Review: Just Flights Constellation Professional Paket

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Die Lockheed Constellation war seinerzeit ein technischer Meilensprung fürdie Luftfahrt. Allein ihr Erscheinungsbild ist beeindruckend – und auch heute noch ein Genuss. Umso größer war die Freude bei unserem Rezensenten Ingo Voigt, dass Just Flight ein Constellation Professional Paket veröffentlicht hat. Doch wie schlägt sich die Connie in der Praxis? Das erfahrt Ihr unter “weiterlesen”…

 

Just Flights Constellation Professional

Der Aufmacher beschreibt ja bereits, dass ich für die Connie einiges übrig habe und mich entsprechend auf die Umsetzung von Aeroplane Heaven / Justflight gefreut habe. Eine solche “Vorspannung” führt jedoch dazu, dass man Erwartungen und Hoffnungen aufbaut. Leider muss ich nun schreiben, dass das Paket meine Hoffnungen nicht ganz erfüllt. Doch der Reihe nach: Das Produkt trägt den Namen “Professional”, allerdings verleitet die Features Liste nicht dazu, zu glauben, dass man eine “top notch” Systemsimulation bekommt. Ebenso zeigt sich das Produkt mit Licht und Schatten, was mir die Bewertung schwer macht.

Aber zur Rezension …

Einen Ausflug in die Historie dieses anmutigen Fliegers möchte ich mir und auch dem Leser ersparen. Wer sich über die Connie informieren will, kann das bei Wikipedia nachholen, oder sich gar mit gedruckter und gebundener Literatur eindecken.

Getestet wurde das Paket Constellation Professional (25 Euro) von Just Flight einschließlich dem Expansion Pack A (10 Euro). Beide wurden einschließlich dem zur Verfügung gestellten Service Pack 1 getestet und ich empfehle jedem Käufer unbedingt dieses Service Pack zu installieren.

Das Basispaket gibt es als Download- und als Box-Variante, während die Expansion Packs mit zusätzlichen Modellen und Bemalungen lediglich als Download zur Verfügung stehen.

Nach dem Kauf steht einem das jeweilige Paket zum Download zur Verfügung (Basispaket 171MB und Expansion Pack 85MB) – die Installation ist einfach zu handhaben, erfordert aber eine Authentifizierung. Diese läuft bspw. online unkompliziert ab, wobei ich nach wie vor den Weg bevorzuge, dass man gänzlich ohne Authentifzierung installieren kann. Die vorhande Produktpiraterie macht solche Schritte leider erforderlich und es ist erschreckend, wie viele Portale man mit gecrackter Software findet. Dass dieses Verhalten letztlich uns allen schadet, scheint den Portalbetreibern, den “Crackern” und denjenigen, die die Software schlussendlich nutzen, nicht wirklich in den Sinn zu kommen. Diese Diskussion führt aber an dieser Stelle zu weit.

Die Connie wird von einem 56-Seitigen Handbuch und einem Paintkit begleitet. Das Paintkit habe ich mir nicht angeschaut, aber dafür das Handbuch. Es ist nett geschrieben, enthält einige brauchbare Informationen und auch einen Einführungsflug. Für die Bezeichnung “Professional” finde ich den gelieferten Umfang aber zu knapp. Betrachtet man, welch opulente Werke PMDG oder jetzt auch Flight Sim Labs ihren Produkten mit auf den Weg geben, so entspricht das Handbuch der Connie von der Seitenanzahl her gerade mal den Einführungsseiten solcher Vergleichsprodukte. Performance Charts und schön aufbereitete Checklisten sind meines Erachtens (auch wenn für die Connie sicherlich schwer zu bekommen, aber nach irgendwas muss ja auch die Flugdynamik im Sim erstellt worden sein) schon grundlegende Daten, die bei dem Anspruch im Titel dabei sein müssen.

Das Handbuch zeigt aber auch durch seinen Inhalt schon ein Stück weit, welchen Anspruch man an das Paket hat und das Hardcore Simmer mit diesem Paket sicher nicht glücklich werden.

Wer über das Handbuch hinaus noch Fragen hat, kann diese über den Support von Just Flight einspeisen, oder im Connie-eigenen Forum stellen. Etwas unschön finde ich, dass man im eigenen Forum für die Connie explizit erwähnt, dass der “Tech Support” nur über das Just Flight Reporting System laufen soll (siehe diesen Thread) – wofür dann das eigene Forum?

Genug gemosert und los geht es, den Flusi starten …

 

Das Außenmodell

Das Außenmodell der Connie ist ordentlich gearbeitet. Kein Innovationstreiber, aber gut betrachtbar. Dir Proportionen stimmen weitgehend und auch die Animationen sind zufriedenstellend. Die Texturen sind auch ordentlich, wenn auch mir eine Spur zu künstlich, zu comic-artig. Dennoch bekommt man eine schöne Repräsentation der Connie im FSX. Etliche Animationen verschönern den Anblick im Sim.

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Das Aufstarten der Motoren ist nett animiert.

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Ein Blick in die Kabine

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Inflight

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Nachts ist das Außenmodell auch mit voll eingeschalteten Lichtquellen recht duster. Vermutlich ist das aber nicht des Entwicklers Fehler, sondern darauf zurückzuführen, dass im realen Leben viele umgebende Lichtquellen sich am Rumpf und Flügeln der Connie reflektieren würden. Das kann der FSX so aber nicht abbilden (die Framerate dankt es) und so bleibt die Connie recht dunkel in der Außenansicht.

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2d-Panel und virtuelles Cockpit

Ein 2d-Panel gibt es nicht wirklich für die Connie. Wie viele andere Addons auch, basiert die Connie nur noch auf einem VC – es gibt rudimentäre Instrumente in der 2d-Sicht, aber diese repräsentieren weder die Connie, noch sind sie für längere Flüge geeignet.

Das virtuelle Cockpit ist nett arrangiert. Die Modellierung und Texturierung ist ordentlich, ohne dass es mich vom Hocker reißt. Aus meiner Sicht ist das grundsolide Handwerksarbeit ohne Schnökel – für den alltäglichen Einsatz auf jeden Fall tauglich. Die Texturen sind mir beim Grundpaket persönlich ein Stück zu dunkel ausgefallen, aber das ist eine Geschmacksfrage. Beim Expansion Paket A gefallen mir die Texturen besser.

Im Wesentlichen ist alles in 3d modelliert, allerdings sind nicht alle Schalter klickbar. Einige Schalter sind einfach als 3d-Modell simuliert und können nicht angeklickt werden – man hätte diese als Dummies ausführen können, aber hierzu gehen die Meinungen ja aus einander (Mathijs Kok von Aerosoft vertritt hier bspw. auch die Meinung “keine “Klickbarkeit”/Animation, wenn nicht auch das System simuliert ist”).

Für die Bedienung stehen genug verschiedene vordefinierte Perspektiven zur Verfügung, durch die man sich ja mit “A” durchhangeln kann.

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Die Nachtbeleuchtung ist brauchbar. Sie ist nicht so ganz mein Fall, aber sie tut ihren Dienst. Etwas unerfreulich ist, dass die Nachtbeleuchtung über Shift+L ein- und ausgeschaltet werden muss. Es gibt zwar auf dem Flight Engineers Panel einige Lichtschalter, aber diese würde man erstens ohne eingeschalteter Beleuchtung nicht finden und zweites sind die Schalter reine Dummy-Schalter. Außerdem sind die Hintergründe der Marker anders texturiert, als der Rest des Panels, so dass bei eingeschalteter Nachtbeleuchtung zwei schwarze Rechtecke erscheinen. Diese Kleinigkeiten bereiten mir persönlich gewisses Bauchweh in Verbindung mit dem  Titelzusatz “Professional” …

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Systeme

Interessanterweise wird dieses Kapitel am einfachsten zu schreiben sein. Die Connie hat keine speziellen Systeme, die besondere Komplexität aufweisen und dementsprechend einer gewissen Simulation bedürfen. Es gibt allerdings ein paar Dinge, die man wissen sollte, bevor man das Paket kauft. Man muss dann für sich entscheiden, was einem wichtiger ist.

Wie bereits angesprochen, gibt es bei den Instrumenten keine Besonderheiten bei der Connie. Die Gauges wurden zwar angepasst, aber die Funktionalität ist weitgehend identisch mit den gleichen Instrumenten in einer Cessna. Also Künstlicher Horizont, Höhenmesser, Geschwindigkeitsmesser, Variometer weisen keine Besonderheiten auf und sind auch im normalen Basic T angeordnet. An die Kompasse muss man sich gewöhnen, da wir in der Regel Kreiselkompasse gewöhnt sind (ich jedenfalls) und extrem selten nach dem Whiskey-Kompass fliegen. Die Connie hat auch einen  Kreiselkompass in den Autopiloten integriert, allerdings rotiert hier nicht eine Scheibe als eine Rosette, sondern zwei  Kreisel gegen einander … eine beliebte Fehlerquelle und gutes Training, dass man sich wieder mehr Gedanken macht, ob man jetzt nach links oder nach rechts will und wie man dann den AP einstellen muss.

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Der Sperry Autopilot weist noch weitere Besonderheiten auf, kann er nämlich nur einen vorgegebenen Kurs und auch eine vorgegebene Lage (Attitude) halten. Das macht er allerdings sehr anständig und so liegt es wieder einmal mehr am Piloten ordentliche Werte vorzugeben. Auch wenn der Sperry keinen “Höhe halten” Modus hat, so fliegt sich die Connie doch sehr anständig – man sollte sich an die Vorschlagswerte aus dem Handbuch halten und muss dann noch etwas “tweaken”, damit die Höhe auch wirklich gehalten wird. Das war aber früher nicht anders …

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Auf das Motorenmanagement möchte ich abschließend noch eingehen. Leider hat man bei der Umsetzung der Connie darauf verzichtet, eine extrem genaue Simulation der Motoren wie beispielsweise bei A2A’s B377 umzusetzen. Die Connie verwendet das Standard-“Piston Engine”-Modell des FSX und das hat einfach so seine Schwächen. Standardmäßig wird sogar die Gemischregelung automatisch übernommen – wer das ändern will, muss die aircraft.cfg editieren (und die Zeile fuel_air_auto_mixture=0 setzen).

 

Flugdynamiken

Tja, hier bin ich erstmal reingefallen. Da wunderte ich mich doch die ganze Zeit, warum meine Connie so langsam ist, bis mir Dussel erstmal auffällt, dass der Geschwindigkeitsmesser nicht in Knoten sondern in MPH anzeigt. Die angezeigten Geschwindigkeiten fallen also auf der Anzeige geringer aus, als sie in Knoten tatsächlich betragen. Wenn auch ich die Connie als etwas langsam empfinde, so passen die Geschwindigkeiten so ungefähr zu dem, was sie so erreichen soll. Leider gibt es im Handbuch nur Richtwerte für die Propellereinstellungen (Power Settings), aber keine Verbrauchs- oder wirkliche Leistungsangaben. Hier hilft also leider nur das Popo-Meter. Bei einem Professional Paket habe ich mir hier mehr erhofft. Ansonsten fliegt sich die Connie anständig und macht keine Sperenzchen.

Auch bei einem abgeschalteten Motor (immerhin ist die Connie ja die zuverlässigste drei-motorige Maschine der Welt) lässt sich die Connie noch gut fliegen. Im Anflug wird es etwas garstig, aber im Reiseflug ist es verschmerzbar. Das trifft, denke ich, die Realität relativ gut. Die Connie hat auf den Atlantik-Strecken oftmals Motor-Probleme gehabt und ist nur noch mit drei laufenden Triebwerken angekommen. Daher auch ihr Ruf …

Sounds

Die Sounds gefallen mir rundum sehr gut – ich habe keine großartigen Unstimmigkeiten feststellen können. Also keine deutlich abweichenden Laufzeiten, wie bspw. bei den Flaps (wenn der Sound sich wiederholt, während die Flaps fahren), noch deutlich höhrbare Schleifen (bspw. beim Motorensound). Die gequält quietschenden Bremsen sind nett gemacht und tragen bei der Landung viel zur Atmosphäre bei.

 

Performance (fps)

Die Performance im Sinne der Bildwiederholungsraten ist überaus anständig. Da die Connie weder ein extrem Detail-überladenes Außenmodell, noch ein bis auf den letzten Niet-Kopf modelliertes VC mitbringt, ist die Auswirkung auf die Bildwiederholungsrate entsprechend gering. Sie wird auch nicht durch eine komplexe Systemsimulation belastet und so verhält sich das Modell entsprechend Framerate-freundlich, wie ich es auch erwarten würde. Konkrete Zahlen möchte ich nicht darstellen, da diese immer von Hard- und Software-Konfigurationen abhängen und auch davon, was man im FSX alles so einstellt. Sie läuft flüssig – Punkt.

Fazit

Das Fazit zur Conny ist durchwachsen und es bringt mich einmal mehr an den Punkt, darüber zu sinnieren, was ich mit dem FSX eigentlich vor habe. Obwohl Professional drauf steht, ist in dem Paket leider nicht Professional drin. Dafür gibt es zu viele kleine Schlampigkeiten in der Simulation (bspw. der Zeiger von Copiloten-Höhenmesser, der nicht ordentlich zentriert ist) und die Systemsimulation geht nicht weit genug. Einem Vergleich mit beispielsweise der B377 von A2A zusätzlich Accusim-Paket hält die Conny nicht stand. Die Motorensimulation ist mehr oder weniger Standard-FSX und damit nicht das, was ich von einem Professional tituliertem Paket erwarten würde.

ABER

Das Paket ist auch nicht schlecht und hat seine guten Seiten. Wie so oft muss sich jeder hier die Frage stellen, was er von seinem Sim erwartet. Wer eine Constellation sucht, die bis auf den letzten Schalter simuliert ist, sollte um das Paket einen Bogen machen. Wer allerdings ein ordentlich modelliertes Modell mit einigen netten Texturen, fliegbaren Flugeigenschaften und einer ausreichend beschäftigenden Simulation sucht, der wird meines Erachtens mit dem Paket glücklich werden. Falls nicht, besteht wohl die Möglichkeit einen “Refund” zu bekommen, also das Produkt zurückzugeben. Wer einen schönen gemütlichen, aber nicht langweiligen Feierabendflug mit einem Fluggerät aus anderer Zeit versuchen will, der findet in dem Constellation Professional Paket eine passende Umsetzung. Ich denke, dass ich noch viele spontane Flüge mit der Connie genießen kann.

 

Pro

Contra

  • Preis / Leistung
  • Außenmodell
  • Sound
  • Einige kleine vermeidbare Fehler
  • Keine umfassende Motorensimulation

Informationen

Testsystem

  • AMD Athlon 6000+
  • GF 8800GT 512MB
  • 4 GB DDR2 RAM
  • Win7 64Bit

Ingo Voigt