Review: ImagineSim Singapore Changi (P3Dv4)

Schwimmbad, Gärten, Schmetterlinge und Shoppingmall? Klingt nach Innenstadtzentrum oder Naherholungsgebiet, ist aber tatsächlich nur ein Teil des preisgekrönten Changi Airports in Singapur. Na klar; Flugbetrieb gibt es dort natürlich auch; und der lässt sich dank ImagineSim nun auch wieder zeitgemäß im Simulator darstellen.

Die Entwickler vom ImagineSim haben bereits 2010 eine Umsetzung des asiatischen Drehkreuzflughafen Changi in Singapur auf den Markt gebracht. Damals gab es eine zeitgemäße Szenerie des Flughafens, inklusive Apron-Details, Lichteffekten und, für 2010 Standard: AES-Unterstützung. Seitdem hat die Flugsimulation jedoch viele Neuerungen und Innovationen hervorgebracht. So haben etwa 64-Bit-Plattformen die 32-Bit-Anwendugen verdrängt, und die Szenerie von ImagineSim ist nun schon seit einiger Zeit etwas in die Jahre gekommen. Mit den jüngsten Prepar3D-Versionen bestand keine Kompatibilität mehr. Die britischen Entwickler haben deshalb entschieden, eine komplette Neuentwicklung auf den Markt zu bringen. Moderne Techniken, die Umsetzung des aktuelle Ausbaustandes und viele neue Features sollten Changi wieder auf der Flugsimulator-Weltkarte erscheinen lassen. Im Herbst 2018 war es dann schließlich soweit und ImagineSim konnte die Neuauflage von Changi nach circa anderthalb-jähriger Entwicklungszeit veröffentlichen.

Singapur taucht bereits seit dem 11. Jahrhundert in den Geschichtsbüchern als Handelsstadt und Umschalgeplatz auf. Ursprünglich trug die Hafenstadt den indonesischen Namen Temasek. Bereits im Laufe des 14. Jahrhunderts erlangte die stolze Stadt zwischen Malaysia und Indonesien jedoch ihren heutigen Namen, der übersetzt „Löwenstadt“ bedeutet. In den folgenden Jahrhunderten war Singapur ein wichtiger Handelsplatz für die britische Ostindien-Kompanie, doch auch indische und chinesische Siedler ließen sich nach und nach auf der Insel an der Spitze der malayischen Halbinsel nieder.

Heute ist Singapur eine vielfältige und moderne Metropole. 2017 zählte die Stadt eine Bevölkerung von circa 5,7 Millionen Menschen, die sich aus verschiedensten ethnischen Gruppen zusammensetzt. Auf das harmonische Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen wird besonderer Wert gelegt und so gibt es zum Teil sogar Gesetze, die das Miteinander zwischen den Einwohnergruppen regeln. Auf diese Weise existieren verschiedene Religionen und Kulturen beeindruckend friedlich Seite an Seite auf geringem Raum. So können arabische Basare, chinesische Garküchen, westliche Einkaufzentren und indische Märkte in gegenseitiger Koexistenz bewundert werden.

International ist die Löwenstadt besonders für die hohe Lebensqualität, aber gleichzeitig auch die hohen Lebenshaltungskosten bekannt. Die Gesetzeslage ist sehr streng, bis vor einigen Jahren waren beispielsweise Kaugummis gesetzlich verboten, um Verschmutzung zu vermeiden. Die Todesstrafe ist nach wie vor üblich und Drogendelikte werden, ganz gleich welchen Ausmaßes, härtestens bestraft.

Wirtschaftlich lebt Singapur nach wie vor von der wichtigen Bedeutung als Handelsplatz, hat sich in den letzten Jahren aber auch einen Ruf als Steueroase gemacht. Wichtige Banken und Finanzierungsgesellschaften haben sich in der Stadt niedergelassen und der Hafen spielt nach wie vor eine große Rolle im weltweiten Handel. Zudem gilt die südost-asiatische Großstadt als eine der meistbesuchten Städte weltweit. Singapur lebt vom Kontakt nach außen, da Industrie und Landwirtschaft kaum eine Rolle spielen und der Staat sich auf die kleine Grundfläche der Singapur-Insel und einigen umliegenden Eilanden beschränkt. – Und was verbindet besser mit der restlichen Welt, als ein großer Drehkreuzflughafen? Somit sind wir beim eigentlichen Thema angelangt: Dem Flughafen Changi im Osten der Stadt, den wir uns nun ausführlich im Review anschauen.

Kauf und Installation

Singapore Changi gibt es auf der Webseite von ImagineSim. Die Szenerie kostet 26 Pfund, ohne Steuern, und hat einen Umfang von gut einem halben Gigabyte. In Deutschland landet man preislich bei circa 32€. Nach der Installation steht Singapore im Operation Center von ImagineSim bereit. Dort können die verschiedenen Optionen verwaltet und angepasst werden. Der ganze Prozess verläuft einfach und problemlos. Die Szenerie wird über das xml-Verfahren mit vier verschiedenen Einträgen in den Simulator eingebunden.

Das verspricht der Hersteller

ImagineSim bringt mit Singapur Changi 52 Quadratkilometer Fotoszenerie, den Flughafen im aktuellen Ausbauzustand, inklusive des neuen Terminal 4, interaktive SODE-Jetways, dynamisches Licht, eine „Lite“-Version der Innenstadt von Singapur, eine Einbindung in das neue ImagineSim-Operation Center und vieles mehr. Dazu, so wörtlich auf der Webseite, fantastische Performance durch 64-Bit-Codierung und schnelles Ladeverhalten der Szenerie.

An sich sollte Changi auch neue Effekte und Funktionen für dynamischen Fahrzeugverkehr und animierte Personen mitbringen. Zum Release verkündeten die Entwickler jedoch, dass diese Features noch nicht bereit seien, jedoch in Kürze mit einem Update nachgeliefert werden würden. Dieses Review sollte deshalb eigentlich erst nach Erscheinen von Version 1.1 veröffentlicht werden, um den vollen Funktionsumfang der Szenerie zeigen zu können. Einer FSX-Version von Singapur Changi wurde jedoch höhere Priorität zugeordnet, sodass das Update auf sich warten lässt. Ich habe deshalb entschlossen meine Rezension an dieser Stelle ohne das, sicherlich aufwertende, Update zu veröffentlichen.

Erster Eindruck

Zu FS2004-Zeiten war Singapur eines meiner liebsten Ziele auf der Flugsimulatorweltkarte. Damals war ich gern zwischen Asien und Australien unterwegs und auch die Strecke zwischen Frankfurt und Singapur habe ich, sowohl mit Qantas, als auch mit Singapore Airlines, gern bedient. Auch meinen ersten Flug nach vielen Jahren Abstinenz im Stadtstaat habe ich in Frankfurt begonnen und bin mit der 9V-SPL in der wunderbaren „Tropical Livery“ nach Singapur geflogen.

Nach zwölf Stunden Flug offenbart ein leicht wolkenverhangener Himmel den ersten Blick auf Singapur. Im Anflugbereich der Bahn 02C liegen zahlreiche Schiffe, auf der linken Seite ragen die Wolkenkratzer der „Bay-Area“ in die Höhe und rechts neben dem Flughafen sieht man die wüste Fläche der Changi-Airbase. Grundsätzlich fällt auf, dass die Performance im Anflug leicht leidet. Auf meinem System gehen die Frames im Minimum auf bis zu 22 Bilder pro Sekunde runter.

Ankunft am Flughafen Changi. Nach erfolgter Landung geht es über E5, EP, SC2 und WA zu Gate A5. Dabei präsentieren sich die Gebäude und Hallen der Szenerie vom ersten Moment an gut und feinsäuberlich modelliert. Ich persönlich habe zunächst auch nicht das Gefühl, dass der Flughafen tot oder ausgestorben wirkt, da kein animierter Fahrzeugverkehr implementiert ist. Durch die Verwendung von AI-Traffic wird das ganz gut kompensiert und in naher Zukunft wird hier ja auch noch nachgebessert. Die Bodentexturen springen mir da spontan eher ins Auge: sie wirken nicht hundertprozentig stimmig und überzeugen mich nicht wirklich. Beim Rollen und Parken ist die Performance übrigens schon deutlich besser. Sie liegt im 30er Bereich und ermöglicht eine angenehme Simulation.

Für den ersten Eindruck habe ich im Konfigurationstool sämtliche Optionen aktiviert.

Der Flughafen Singapur Changi

Der Flughafen des asiatischen Stadtstaats ist eines der beeindruckendsten Drehkreuze weltweit und wurde zudem mehrfach von Skytraxx zum besten Flughafen der Welt ausgezeichnet. Changi ist nicht vorrangig wegen siener Größe bekannt, sondern wohl eher wegen seiner ungewöhnlichen Ausstattung und den innovativen Konzepten, die ihn zu einem beliebten und angenehmen Umsteigepunkt machen. Vom Schwimmbad, Schmetterlingsgarten und einem Koiteich, bis hin zu freien Videospiellounges, einem Transit-Hotel  und einer entzerrten Sicherheitskontrolle, die auf die einzelnen Gates verteilt wurde, strotzt Changi nur so vor Attraktionen und Besonderheiten, die sich so wohl nur auf wenigen Flughäfen dieser Welt finden lassen.

Für Reisende bietet sich Singapur besonders für Umsteigeverbindungen zwischen Asien, Australien und Europa an und war, bis zum Erstarken der Middle-East-Carrier, das Nummer Eins – Drehkreuz für Flüge zwischen Europa und Australien. Im Jahr 2017 flogen 62 Millionen Passagiere von und nach, bzw. über Singapur. Changi rangiert damit auf Platz 18 der größten Flughäfen weltweit. Einen bedeutsamen Anteil am Erfolg des Flughafens hat auch das umfangreiche Streckennetz und der weltweit geschätzte Service von Homecarrier Singapore Airlines. Zusammen mit den Tochtergesellschaften Scoot und SilkAir werden Ziele auf sechs Kontinenten bedient und Anschlüsse zu nahezu allen asiatischen Metropolen angeboten.

Doch nicht nur im Passagierverkehr ist Changi Weltklasse; Im Jahr 2017 fertigte der Flughafen über zwei Millionen Tonnen Luftfracht ab und steht somit weltweit auf Platz 14. Insgesamt zählte man 2017 mehr als 300.000 Flugbewegungen und erreichte Wachstumsraten von bis zu 10%. Auch für die kommenden Jahre wird eine fortlaufende Entwicklung des Drehkreuzes erwartet und eine weitere Expansion ist geplant. Zuletzt ging das neue Terminal 4 im Süden des Geländes in Betrieb und zwischen den Terminals 1 -3 ist eine neue Plaza, genannt „Jewel“ im Bau. Zukünftig soll auf dem Gelände der Changi Airbase ein weiterer Ausbau des Flughafens stattfinden.

Offiziell verfügt der Flughafen über drei parallele Start-/ und Landebahnen, die in Richtung 02/20 ausgerichtet sind. Die Ostbahn, 02R/20L „Changi-East“, steht jedoch ausschließlich der zuvor erwähnten Airbase zur Verfügung und hat keine physische Verbindung über Rollwege zum zivilen Teil des Flughafens. Mittlerweile ist die Runway sogar im Rückbau. Im Westen schließt der Flughafen bereits an bebautes Gebiet an und im Süden liegt die Straße von Singapur, wo täglich hunderte Schiffe in den Hafen der Stadt einlaufen, oder sich von hier auf den Weg zu Zielen weltweit machen.

Terminals

Im aktuellen Ausbaustand verfügt Changi über vier Terminals. Die Abfertigungsgebäude 1 – 3 liegen in U-Form zwischen den beiden Bahnen, während der Neubau von Terminal 4 südlich davon, entlang der Bahn 02C/20C verläuft.

Grundsätzlich lässt sich erst einmal feststellen, dass die Entwickler von ImagineSim alle Terminals in vorbildgerechtem Layout und in realistischen Maßen umgesetzt haben. Auch der neue Verbindungsbau “Jewel” zwischen den Terminals eins, zwei und drei ist im Simulator bereits vorhanden. Über dem Abfertigungsbereich ziehen (bei aktivierter Option im Konfigurationstool) animierte Vögel ihre Kreise.

Insgesamt fällt auf, dass die Gebäude feinsäuberlich modelliert worden sind und mit diversen Details ausgestattet wurden. Der Wiedererkennungswert ist hoch und die Terminals wirken sehr plastisch. Das gelingt vor allem durch ausgestaltete Elemente wie Sonnenblenden, vorgelagerten Galerien, Kanten und Vorsprüngen, sowie dreidimensionalen Schriftzügen. Auf den Dächern finden sich Lüftungs- und Klimaanlagen, Leitern und Antennen.

Die Texturierung der Gebäude ist zwar nicht großartig spektakulär, aber zweckdienlich. Sie passt gut zu den dargestellten Modellen und betont durch feine Linien und Details die architektonischen Merkmale der Terminals. Die Glasfronten sind mithilfe einer Mischtechnik umgesetzt worden; So ist die Glasfläche an sich zwar transparent, es gibt jedoch kein modelliertes Interieur dahinter. Stattdessen wird ein plastischer Effekt durch eine versetzte, texturierte Wand erzielt. Das wirkt zwar nicht ganz so detailliert, wie ein komplett umgesetztes Innenleben, ist aber immer noch deutlich schöner anzusehen, als eine einfache Fenstertextur und dabei auch ressourcenfreundlicher.

Alle Jetways in Singapur sind mithilfe der Sim-Object-Display-Engine animiert worden. Auf diese Weise lassen sich für Großraumflugzeuge auch zwei oder sogar drei Fluggastbrücken verwenden. Das klappt üblicherweise auch ganz gut, an einer kleinen Anzahl von Gates sind die Betriebswinkel der Brücken jedoch unglücklich und die Jetways überschneiden sich aufgrund ihrer Breite. Gut zu sehen in diesem Beispiel:

Grundsätzlich funktionieren die Brücken aber gut und sehen schick aus. In Singapur gibt es nur einen Jetway-Typ, der lediglich in der Länge etwas variiert. Die Entwickler haben an den Modellen einige Details, wie Kabel, Rehling und Werbung umgesetzt und die Jetways passend an den Gates positioniert. Die Parkpositionen sind zusätzlich noch mit zahlreichen Assescoires ausgestattet und individuell “beschmückt” worden. Container, Towingtrucks, Catering-Fahrzeuge, Pylone und viele andere Vehikel sind ringsherum um die Terminals verteilt. In Zukunft werden dynamischer Verkehr und animierte Personen folgen. Schon jetzt wirkt das Vorfeld aus meiner Sicht aber recht geschäftig und voll. Belebt wird es dann mit dem (hoffentlich baldigen) Update werden.

Auf der Labndside der Terminals wurden keine bahnbrechenden Details umgesetzt. Hier und da gibt eine nette Kleinigkeit, die dargestellt wird. Mir gefallen die gut aufgelösten Schilder und Farben. Ich habe bei den Screenshots die statischen Autos auf den Parkplätzen ausgeschaltet, damit ist meine Performance deutlich besser. Bei eingeschalteter Option sind die entsprechenden Flächen voller. Dynamischen Verkehr gibt es nicht.

Insgesamt gefallen mir die Terminals ziemlich gut, und doch ärgert mich eine Kleinigkeit, die den meisten Nutzern vermutlich niemals auffallen wird, es sei denn, man weiß genau was man sucht: Die bereits angesprochenen Attraktionen des Flughafens, wie der Pool oder der Schmetterlingsgarten sind falsch, bzw. gar nicht positioniert. Changi verfügt über ein öffentliches Außenschwimmbad, das für eine kleine Gebühr von jedem Fluggast im Sicherheitsbereich genutzt werden kann. Es befindet sich östlich des Flughafenhotels “Aerotel”, das in der Kopfseite von Terminal 1 beheimatet ist. In der Szenerie von ImagineSim befinden sich jedoch nur Bäume auf der entsprechenden Freifläche. Das ist ärgerlich, weil der Pool sogar auf GoogleMaps eindeutig zu erkennen ist.

An Terminal 3 angelehnt befindet sich der Schmetterlingsgarten, er ist in einem offenen Käfig angeordnet, der an der Außenfassade des Gebäudes anschließt. Auch dieser Bereich wurde von den Entwicklern ausgelassen. Er befindet sich eigentlich an der hier dargestellten Position.

Natürlich ist das Meckern auf hohem Niveau und ich möchte den Entwicklern diese Details nicht anlasten, da sie aus dem Flugbetrieb heraus kaum einen nennenswerten Einfluss haben. Insgesamt muss man eindeutig resümieren, dass die Terminalgebäude aufwendig und plastisch dargestellt sind und einen herrvoragenden Eindruck machen.

Bodentexturen

Bodentexturen können den Unterschied zwischen einer guten Szenerie, einer sehr guten Szenerie, und einer Vorzeige-Szenerie ausmachen. Sie tragen maßgeblich zur Stimmung und Atmosphäre bei und betten Gebäude und Modelle auf den passenden Untergrund. Sie beinhalten Roll- und Betriebsflächen, Abstellflächen, Markierungen, Linien und nicht zuletzt auch Begrünung und Rasenberreiche.

Die Entwickler von ImagineSim haben Bodentexturen mit vielfältigen Details umgesetzt. Auf dem Vorfeld sind verschiedene Beläge dargestellt, hier und da sind Bereiche dunkler, quasi als Ausbesserung, dargestellt. Es wurde großflächig Schmutz und Abrieb verteilt und alle Markierungen und Linien sind klar, deutlich und feinsäuberlich gezogen. Trotzdem hauen mich die Bodentexturen aus dem Hause ImagineSim nicht vom Hocker. Über das Warum musste ich selbst einige Zeit nachdenken, letztendlich sind die zwei Gründe aber simpel: Zum einen sind mir die verschiedenen Bodenbeläge nicht vielfältig genug gefärbt. Es gibt im Grunde nur zwei dominante Grautöne und nur geringfügig Variationen. Es gibt keine richtigen Flicken oder Überlappungen. Zwar gibt es hier und da mal Schattierungen, die Ausbesserungen oder Reparaturen darstellen sollen, die sind aber deutlich zu matt umgesetzt worden. Das bringt mich zum zweiten Punkt: Mir persönlich sind die Bodentexturen viel zu fad. Die Sättigung dürfte, gerade in dieser tropischen Region, stärker sein, damit die Farben besser zum Ausdruck kommen. Das gilt besonders für die Rasenflächen. Hier wurde leider nur spärlich 3D-Gras verwendet und die Textur ist ein wenig grob, sodass die Grünflächen zwischen dem Asphalt, trotz verschiedener Farbtöne, nicht ganz überzeugen können. Aufgrund der geringen Menge an 3D-Grass kommt der Übergang zwischen Beton bzw. Asphalt und Grünfläche zudem nicht plastisch rüber.

Ganz grundsätzlich haben sich die Entwickler von ImagineSim wirklich Mühe mit der Umsetzung von Bodentexturen und Groundpoly gemacht. Das merkt man an den feinen Linien, den passenden und korrekten Markierungen, Verschmutzungen und vielen weiteren Details. Leider überzeugt das Gesamtpaket aber nicht. Das fällt besonders bei großflächigeren Aufnahmen auf. Auch die Randflächen tragen ihren Teil zu diesem Eindruck bei, da die umliegenden Bodentexturen sehr unscharf und wenig bearbeitet sind. Dadurch kommt Singapur ein wenig grob daher. Schade drum.

Flughafengelände

Neben den Terminalgebäuden gibt es auf dem Flughafengelände von Changi noch einige weitere nennenswerte Bereiche, die einen Ausflug wert sind. So befindet sich im Norden des Areals beispielsweise die Werft der Singapore Airlines. Hier stehen diverse Hangars dicht an dicht, in denen die Flotte des Flagcarriers in Schuss gehalten wird. Durch eine Option im Konfigurationstool lassen sich statische Flugzeuge in einigen Hangars einschalten. Sie tragen keine Bemalung und kommen grob einer Boeing 777 nahe, sind aber nicht sonderlich detailliert. Im Hangar geben sie für das Gesamtbild trotzdem einen guten Eindruck ab. Insgesamt sind die Gebäude der Werft vernünftig modelliert und texturiert worden. Hier gibt es allerdings keine großen Details wie dreidimensionale Schriftzüge. Alle Hallen sind auch als solche ausgelegt und nicht einfach mit einer Fototapete vor der Fassade gestaltet worden. So kann man sein Flugzeug prinzipiell auch dort unterstellen. Definierte Parkpositionen gibt es hier allerdings nicht.

Parkpositionen sind ein gutes Stichwort für den nächsten Punkt auf meiner Liste: Die AFCAD-Datei. Parkpositionen wurden mit passenden Airline-Codes umgesetzt. Die Fluggesellschaften stehen nicht nur am richtigen Terminal, sondern dort auch an den üblichen Positionen (Vergleich Thai, KLM oder ANA). Für die Positionierung von Frachtmaschinen am Terminal, wie beispielsweise im Fall von Cathay Pacific, kann der Entwickler nicht wirklich etwas, da Cargo und Passage einiger Airlines unter den gleichen Codes fliegen und somit im Simulator nicht sinnvoll differenziert werden können. Alle Parkpositionen wurden in der AFCAD-Datei als „Military Cargo“ definiert, um den FSX-eigenen Bodenverkehr zu verbannen.

Leider wurden keine passenden Parkpositionen für Airbus A380 umgesetzt. Die gibt es in Singapur zwar zu Hauf, die Entwickler von ImagineSim haben sie aber nicht entsprechend dimensioniert. Die Superjumbos finden somit keinen Platz an den Terminals und stehen allsamt im Frachtbereich rum. Das ist schade.

Damit sind wir nun auf dem Cargo-Apron angekommen. Man findet hier vielfältige Fahrzeuge und Objekte. Die anliegenden Hallen und Gebäude sind plastisch dargestellt und tragen unterschiedliche Schriftzüge, die gut aufgelöst sind. Ganz in der Nähe liegt ein Rückhaltebecken. Leider ist der Inhalt anscheinend nicht als Wasser definiert, denn die Wassereffekte des Simualtor funktionieren hier nicht.

Auch abseits der Aprons finden sich viele Gebäude, die sauber und anschaulich modelliert worden sind. Viele architektonische Besonderheiten wurden hervorgehoben und mit passenden Texturen betont.

Auch im Südwesten des Geländes gibt es eine Werft, die von einem privaten Anbieter betrieben wird. Die Hallen sind gut dargestellt, auch hier taucht, bei aktivierter Option, ein statisches Flugzeug auf. Dieser Bereich leidet schwer unter der direkten Nähe zum Flughafenumland. Dazu gleich mehr.

Zwischen den Terminals verläuft die Zugangsstraße, die auch unter den Rollwegen SC1 und SC2 entlang führt. Früher war die Doppelbrücke mit dem davorliegenden Schild “Changi Airport” und dem Tower im Hintergrund ein beliebtes Fotomotiv. Seit einigen Jahren ist das Fotografieren hier jedoch verboten. Die Konstruktion der Brücke ist schick umgesetzt, allerdings leidet auch dieser Bereich unter den verwaschenen Bodentexturen. Das ist ärgerlich. Wenn dynamischer Verkehr kommt, würde ich mir auch hier eine Option wünschen, mit der die Straße unter dem Rollweg bevölkert werden könnte, denn das ist aus dem Cockpit tatsächlich nett anzusehen. Schönes Detail: Wie fast alle Brücken und Betonstrukturen in Singapur, ist auch die Rollwegbrücke mit Blumen und Gewächsen beschmückt.

Flughafenumfeld

Während sich der Flughafen, von den Bodentexturen und ein paar Kleinigkeiten abgesehen, überzeugend, detailliert und sauber umgesetzt präsentiert, enttäuscht ImagineSim´s Singapore Changi außerhalb des Flughafenzauns. Viele Szenerien sind ohnehin nur bis zur Grundstücksgrenze umgesetzt und übergeben die weitere Umwelt der Orbx-Hand. Das ist oft sehr schade, weil die Übergänge dadurch unsauber aussehen, und auch der individuelle Charme der Umgebung durch die globalen Addons üblicherweise nicht sehr passend getroffen wird. Gerade in urbanen Regionen ist das problematisch. Die Idee, deshalb selbst eine Fototextur mit passendem Autogen um die eigene Szenerie herum zu legen, ist vom Entwickler deshalb durchaus ein netter Zug für den Endnutzer. Leider kann das aber schiefgehen. Das zeigt Singapur besonders anschaulich im Anflugbereich auf Bahn 02L. An dieser Stelle gibt es leider nichts zu beschönigen oder zu diskutieren; die Bodentexturen wirken unpassend und haben keinen Bezug zueinander. Es fehlt massig an passenden Autogenobjekten. Das sieht man besonders im Westen des Flughafens. Hier fehlen gänzlich Gebäude. Zudem sind die Texturen sehr schlecht aufgelöst. Während die Fototextur im Süden des Flughafens einigermaßen passend wirkt (hier liegt in der Realität ein Golfplatz), stellt sich mir die Frage, ob die Texturen von Siedlungsfläche tatsächlich einem echten Luftbild entsprechen, denn die Bereiche im Süden und Westen sehen nicht nach Singapur aus.

Ich wünsche mir an dieser Stelle von ImagineSim eine Anpassung durch ein Update, denn so macht die Landung keinen Spaß. Der Fehler (oder die Fehler) fällt leider sofort und extrem aufdringlich ins Auge und stört die gesamte Szenerie in diesem Bereich. Darunter leiden auch die Randbereiche des Flughafen selbst.

Schön gemacht wiederum finde ich die vielfältigen Schiffsmodelle, die ImagineSim in der Straße von Singapur verteilt hat. Hier ist in der Realität wahnsinnig viel los und der An- bzw. Abflug aus Singapur ohne den geschäftigen Schiffsverkehr wäre fast schon langweilig. Die Modelle sind allsamt statisch und lassen sich über das Konfigurationstool steuern.

Mit Singapore Changi bringt ImagineSim auch eine “Lite Umsetzung” der Skyline. Im Konfigurator kann die Stadt unter dem Punkt “CVX Singapore City Lite” gesteuert werden. Ich bin allerdings überfragt, wer sich hinter dem Kürzel CVX verbirgt. Bei aktivierter Option werden die generischen Wolkenkrater in der Stadt durch Modelle der markantesten Bauwerke ersetzt. So ist beispielsweise das Marina Bay Sands umgesetzt worden. Man darf sich hier allerdings nicht zu viel versprechen, da tatsächlich nur einige Hochhäuser im Stadtzentrum umgesetzt wurden. Eine dicht bebaute Metropole ist hier nicht entwickelt worden. Tatsächlich stört mich an dieser Stelle allerdings auch wieder der Untergrund: Hier wurde kein Luftbild verwendet. Während die “Gardens by the Bay” noch ansatzweise nachvollziehbar sind (zweites Bild), zeigt das vierte Bild einen gänzlich unpassenden Untergrund. Das entspricht in keiner Weise den örtlichen Gegebenheiten. Immerhin leidet die Performance  nicht; Ich konnte keinen Unterschied zwischen aktivierter und deaktivierter Stadtszenerie bezgl. der Framerate feststellen. Fairerweise muss man auch sagen, dass die unpassenden Bodentexturen der Stadt im Anflug keine Rolle spielen. Bei der guten Performance dürften es allerdings gerne ein paar Gebäude mehr sein.

Wieder zurück nach Changi: Auch die angrenzende Airbase ist rudimentär umgesetzt worden. Hier liegt mittlerweile alles brach. Die einstige Landebahn wird zurückgebaut und das Areal wird noch als Hubschrauberstützpunkt genutzt. Die entsprechenden Flächen sind dargstellt. Schön gemacht ist die plastische Darstellung des trennenden Entwässerungskanals. Leider ist die Küstenlinie um debn Flughafen herum nicht überall ganz sauber.

Der Flughafen bei Nacht

Dynamic Lighting ermöglicht schicke und stimmungsvolle Nachtdarstellungen, bietet allerdings auch das Risiko, die Performance in den Keller zu ziehen. Die Entwickler von ImagineSim haben massig dynamische Lichter verbaut, passende Farben gewählt und auch an entlegenden Bereichen die entsprechenden Effekte platziert. Das sieht gut aus und taucht den Flughafen in eine realistische Atmosphäre. Auch die Bereiche zwischen den Terminals sind beleuchtet. Die Performance bleibt dabei hoch und leidet (fast) überhaupt nicht. Sehr gut Arbeit!

An den Gebäuden fällt die verwendete Interrieur-Technik des Nachts noch deutlicher auf. Hier und da wirkt die Idee einer transparenten Fassade und etwas versetzter Fototextur unpassend. Es gibt allerdings auch Bereiche in denen die Glasfronten einen durchaus überzeugenden Eindruck machen. An den Jetwaybrücken ergibt sich jedoch der seltsame Effekt, dass die vordere Glasfront transparent ist, während die hintere durch eine grüne Textur dargestellt wird. Das wirkt irgendwie ungeschickt.

Der Gesamteindruck bei Nacht ist allerdings gut. Die Runwaybefeuerung ist sehr gut umgesetzt, unter Umständen könnten die Lichter der Taxiways etwas heller sein. Man findet sich aber trotzdem gut zurecht. Insgesamt muss ich aber sagen, dass mir die Nachtdarstellung der Szenerie außerordentlich gut gefällt. Zu Tages- (bzw. Nacht-)zeiten, an denen man die verwaschenen Bodentexturen nicht sieht, präsentiert sich Singapur schick, performant und stimmungsvoll.

Fazit

Singapur ist eines meiner liebsten Drehkreuze. Das liegt hauptsächlich an der Auswahl an Routen, dem Homecarrier und daran, dass mich die Stadt Singapur an sich auch begeistert. Dank ImagineSim gibt es nun wieder eine zeitgemäße Umsetzung des Flughafen Changi, die mit allen technischen Finessen, des Jahres 2018 (bzw. 2019, wenn das Update kommt) aufwarten kann. SODE-Jetways, dynamisches Licht, animierte Vögel, hochaufgelöste Texturen und feinsäuberliche Modelle machen Changi zu einer zeitgemäßen Szenerie. Dennoch können die Entwickler von ImagineSim mit ihrem neuesten Produkt nicht hundertprozentig überzeugen.

Durch die faden Bodentexturen leidet die gesamte Atmosphäre und es fehlt der Szenerie meiner Meinung nach an Ausdruckskraft. Zudem fällt das unpassende Luftbild des Umlandes schwer ins Gewicht und beeinträchtigt die Gesamtqualität der Szenerie nachhaltig. Nachts wiederum kann die Szenerie überzeugen und auch die Gebäunde und Modelle unterstreichen die eigentlichen Ambitionen der Entwickler.

Singapur ist eine Szenerie für jeden, der viel in Asien fliegt, mit Singapore Airlines unterwegs sein will, oder eine passende Zwischenstation auf dem Weg zwischen Europa und Australien benötigt. Sprich, für alle, die Singapur der Destination wegen kaufen. Die Qualität ist gut, der Flughafen ist (bis auf eine handvoll kleiner Details) vorbildgerecht umgesetzt und bietet viele Funktionalitäten bei guter Performance. Der Preis ist im Vergleich zu anderen Szenerien an die derzeit üblichen Marktpreise angepasst. Man muss zudem bedenken, dass die Entwickler aus England kommen und in Pfund abrechnen. Für alle, die auf der Suche nach einer neuen “Hingucker”-Szenerie sind, die mit hoher Qualität beeindruckt und des “Wow”-Effekts wegen angeflogen wird, lohnt sich die Investition in ImagineSim´s Changi nicht. Dafür bietet die Szenerie zu viele Unzulänglichkeiten.

Informationen

Pro Contra
  • Komplexe und plastische Gebäude
  • Konfigurationstool
  • SODE-Jetways
  • Stimmungsvolle Nachtdarstellung
  • Option für statische Schiffe und Innenstadt
  • Sehr grobes und unpassendes Luftbild
  • Bodentexturen zu blass und unscharf
Informationen Testsystem

 

  • Intel I7-4790K @ 4,6 Ghz
  • 32GB DDR3-Ram
  • Geforce GTX 1080
  • Windows 10  64Bit
  • Prepar3D 4.4

 

 

4 Comments
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Chris
Chris
5 Jahre zuvor

Nettes Review, danke dafür. Etwas schade, dass gewisse Aspekte nicht beleuchtet werden, die meiner Meinung nach für eine allfällige Kaufentscheidung durchaus relevant sind:

1. Der Platz ist offensichtlich falsch positioniert und deshalb kann es bspw. in seltenen Sonderfällen der Nutzung mit Navigraph-Daten zu Fehler im Anflug kommen. Nutzt man hingegen das P3D-interne System mit ILS etc., fällt es nicht auf (ich habe bspw. nichts bemerkt bisher). Gemäss ImagineSim soll aber ein Fix da bald Abhilfe schaffen…

2. Stellt man in den Optionen die Wasserqualität im P3Dv4.4 auf “Ultra”, so sieht man Welleneffekte vor T durchscheinen durch den Boden. Das Problem besteht auch auf ZSPD von Imaginesim (seit Jahren) und das Wasser nicht auf “Ultra” zu stellen ist der “offizielle Fix” von ImagineSim (mehrmaliges Nachfragen meinerseits diesbezüglich brachte die nur auf die Palme statt wirklich für einen Fix zu sorgen).

Dies nur als Ergänzung zum Ansonsten gelungenen Review zu sehen.

David
David
5 Jahre zuvor

Danke für das Review. Bei einem Airport, wo man über 30€ los wird, kann man so ein detailliertes Review gut gebrauchen. Für mich ist das Fazit dann erstmal zu warten, ob es nicht auch mal noch nen Sale gibt oder eventuell der Pfundkurs in den Keller rauscht. Singapur hätte ich zwar gerne aber gerade der Approachpfad ist für mich extrem wichtig. Und die Übergänge, die du da zeigst, sind schon sehr mau.

Auch mit den Groundpolys gebe ich dir Recht. Da trennt sich stark die Spreu vom Weizen. Das ist quasi die Königsdisziplin und imaginesim ist da noch nicht ganz angekommen. Fairerweise muss man sagen: Da gibt es wirklich nur sehr wenige, die das exzellent machen.

Sebastian
Sebastian
5 Jahre zuvor

WOW. Was für ein umfangreiches, gut geschriebenes und reich bebildertes Review. Dass die Texte zudem in der Freizeit verfasst werden, macht sie noch ein Stückchen wertvoller. Auch wenn der FLughafen nichts für mich ist – vielen Dank für den aussagekräftigen Bericht.

Michel See
Michel See
5 Jahre zuvor

Ich habe mal dies gemacht. Da sind man schön alle Fehler im Umfeld:
https://imgur.com/a/NubFwhU