Review: Suchoi Su-26 von Experimental Aircraft Works

su26revMichael Garbers, seines Zeichens Schiedsrichter bei den Deutschen Kunstflugmeisterschaften und Ausrichter der virtuellen Kunstflugweltmeisterschaft, hat sich die Sukhoi Su-26 von Experimental Aircraft Works, EAW (die noch keine Homepage haben), angesehen. Was die Maschine im FSX zu Leisten vermag, können sich Interessierte unter “weiterlesen…” ansehen.

Sorry für den kleinen Zwischenfall mit den fehlenden Bildern – hier hat aus irgendwelchen Gründen das Zusammenspiel zwischen EDV und Redakteur nicht funktioniert.

Review OKB Suchoi Su-26

(OKB steht für Experimental-Konstruktionsbüro.)
Mit der Ernennung Pawel Suchoi 1939 zum Chefkonstrukteur in Charkow entstand der Flugzeughersteller OKB Suchoi. Lange Zeit produzierte Suchoi nur Militärflugzeuge. Die erste zivile Konstruktion war die Su-26, die 1984 zum ersten mal auf einem Wettbewerb auftauchte. Die verbesserte Version Su-26M von 1986 brachte ihren Piloten jede Menge Siege in den internationalen Kunstflugwettbewerben ein. Es entstanden weitere Versionen, die Su-26MX als Exportversion, die Su-26M2 (1993) mit einem Flugbahnverfolgungssystem und schließlich die Su-26M3 (2003), die aktuell durchweg vom russischen Unlimited Nationalteam eingesetzt wird.

Kleine Anmerkung zu der Schreibweise von “Сухой” : Im Deutschen schreibt man „Suchoi“ (vereinzelt auch „Suchoj“, im Englischen „Sukhoi“. Gesprochen wird der Name mit „ch“ wie in „Buch“. Da es keinen entsprechenden Laut im Englischen gibt, behilft man sich dort mit „kh“.

Technische Daten

Basic characteristics Su-26 Su-26M3
Production year 1988 2003
Basic dimensions:
– wingspan, m
– length, m
– height, m
– wing area, m²

7.80
6.827
2.40
11.83

8.20
6.867
2.749
12.17
Engine, M-14P M-9F
rating hp 360 420
Maximum takeoff weight, kg 962 1,100
Training mode takeoff weight with full integral tankage, kg 850 890
Aerobatic mode takeoff weight, kg 790 857
Dead weight, kg 700 750
Maximum fuel, kg 143 206
Maximum permissible flight speed, km/h 450
Maximum horizontal flight speed, km/h 310 340
Landing speed, km/h 130
Rate-of-climb, m/sec 18 21,5
G-limit (operational) +12 / -10 +12 / -10
Roll rate, rad/sec 5-6 7
Flight range, km 895 1,200
Takeoff / landing run (normal takeoff weight), m
Survival systems parachute
PNL-60
system
SKS-94M

(Auszug aus den Spezifikationen Sukhoi Homepage)

Darell von „Experimental Aircraft Works“ hat uns nun mit der Suchoi im FSX beglückt. Da ich eine direkte Anfrage bekommen habe ob ein Teilnehmer meiner virtuellen Kunstflugmeisterschaft diese Maschine benutzen darf, nehme ich dieses zum Anlass mir eben jenes Modell anzuschauen.

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Nach der Installation (plus Patch) sowie des Austauschens der Flugdynamik für den aktuell vom Russischen Nationalteam geflogenen Motorversion kann es auch schon los gehen. Ein Operation Manual mit den rudimentären Checklisten sowie ein Cockpit –Manual stehen in einem Unterverzeichnis zur Verfügung.

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Vorbereitungen: Realitätsgrade auf das Maximum – ohne könnten wir diverse Kunstflugfiguren nicht fliegen. Zusätzlich soll laut Manual die Automixture-Funktion gesetzt werden da die Suchoi kein Mixture-Hebel hat.

Nun schnell den Sim starten und den Außencheck hinter sich bringen. Das Model ist sauber gearbeitet (DX10 fähig), nur erscheinen mir die Texturen zu farbenrein. Es erinnert ein wenig an die Windows-Farbpalette. Nicht das ein Kunstflieger gebraucht und dreckig aussehen soll! Im Gegenteil. Aber ein wenig mehr Leben in der Farbgebung wäre schön. Es gibt von den drei enthaltenen Texturierungen jeweils zwei Versionen des Models. Eine Version für schwächere Rechner. Mit meinem hinreichend guten Rechnersystem hab ich diese allerdings nicht ausprobiert.

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Nun ins Cockpit. Uns erwartet ein Interieur vergleichbar zu den RealAir-Fliegern – nur einen Tick unsauberer und genauso steril. Ich weiß wie schwierig es ist alleine einen ganzen Flieger zu entwickeln, es geht mir nicht anders. Irgendwo hat man immer Abstriche. Trotzdem ist alles da und soweit auch alles Funktionstüchtig. Teilweise gibt es auch 3d-Instrumente. Ein Blick zur Seite aus dem Fenster und… es mag eine persönliche Sache sein, mir fehlt der Faden am Sighting-Devise um beim Männchen oder dem Fächerturn den Moment der Luftstromumkehr zu erkennen.  Auch fehlen Klebestreifen am Cockpit welche helfen z.B. die 45° Linien besser zu fliegen. Schade, hab ich außer bei meinen eigenen Entwicklungen noch nirgendwo gesehen.

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Nun also zur ersten Platzrunde. Die Su-26 reagiert wie erwartet… doch Moment! Der Propeller dreht wie bei Russischen Motoren üblich nach links. Doch muss ich, um die Propellereffekte beim Starten auszugleichen, in die falschen Ruder treten. Es ist alles so wie bei den Lycoming Motoren. Ein Blick ins Manual verrät, dass hier der Schalter in der aircraft.cfg im Flusi nicht mehr funktionieren soll weshalb die Drehrichtung zwar im Model richtig, in der Flugdynamik allerdings falsch ist. Sehr schade, da ja gerade der linksdrehende Propeller eine schöne Herausforderung darstellen würde.

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Der Sound ist ok für alle, die noch keinen Vednejev M14P oder ähnliches gehört haben. Es wurde nicht einfach der Lycoming der MS Extra genommen. Unschön: Es wurde sich trotzdem fleißig von DC3 und Co. bedient.

Also weiter… auf Platzrundenhöhe steigen, die Runde abfliegen, die Su-26 reagiert dabei gewohnt unruhig, sie muss immer aktiv gesteuert werden. Dann die Landung. Schiebeflug, die Runway immer entlang der Cowling, dann gerade stellen und aufsetzen. Prima. Nun kurz abgebremmst…. Bremsen…. BREMSEN…. Ohoh…. Ich glaube da hätte ich vorher bei der Startvorbereitung noch einen Bremstest machen sollen. Jedenfalls haben die Hydraulikbremsen kaum Kraft. Vielleicht sollte man da noch nacharbeiten.

Nun aber zum eigentlichen: Dem Kunstflug.

Das einfachste ist, die bekannten Programme der realen Kunstflieger nachzufliegen.
Die Sportsman-Klasse besteht vor allem aus positiven Figuren. Ein paar Loops, Humptys, Trudeln und ein paar gesteuerte Rollen. Alle Figuren kann man durchfliegen. Ein wenig Nachrollen bei den gesteuerten Rollen ist da, bekommt man durch Timing hin. Trudeln ist so eine Sache. Wenn die Su einmal richtig ins Trudeln kommt geht alles wahnsinnig schnell und man hat kaum Chancen auf die Richtung hin zu stoppen. Ein anderes Problem hat die Su bei dem gedrückten Humpty. Das Seitenruder darf dabei nur sehr sachte bedient werden und man muss mächtig den Knüppel nach vorne tun um überhaupt herum zu kommen. Alles in allem gerade in den unteren Geschwindigkeitsbereichen eine sehr wackelige Angelegenheit. Hier deutet sich schon an, was in den weiteren Klassen immer immanenter wird: Die virtuelle Su ist nicht neutral ausgelegt. Sie reagiert um die Querachse bei negativer Last viel träger und um die Längsachse viel nervöser als unter positiver Last. Der Stall-Turn oder Fächer funktioniert, auch wenn man sich leicht verdreht und es viel Ruderarbeit verlangt.

Die Intermediate-Klasse fügt nun mehr negative Figuren hinzu, eine erste gerissene Rolle und einen kleinen Rollenkreis. Die gerissene Rolle ist mit Übung fliegbar. Der Rollenkreis hat das oben angesprochene Problem bei negativen Lasten. Man muss viel arbeiten um den Rollenkreis durch die negativen Teile zu bekommen.

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Advanced beinhaltet noch mehr negative Figuren und mehr gerissene Rollen, Unlimited dann auch gestoßene Rollen und den Tailslide. Die gestoßene Rolle ist fliegbar, man muss sich nur an die unterschiedliche Höhenrudereffektivität erinnern. Der Tailslide ist dann wieder der Tanz auf dem Drahtseil, man hat gehörig zu tun, dass sich die Su nicht verdreht.

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Fazit

Dafür, dass die Su nur von einer Person erstellt wurde ist sie gut. Man merkt aber an den verschiedenen Ecken und Ende die Mängel. Heutzutage braucht es mehr Spezialisten um ein gutes Paywareprodukt herzustellen. Andererseits gibt es so gut wie keine Unlimited-Kunstflugzeuge auf dem FSX und dafür ist sie für den Kunstflugfreund durchaus eine Option. Würde ich sie auch im Wettbewerb fliegen? Bis Intermediate ja, darüber hinaus würde ich sie erst einer eingehenden Optimierung in der Flugdynamik unterziehen, speziell im Bereich negativer Lasten – und natürlich das Bremsverhalten!

Pro Contra
  • Einziges aktuelles Unlimited Kunstflugzeug im FSX
  • Texturierungen für schwächere Systeme vorhanden
  • Einige Unstimmigkeiten in der Flugdynamik
  • Sterile Texturen
  • Sound von DC3 und Co…
Informationen Testsystem
  • Intel Pentium, Dual-Core @3,4 GHz
  • 4 GB RAM
  • GF 8800
  • FSX SP2 @ Win Vista Ultimate

Michael Garbers
www.flightxtreme.com
www.german-aerobatics.com