Review: Geneva Cointrin Int. von FS DreamTeam

review-genevaZugegeben – Genf ist kein Weltflughafen und vermutlich nicht der Platz, den der normale Simmer in höherem Maße frequentiert. Vielleicht habe ich auch unrecht – und selbst wenn, warum denn eigentlich nicht? Genf liegt schön zentral in Europa und bietet gerade im FS9 eine immense Auswahl an Flugzielen. Die Truppe von FSDreamTeam hat kurz vor Weihnachten womöglich ein weiteres gutes Argument für FS9- als auch FSX-Piloten geliefert, öfter mal in Genf vorbeizuschauen. Frank Schmidt hat sich die neueste Szenerie von FSDreamTeam angeschaut und berichtet im Folgenden, wie sie ihm gefallen hat.


Review Geneva X von FS Dreamteam

Unter den Szenerie-Herstellern gibt es nur wenige, die in der Oberliga mitspielen. FS Dreamteam gehört zweifellos dazu. Ihr erster, vielbeachteter Auftritt war in Zürich. Es folgte ein Abstecher in die Vereinigten Staaten, wo nacheinander den Städten Chicago und New York nach Jahren der Vergessenheit eine adäquate Umsetzung ihrer Großflughäfen spendiert wurde. Neben Zürich hat das FS Dreamteam auch mit den Szenerien von Chicago O’Hare und JFK gezeigt, dass es ein gutes Händchen für stimmungsvolle Umsetzungen hat. Das jüngste Projekt führt uns zurück in die Schweiz, wo sich FS Dreamteam dem zweitgrößten Airport des Landes angenommen hat. Geneva Cointrin International Airport ist der offizielle Name des Flughafens der Stadt Genf, um den es sich diesmal dreht.
Dabei stieß die Wahl zu diesem Airport nicht allerorts auf entsprechende Gegenliebe, denn für den FS2004 gab es schon vorher eine brauchbare Umsetzung des Airports. Viele der treuen FS2004-Anhänger hätten sich lieber einen Flughafen gewünscht, der noch von keinem Addon zuvor bedacht wurde. Für den FSX ist das Produkt von FS Dreamteam in jedem Fall konkurrenzlos, beim FS2004 hingegen gilt: Das Bessere ist des Guten Feind.

Installation und Kauf

Ja, diese Reihenfolge ist bewusst gewählt, denn so wird’s gemacht: Der Download der Szenerie erfolgt direkt von der Homepage der Entwickler. Dort liegen beide Versionen als separater Download bereit. Die FS2004-Version ist 24.5 MB groß, der FSX-Download schlägt mit knapp 100 MB zu Buche.
Beide Versionen verfügen über ein Installationsprogramm, das die Einbindung in die jeweilige FS-Version automatisch erledigt und die Szenerie auch gleich in der Szeneriebibliothek anmeldet. Sie kann anschließend im Demo-Modus für kurze Zeit in Augenschein genommen werden. Nach Ablauf der Demo-Zeit verschwinden sämtliche Gebäude und nur das Bodenlayout bleibt zurück. Der Demo-Modus bietet ausreichend Gelegenheit, den Airport vor dem Kauf hinsichtlich der Performance genau unter die Lupe zu nehmen und verschiedene Einstellungen zu Testen. Ebenso ist er nach jedem Start des Flight Simulators erneut ausführbar, sodass niemand die berühmte „Katze im Sack“ kaufen muss.
Wer den Flughafen über die Demo-Zeit hinaus genießen möchte, benötigt einen Freischalt-Code, der auf verschiedene Art und Weise erworben werden kann. Die einfachste Methode ist der Kauf direkt aus dem Flight Simulator heraus. Hierfür öffnet man den Menüpunkt „Addon Manager“, wählt den gewünschten Flughafen und klickt auf „Buy“. Diese Methode setzt die Verwendung einer Kreditkarte voraus. Es geht aber auch anders. Im gleichen Menü findet sich auch die Option „Buy on the Web/PayPal“, die auf den Store von eSellerate verweist, wo der Freischaltcode für den Airport ebenfalls gekauft werden kann. Hier ist es alternativ auch möglich, via PayPal zu bezahlen. Ebenso ist es nur über das Webportal möglich, mehrere Addons gleichzeitig zu kaufen und somit zeitweise angebotene Discount-Coupons einzulösen. Hat man den Freischaltcode über die Website erworben, muss der gekaufte Airport über die Option „Register Serial“ im Addon Manager noch manuell eingegeben werden. Beim Kauf direkt aus dem Flight Simulator entfällt dies und der Airport ist sofort einsatzbereit. In beiden Fällen lässt sich der RegKey für spätere Installationen separat über den Addon Manager sichern.
Der Kauf- und Registrierungs-Prozess über den Addon Manager ist nicht ganz so komfortabel wie beim immer wieder als vorbildliche Lösung zitierten Flight1-Wrapper. Ebenso gab es in der Vergangenheit Probleme mit älteren Addons, die ebenfalls über den Addon Manager registriert wurden. Mittlerweile sind diese Probleme beseitigt worden und die Installation bereitet in der Regel keine Probleme.

Allgemeines zum Flughafen Genf

Der Aéroport International de Genève liegt im Genfer Vorort Cointrin, ca. 4 km nördlich von Genf und ist der zweitgrößte Flughafen der Schweiz. Sein IATA-Code ist GVA und der ICAO-Code lautet LSGG. Die beiden wichtigsten Fluggesellschaften vor Ort sind Swiss und EasyJet, die in Genf ein Drehkreuz betreiben. Darüber hinaus ist Genf ein wichtiger Standort in der VIP-Fliegerei, denn in Genf sind zahlreiche Internationale Organisationen ansässig, beispielsweise die UNO.
Im Jahr 2007 zählte Genf knapp 11 Millionen Passagiere, was ein Plus von fast 10% gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Eine weitere Besonderheit des Genfer Flughafens ist die Tatsache, dass er sich zum Teil auf französischem Boden befindet. Aus diesem Grund besitzt der Flughafen einen französischen Sektor, der von Frankreich aus per Straßentunnel direkt zu erreichen ist. Ziele nach Frankreich sind somit als Inlandsflüge durchführbar und Schweizer Passagiere müssen zuvor durch den französischen Zoll, bevor sie im „Secteur“ einchecken können.

Der Flughafen verfügt über 2 Pisten. Die Hauptpiste mit der Ausrichtung 05/23 ist eine 3900 Meter lange und 50 Meter breite Betonpiste. Parallel dazu verläuft eine 823 Meter lange und 30 Meter breite Graspiste.

Der Airport im FS2004

Da ich dem alten Flight Simulator weiterhin die Treue schwöre, freue ich mich natürlich besonders, dass FS Dreamteam die Szenerie für beide Versionen veröffentlicht hat. Gerade im Gebiet der Schweiz hat der FSX allerdings mittlerweile deutlich die Nase vorn. SwitzerlandProfessional X und die beiden Airports Zürich und Genf können erst im FSX ihre wahre Pracht entfalten. Allerdings bevorzuge ich für Airliner-Flüge aufgrund des größeren Angebots und besserer Performance weiterhin den FS2004. Also lasse ich die ersten Eindrücke bei einem Flug von Birmingham nach Genf auf mich einwirken.

Im Landeanflug geht es zunächst über den Genfer See in Richtung Genf. Ich folge der STAR BENOT1P, die mich zunächst über die Stadt und den nahe gelegenen Airport hinweg führt.

Im Überflug zeigt sich deutlich, dass sich die Szenerie des Flughafens perfekt in die Winterlandschaft der Switzerland Professional X einfügt. Kurz darauf verlasse ich das Gebiet der Schweiz um über französischem Boden eine 180-Grad-Rechtskurve zu fliegen, die mich direkt auf den Localizer der Piste 05 bringt.

Landschaft und Airport wirken wie aus einem Guss, die Piste ist gut zu erkennen. Im Anflug bleibt die Bildwiederholrate erfreulich stabil bei über 30 Frames. Somit konnte die Landung butterweich zuende geführt werden. Nach dem Verlassen der Piste zeigen sich dann allerdings ein paar kleine Schnitzer, die durch nachträgliche Updates bereits teilweise behoben wurden.

Die Genf-Szenerie Version 1.0 hatte zunächst keine Hochspannungsleitungen. Diese wurden beim Update auf die Version 1.1 nachgereicht, allerdings ist die Einbindung in die Szenerie weiterhin überarbeitungswürdig, denn es fällt auf, dass die Hochspannungsleitungen teilweise ein- und ausgeblendet werden, wenn man sich über den Airport bewegt. Das Ausblenden entfernter Objekte sorgt zwar für eine höhere Performance, allerdings ist dies für moderne Rechner gerade im FS2004 kein Thema mehr. Außerdem werden zum Teil weit entfernte Masten angezeigt, während dazwischen liegende Masten ausgeblendet werden. Insgesamt sollten die Darstellungsgrenzen der Hochspannungsleitung noch einmal komplett überprüft werden. Die FSX-Version funktioniert diesbezüglich hervorragend.
Ein weiterer Punkt sind die doppelten Haltelinien vor der Landebahn, die allerdings durch ein weiteres Update bereits gepatcht wurden. Das Update auf Version 1.1 und der Patch für die doppelten Haltelinien sind im Forum von FS Dreamteam unter diesem Link zu finden.
Diese kleinen Schönheitsfehler trüben den ansonsten sehr guten Eindruck der Szenerie aber nicht wirklich. Unterm Strich kann die FS2004-Version als gelungene Umsetzung für Genf punkten und lässt das – zugegebenermaßen schon nicht mehr taufrische Konkurrenzprodukt von Dreamfactory Studio – weit hinter sich.

Seit Version 1.99 der Airport Enhancement Services (AES) wird die neue Genf-Szenerie ebenfalls unterstützt. Darüber hinaus ist Genf einer der ersten Airports, bei denen die verfeinerte Animation der Fluggastbrücken verwirklicht wurde. Um Genf mit AES auszustatten, werden 2 Credits fällig.

Für eine detaillierte Betrachtung der Szenerie ziehe ich nachfolgend die FSX-Version heran…

Der Airport im FSX

Die Qualität der technischen Umsetzung des Geneva Cointrin International Airports entspricht den vorangegangenen Werken von FS Dreamteam. Wie üblich gibt es saisonale Bodentexturen für alle Jahreszeiten. In der Kombination mit der Switzerland Professional X Szenerie ergeben sich zwangsläufig nur zwei Jahreszeiten, bei denen sich der Flughafen harmonisch in die Umgebung einfügt, da es bei der Switzerland Professional X keine Texturen für das Frühjahr und den Herbst gibt. Mit den Standardtexturen des FSX hingegen gibt es diesbezüglich nichts zu beanstanden.
Bei den Wintertexturen gefällt besonders die Darstellung der gemäßigten Schneefelder auf dem Airport-Gelände. Einziger Kritikpunkt an den Wintertexturen sind die Rasenkanten. Sie sind im Gegensatz zu den verschneiten Rasenflächen noch viel zu grün und wirken eher als Fremdkörper. Im Sommer hingegen sind die Farben der Rasenkanten besser aufeinander abgestimmt und erzielen den gewünschten Effekt.

Zweifelsfrei gelungen finde ich die Darstellung in den Dämmerungsphasen sowie in der Nacht. Die Lichter der Anflugbefeuerung liegen allerdings technisch bedingt am Boden und sitzen nicht auf den ansonsten sehr schön modellierten Masten der Anlage.

Je nach Fluggerät ist nach der Landung zu entscheiden, ob der Weg Richtung Terminal einzuschlagen ist, oder ob es eher in Richtung General Aviation auf der gegenüberliegenden Seite gehen soll. Beide Bereiche wurden in jedem Fall ordentlich umgesetzt und nur die Größe des Transportmittels bestimmt die Wahl des zu wählenden Taxiways. Werfen wir zunächst einen Blick auf den Bereich der allgemeinen Luftfahrt.

General Aviation Bereich

Auch abseits des großen Trubels eines internationalen Flughafens haben die Designer mit viel Liebe zum Detail an dieser Szenerie gearbeitet. Mit Fahrzeugen und abgestellten Gerätschaften wurde der Bereich belebt. Außerdem gibt es eine kleine Fliegerkneipe, deren bunten Werbeschirme dazu einladen, dort ein virtuelles Bier zu trinken.

Zwischen der Hauptlandebahn und der Graspiste befinden sich zusätzliche Abstellflächen für einmotorige Kleinflugzeuge. Da der GA-Bereich von Genf alles andere als lieblos gestaltet wurde, bietet sich dieser Airport auch als ernstzunehmende Landemöglichkeit für Kolbenschüttler-Piloten an, die sonst nur auf Kleinflugplätzen zuhause sind.

Vorfeld und Gates

Ebenso wie im GA-Bereich, wurde auch bei den Abstellplätzen für Jets und Turbo-Props mit reichlich Containern, fahrbaren Fluggasttreppen und abgestellten Fahrzeugen für einen lebendigen Eindruck gesorgt. Die Bodentexturen weisen an den Parkpositionen die obligatorischen Verschmutzungen auf und die entsprechenden Markierungen sind allesamt vorhanden und gut zu erkennen.

Beim Einparken hilft in der FSX Version von Geneva Cointrin ein zusätzliches Feature: ParkMe. Es stellt auf den Gates 1 bis 16 ein funktionstüchtiges APIS++ System zur Verfügung sowie auf den Gates 17 bis 19 das ältere AGNIS-PAPA System. Es erkennt selbstständig den Flugzeugtyp und sorgt mit der aktiven Anzeige dafür, dass das Flugzeug so zum Stehen kommt, dass sich anschließend der ebenfalls animierte Jetway direkt vor der Flugzeugtür positioniert. Als kleiner Gimmick wird die aktuelle Position nach dem Parkvorgang mit der „Idealposition“ vergleichen und anschließend bewertet.
Ein weiteres Feature ist YouControl. Damit lassen sich über ein Auswahl-Menü bei insgesamt 6 Hallen, die auf dem Gelände zu finden sind, die Hangar-Tore öffnen und schließen.

Die einzelnen Gebäude auf dem Flughafengelände haben fotorealistische Texturen, deren Farben durchweg angenehm und stimmig erscheinen. Die Auflösung ist in den meisten Fällen ausreichend und detailliert, nur bei einigen Dachflächen hätte ich mir mehr Detailreichtum gewünscht. Bis auf die Jetways verzichtet FS Dreamteam jedoch auf transparente Scheiben, sodass keinerlei Einblicke in den Terminalbereich möglich sind.

Ein Blick auf die andere Seite

Es soll ja einige unter uns geben, die weiterhin der Ansicht sind, dass bei der Flugsimulation ausschließlich der Blick aus dem Cockpit-Fenster von Interesse ist. Mir geht es jedenfalls anders, ich freue mich auch darauf, einen Flughafen etwas abseits vom Gate erkunden zu können. In Genf komme ich dabei voll auf meine Kosten, denn FS Dreamteam hat es sich nicht nehmen lassen und hat den Bereich vor dem Terminal sowie die umliegenden Gebäude ebenfalls gestalterisch umgesetzt.
An den Zufahrtsstraßen finden sich die passenden Hinweistafeln und die Anschlüsse an die umliegende Szenerie passen genau. Auf den Parkplätzen und auf der Dachetage des Parkhauses finden sich dreidimensionale Fahrzeuge, die aus Performance-Gründen allerdings einer näheren Betrachtung qualitativ nicht standhalten. Bei niedrigen Überflügen mit einem Helikopter sorgen sie hingegen für einen äußerst plastischen Eindruck.

Ein weiteres, exzellent umgesetztes Detail ist das Messegelände, was direkt an den Flughafen Genf angeschlossen ist. Weit über die Grenzen der Schweiz hinaus ist es bekannt durch den regelmäßig dort stattfindenden „Genfer Autosalon“.

Dokumentation

Zu guter Letzt noch ein paar lobende Worte zur mitgelieferten Dokumentation. Das PDF ist lesefreundlich im Querformat erstellt und kann somit ohne ausgedruckt zu werden direkt am Bildschirm gelesen werden. Es umfasst satte 29 Seiten und ist komplett in Englisch verfasst. Die ersten 10 Seiten erklären in Wort und Bild den Installationsvorgang sowie die Funktionsweise der beiden Features ParkMe und YouControl.
Ab Seite 11 folgt ein kompletter Satz SID und STAR Charts, sowie Kartenmaterial vom Flughafenlayout und der einzelnen Instrumenten-Anflugverfahren. Somit dürfte man sich auch auf dem Airport und um den Flughafen herum zurechtfinden.

Fazit

Der Geneva Cointrin International Airport von FS Dreamteam ist ein High-End-Produkt, was problemlos an die vorangegangenen Erfolge von Zürich, Chicago und New York anknüpft. Das gleichbleibend hohe Niveau sichert FS Dreamteam einen festen Platz in der Oberliga des Szenerie-Designs. Besonders löblich ist hierbei, dass die Umsetzungen bislang sowohl für den FSX als auch für den immer noch viel genutzten FS2004 erfolgten und der Kaufpreis beide Versionen beinhaltet. Egal, in welchem Simulator die Szenerie letztendlich zum Einsatz kommen soll, eine Empfehlung kann in beiden Fällen ausgesprochen werden. Für Besitzer der Switzerland Professional X ist Genf ebenso wie Zürich ein absolutes „Must-have“.

PRO CONTRA
  • 2 Versionen für FSX und FS2004
  • Akkurate Gebäudeumsetzung
  • Gute und stimmige Texturen für 
    Gebäude und Untergrund
  • Saisonale Texturen mit passenden
    Übergängen
  • AES Unterstützung (nur FS9)
  • ParkMe und YouControl (nur FSX)
  • Testmöglichkeit vor dem Kauf
  • Unbeliebte Online-Registrierung
    über Addon-Manager
INFORMATION TESTSYSTEM
  • ENTWICKLER: FS Dreamteam
  • DISTRIBUTOR: virtuali s.a.
  • HOMEPAGE: www.fsdreamteam.com
  • PREIS: € 20,90
  • Intel Core2Duo E8500 @ 3,17 GHz
  • 4092 MB RAM
  • Geforce 8800GTS 512 MB
  • Windows Vista Home Premium

 

Frank Schmidt