser und die Motorleistung reduziert. Wie das – i – im Namen jedoch schon anzeigt arbeitet die CBi nicht mit einem anfälligen Vergaser, sondern mit einer direkten Treibstoffeinspritzung. Außerdem wurde er mit einer Anlage zum automatischen Einkuppeln des Rotors ausgerüstet.

Seit 2004 ist Schweizer ein Tochterunternehmen von Sikorsky und seit 2009 wird die 300 auch unter dem Namen Sikorsky verkauft. Dabei lautet die Modellzulassung aller Varianten dieses Helikopters  immer noch Hu 269.

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Verglichen mit der weiter verbreiteten Robinson 22 Beta II zeichnet sich die S300CBi durch eine größere Stabilität in der Luft aus, vor allem ist jedoch die Kabine geräumiger und sicherer. Nicht zuletzt ist sie robuster, was sich langfristig in geringeren Wartungskosten äußert (Es entfällt alle 2200 Stunden eine große Wartung und die Rotorblätter müssen nicht alle 10 Jahre komplett ausgetauscht werden). Dafür muss sie häufiger zur normalen Inspektion, ist in der Anschaffung 50% teurer und hat einen etwas höheren Treibstoffverbrauch, was auf etwas höhere Unterhaltskosten hinausläuft. Außerdem ist sie 10 Knoten langsamer und erreicht lediglich eine Höhe von 7000 Fuß, während die Robinson 9000 Fuß hoch kommt.

Installation

Wie üblich ist die Installation extrem einfach. Der Download besteht aus einem einfachen Zip File. Dieses entpackt man im X.Plane/Aircraft/Helicopters Ordner. Fertig. Beim nächsten Start von X-Plane steht der Helikopter zur Verfügung.

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Im Simulator

Für unseren ersten Check gehen wir zur Neuauflage vom Flughafen Zürich.

Wie bei Dreamfoil Creations üblich, nutzt auch die Schweizer 300 SmartMenüs über einen Clickspot im Cockpit. Unter anderem wird dadurch die Livery-Auswahl vorgenommen. Von außen betrachtet wirkt der Hubschrauber extrem klein. Die Maschine besteht fast nur aus dem großen Cockpit, direkt dahinter der unverkleidete Motor und zwei Rohre die den Hauptrotor und den Heckrotor tragen.

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Dabei macht der Helikopter optisch durchaus was her. Im Cockpit wird alles von den großen Cockpitfenstern dominiert. Man kann sogar nach oben und hinten sehen, was eine großartige Rundumsicht ermöglicht.

Für weitergehende Tests begeben wir uns nach Kassel, um uns ein paar der Liveries genauer anzusehen und das Verhalten im weniger herausfordernden Streckenflug zu überprüfen.

Im Bezug auf das Flugverhalten gibt es wenige Besonderheite. Am auffälligsten ist dabei natürlich die Calypso-Version, welche das Landen auf dem Wasser ermöglicht. Tatsächlich hatte Jacques Yves Cousteau auf seiner Calypso im Laufe der Zeit 3 Helikopter im Einsatz. Zwei Hughes 269 und eine Schweizer 300.

Bei den wirklich bekannten Bildern war überhaupt keine Schweizer im Einsatz, sondern die alten Hughes Modelle. Sowohl an Einspritztechnik, automatische Einkupplung und erst recht an ein GPS war damals noch nicht zu denken und auch die reduzierte Motorleistung hätte keine Begeisterung ausgelöst.

Doch genau an dieser Stelle hat Dreamfoil Creations nachgedacht, so ist in der Calypso Livery kein GPS vorhanden! Wie wir später noch sehen werden, hat man dafür eine Vielzahl von Anpassungsmöglichkeiten in dieses Modell integriert. Doch das Modell ist und bleibt eine Schweizer 300 CBi mit ihrem Flugverhalten. Wie wir auf den Bildern außerdem sehen, hat jede Livery auch ein anderes Farbschema im Inneren des Helikopter. So hat die Calypso Livery einen roten Boden und rote Sitze. Doch für Dreamfoil Creations war es ein geeigneter Anlaß, eine Amphibienversion dieses Helikopters zu integrieren, was in der Realität in der CBi wohl eher selten der Fall ist.

Doch auch die anderen Liveries machen einiges her, sowohl von innen wie auch von außen. Dabei merkt man recht deutlich, dass dies das neueste Werk von Dreamfoil ist. So viele Animationen hatten wir noch nie. Vom pendelnden Zündschlüssel, bis zur Checkliste die man wirklich aus ihren Fach unter den Instrumenten herausholt, auseinander faltet und bei Bedarf wendet.

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Das geht nach der Landung weiter, so kann man jetzt in der Außenansicht die Rotorblätter fixiren. Das heißt, man klickt das Ende eines der Rotorblätter an und spannt eine Leine zu einem von drei Fixierungspunkten.

Hier haben wir auch mal Gelegenheit einen kleinen Blick auf die Feinheiten des Außenmodells zu werfen. Wie Kenner des echten Modells meinen, wer hier anfängt Nieten zu zählen wird wohl keine Fehler finden. Spätestens seit dem letzten Update auf Version 1.0r1 ist dies der Fall, das auch 4k Texturen nachgerüstet und die Mastlänge korrigiert hat (bei den meisten Bildern hier war noch die die Version 1.0 im Einsatz).

Für den letzten Test begeben wir uns zum Flughafen Twenty Nine Palms (KTNP). Dort stehen nur wenig zusätzliche Gebäude und es herrscht nahezu laufend schönes Wetter. Hier ist es einfacher die Performance zu messen und die Flugeigenschaften der Maschine zu beurteilen. Kommen wir zunächst noch mal zu den SmartLivery Einstellungen. Dort können wir zum einen Reports ansehen, was wir bislang dem Hubschrauber zugemutet haben.

Wesentlich interessanter wird es jedoch unter Customize. Hier können wir unseren Helikopter anpassen, also zum Beispiel Schwimmer oder Räder an unsere Kufen montieren oder auch einen Landescheinwerfer oder Haken am Rumpf unterbringen. Außerdem kann man die Türen auf Wunsch demontieren oder auch den Governor deinstallieren. Letzteres erhöht noch einmal den Schwierigkeitsgrad, da man zusätzlich zum Collective nun je nach Lage auch noch die Motorleistung nachregeln muss.

In dem Zusammenhang macht sich ein anderer Aspekt des Helikopters sehr positiv bemerkbar: Die Soundatmosphäre. Die Soundeffekte sind derart gut gelungen, dass man schon am Klang den Zustand der gesamten Maschine beurteilen kann. Das heißt, wir bekommen nicht mehr nur ein angepaßtes Motorgeräusch, sondern auch passende Windgeräusche. Zusammen mit dem Bindfaden am Cockpitfenster hat man damit einen sehr guten Eindruck über die momentane Fluglage.

Vergleich zum Robinson R22 Beta II

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Um unsere Beobachtungen besser einordnen zu können, wechseln wir schnell den Helikopter. Wir wählen ein anderes Dreamfoil Produkt, nämlich den Robinson R22 Beta II , der inzwischen auch schon ein paar Service Packs weg hat und im Preis vergleichbar ist.

Schon auf den ersten Blick merkt man ihm jedoch das Alter an. Die Texturen wirken weniger detailliert und auch die Soundatmosphäre wirkt im Vergleich schlicht. Das starten ist trotz fehlenden Governors und automatischen Einkoppelns kein echtes Problem. Auch hier ist es möglich die Motorlast nach Geräusch zu beurteilen, aber es gibt wesentlich weniger Details.

Auch das Flugverhalten ist deutlich anders, als die Schweizer. Im Vergleich ist der Robinson die reinste Rakete, derart schnell und ungestüm schießt der Helikopter in den Himmel. Dagegen ist der S-300CBi schon fast phlegmatisch zu nennen. Er ist wesentlich ruhiger und damit auch leichter unter Kontrolle zu halten als der Robinson.

Das unruhige Verhalten des Robinson hat zwar den Vorteil, dass jeder der ihn fliegen kann mit recht großer Sicherheit auch auf anderen Maschinen keine Probleme haben dürfte. Doch für einen Flugsimulator bringt er halt auch ein deutlich größeres Frustpotential mit sich. Schließlich ist eines der größten Probleme der simulierten Helikopter das Eingabemedium. In der Realität haben alle Helikopter einen wesentlich größeren und damit präziseren Steuerkreis. Ein einfacher Joystick ist im Vergleich relativ ungenau.

Der Schweizer ist nicht notwendigerweise einfacher, doch Dank seiner größeren Ruhe lässt er sich auch mit weniger genauen Equipment halbwegs unter Kontrolle halten, ohne das man mit künstlicher Stabilität mogeln müsste. Dank der automatischen Helfer geht auch der Start des Triebwerks wesentlich schneller und flüssiger über die Bühne als in der R22. Das ist vor allem dann eine Hilfe, wenn man mal wieder Bruch gemacht hat.

Wer mehr Übung hat, kann auf die automatischen Helfer verzichten und wird durch die Zusatzbelastungen deutlich mehr gefordert. Außerdem kann man den Helikopter umrüsten und zum Beispiel mit Außenlasten herumspielen.

Zu alledem hat man auch noch ein wesentlich detaillierteres Außenmodell mit wesentlich mehr Animationen. So hat der Hubschrauber keine Rotorbremse. Daher ist es auch in der Realität üblich ,bei abgestellten Motor, die Rotoren über das Gestänge per Hand zu bremsen.

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Wofür dieser Helikopter jedoch nicht wirklich geeignet ist, sind Flüge über längere Strecken. Man hat mit Zusatztanks zwar über 7 Stunden Flugzeit, doch mit gerade einmal 60 Knoten  wird man auch von einer Cessna 172 gnadenlos abgehängt.

Fazit

Auch wenn die 407 immer noch das Highlight der Dreamfoil Hubschrauberflotte ist wird deutlich, wie die technische Entwicklung weitergeht.

Alles was die Schweizer von diesem Titel abhält sind schlichtweg die Einschränkungen des Helikoptermodells. Würde die Simulation diese Schwächen nicht haben, würde sie den Helikopter nicht richtig simulieren. Doch zumindest haben wir hier einen Einsteigerhelikopter, der sowohl alten Kennern, wie auch absoluten Anfängern der realistischen Helikoptersimulation zu empfehlen ist. Ohne Einschränkungen des Realismus werden hier beide Gruppen gut bedient. Es kommt immer wieder die Frage auf wie gut dieser Helikopter die Realität simuliert. Die wahre Antwort dafür ist im Grunde seit Jahren die gleiche: Schon die Robinson galt als absolute Empfehlung, wenn man eine Ausbildung auf dieser Maschine machen wollte, weil sie schlichtweg Geld sparte und die Ausbildung bestmöglich verkürzte.

Doch bestimmte Dinge die ein Helikopterpilot unbedingt braucht kann man am Computer nur sehr schwer simulieren. Schon in Level-D Simulatoren hat man häufig das Problem, dass Simulatorspieler besser abschneiden als die echten Profi-Piloten. Die Profis reagieren instinktiv auf kleinste Veränderungen in der Lage, aufkommende Vibrationen und ähnliches, doch im Simulator haben sie mit dem Fehlen dieses Feedbacks zu kämpfen. Doch diese Einflüsse kann man nur schwer am heimischen Computer realisieren, egal in welchem Simulator, daher ist auch ein Vergleich zum DCS so schwierig. Der größte Bruch den man sich bei diesen Helikopter leistet ist schlichtweg, dass man nicht eines der zahlreichen existieren Nachrüst-Governor Sets montiert, sondern ein eigenes Modell kreiert hat.

Auf das Flugverhalten hat diese Einschränkung jedoch kaum Einfluss. Der große Vorteil der Schweizer ist ganz einfach, das man auch mit kostengünstigeren Joysticks und ohne präzise Ruderpedale dieses Modell fliegen kann, was bisher erst bei schwereren Modellen der Fall war.

Informationen

Pro Contra
  • Ausbildungshelikopter mit großer Flugruhe
  • Vollständige Unterstützung von automatischen und manuellen Prozeduren.
  • Erweiterte Soundeffekte, Texturen und Animationen.
  • Niedrige Fluggeschwindigkeit

 

Informationen Testsystem
  • Entwickler: Dreamfoil Creations
  • Preis : 32.00 US-$
  • Kauf:   Schweizer S300 CBi
  • Größe: 365 MB komprimiert
  • Intel Core i7 950, 3.1 Ghz
  • GeForce 770, 4 Gb VRAM
  • Windows 8.1×64, 18 Gb RAM
  • X-Plane 10.50b6

Karsten Schubert

1 Kommentar
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Steve
Steve
7 Jahre zuvor

Danke für das tolle Review! Ich kann nur zustimmen und bin von der S300CBi hell begeistert. Das Fliegen mit dem kleinen Heli macht unglaublich spass. Auch die Modellierung ist top, die Sounds suchen ihresgleichen und es gibt viele clevere Details, wie die faltbare Checkliste oder die Kopfhörer.

Wer des Englischen mächtig ist sollte sich unbedingt auch das Helisimmer-Review durchlesen:
https://www.helisimmer.com/reviews/review-dreamfoil-creations-s300cbi-x-plane/

Der Autor hat seine Flugausbildung in eben diesem Helikopter absolviert und lobt die Version von Dreamfoil in höchsten Tönen. Auch Details wie die Kupplung oder das manuelle abbremsen des Antriebs entsprechen anscheinend der Realität, das spricht für eine hervorragende Umsetzung!