Review: Xtreme Prototypes – 20 Series Business Jets

D-XtremeLearjet-reviewlogoXtreme Prototypes möchte uns eine Legende vorstellen: Die Learjet (Gates) 20er Serie. Hier kommt alles zusammen: Glamour und Prunk für die, die sich eine Reise in diesem Jet leisten konnten.

Harte Arbeit und wenig Platz bei den Piloten in der Kanzel. Ob es sich bei dieser Umsetzung um ein Glanzstück handelt oder die Rezension harte Arbeit war berichtet im Folgenden Andreas Pinheiro

Back to the roots

Die Serie von Xtreme Prototypes lässt uns im Cockpit eines Learjets der 20er Serie Platz nehmen, der zu den älteren seiner Gattung gehört. Uns wird wohl eher die Learjet 35, 40 oder die 60er Baureihe bekannt sein aber bekonnen hat die Learjet Geschichte 1964  mit dem Lear23.  Auf ihn folgen ihm 2-Jahres Abstand die 24/25. Im Jahr 1977 wird diese Serie neu aufgelegt und durch den Lear28 erweitert, mit einer Dienstgipfelhöhe von unglaublichen 51.000ft(Lear24/25 24 45.000ft). Allerdings erwies sich der Lear28 eher als Ladenhüter. Nur 5 Maschinen wurden gebaut bevor er in den uns wohl bekannten Lear35 überging. Das erfolgreichste Modell dieser Serie war der Lear25 mit 373 gebauten Serienmaschinen.

Nochmal kurz zu der Bedeutung des Learjets: Er verbindet mehrere Vorteile, die ihn zu der damaligen Zeit zu einem aussergewögnlichen Produkt machten. Der Name des Lear23 stammt von der “FAR Part 23” Zulassung, die ein maximales Gewicht von 12.500 lb (5675 kg) vorsieht. Diesem Kriterium sollte der Lear23 genügen, was eine Einteilung in die “light” Kategorie bedeutet hätte. Hier stand der Wunsch von Lear im Vordergrund den Flieger in Single Pilot Ops zu betreiben. Zu dieser Zulassung kam es aber seitens der FAA nie.
Nun muss man sagen, dass sowohl der Lear24/24 wie auch der 28er nicht mehr in diese Kategorie fallen, allerdings zeigt diese Überlegung den Sinn und Zweck des Flugzeuges: Einen wirtschaftlichen Privatjet zu entwickelen. Und das hat Bill Lear getan. Die Reichweite der 20er Serie ist mit maximal 2800km eher gering, also eine Kontinentale. Allerdings kann dieser kleine Jet hoch und zugleich schnell fliegen (M .82) und ist somit eben schnell und relativ günstig. So verbraucht ein Learjet auf einer 1000NM langen Strecke maximal 200kg/Pax während eine 767 mit 65kg/Pax zu Buche schlägt. Die neueren Lears sind hier noch wesentlich günstiger.

Installation / Dokumentation

Die Installation erfolgt nach dem Kauf im SimMarket problemlos.

Im Umfang des Paketes sind die Lear 24/25 sowie die Lear 28 Version enthalten. Einen Load Manager gib es nicht. Einziges “Gimmick” ist eine 84 Seiten lange Dokumentation, sowie eine Checkliste im PDF Format. Die Dokumentation erklärt die jeweiligen Switches sowie ein Tutorial. Die Systeme werden kurz auf einer Seite beschrieben. Einen Performance Teil in der Form eines Tutorials gibt es auch.

Das Ganze ist ziemlich dürftig: Zum einen fehlen im Tutorial einige wichtige Informationen, was die korrekten Procedures angeht. Einige Schalter werden dann plötzlich ausgeschaltet, obwohl keine Anschalten vorher kommandiert wurde. Das verwirrt. Ausserdem sind alle Gewichte nur in lbs vorhanden, die Performance für mich daher nur schwer umzusetzten. Man muss den FSX zwangsläufig auf das US/Imp System umstellen. Sonst sind die paar Performance Tables nicht zu gebrauchen. Eine ausführliche Anleitung zum Fuel Planning ist dagegen ziemlich gut! Man kann sich mit den Angaben geschwind ein XLS erstellen und hat so einen kleinen Fuel-Planner (oder man macht es pi mal Daumen!).

Nur nebenbei: Ich konnte im Netz eine kostenlose Original Doku von Bombardier/Learjet bei Google Books finden (allerdings nur für den Lear35).  Wer mag kann da etwas tiefer in die Materie einsteigen:

Flying the Classic Learjet/ Condon

Das Außenmodell

Am Flieger angekommen zeigt sich, dass der Lear von außen gut gelungen ist! Allerdings ist sowohl die Farbauswahl der Bemalung (blauer Strich/gelber Strich) nicht gerade als phantasievoll zu bezeichnen. Alles bewegt sich, was sich bewegen soll und die Beacon Lichter blenden sogar in die Kabine. Der Contail der Fliegers ist ebenfalls simuliert. Insgesamt ist die grafische Aussendarstellung als gut zu erachten, aber für eine Payware erwarte ich das auch. Die Tür lässt sich öffnen, damit haben die Zusätze aber auch ihr Ende gefunden. Chocks, Pitot Abdeckungen etc. á la Captain Sim sucht man vergebens. Ich kann aber auch darauf verzichten. Jedes der drei Lear Modelle ist in den beiden “Bemalungen” verfügbar.

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Das Panel

XtremeP liefert mit seiner Lear20 Serie nur ein Virtuelles CockpitPanel. Auf eine 2D Version wurde bewusst verzichtet.

Grafisch ist das ganze eher auf Freeware  Ebene anzusiedeln – leider. Die Farbe ist unis, alle Schalter sehen gemalt aus (und sind es wohl auch). Die verschiedenen Panelbereiche sind allerdings durch die drei Sichten gut abgedeckt, so dass sich der Lear problemlos bedienen lässt. Die Beleuchtung lässt sich in zwei Stufen regeln und nutzt damit diese neue FSX Möglichkeiten aus. Einen Vorteil hat die spartanische grafische Gesatltung aber dennoch: traumhafte Framerates! Und um ehrlich zu sein gewöhnt man sich schnell an das Bild: Das echte Cockpit sieht wahrscheinlich auch nicht heimlicher aus!

Hier einige Bilder:

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Ein Problem gibt es dennoch: Die Panel States werden bei der Sicherung nicht mitgeladen. Das führt dazu, dass man jedesmal die Schalter nach dem Laden in die richtige Position bringen muss. Und das ist nervig!

Das Standard FSX GPS ist in das Panel integriert und mit Shift-2 aufrufbar. Allerdings wurden auch die wichtigsten Buttons (Zoom etc.) in die Panel-Ansicht integriert, so dass man das GPS auch hier direkt aus dem Panel benutzen kann (zumindest teilweise). Die Beschränkungen des GPS (z.B. Flugplan nicht kurzfristig editierbar) bleiben jedoch leider. Allerdings fällt das für mich nicht allzu schwer ins Gewicht.
Unterschiede in den Panels zwischen den verschiedenen Fliegern gibt es keinen.

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Die Systeme

Man kann nun nicht behaupten, dass ein Learjet an die Systemtiefe eines grossen Jets heranreicht. Allerdings könnte man doch gerade aus diesem Grund erwarten , dass die paar Systeme dann wenigstens vernünftig simuliert werden. Hier liegt das ganz grosse Plus des Produktes: So ziemlich alles ist funktionsfähig (sogar das Feuerlöschsystem) und wurde mit Liebe zum Detail umgesetzt. So springt nicht einfach nur ein Amperemeter an, wenn ein Gererator dazugeschaltet wird. Dieses zeigt auch die exakte Last an. Man kann also die Verbraucher geschickt verteilen! Auch die Druckkabine mit ihrem Design aus den 70er Jahren ist nachempfunden. Mann kann die Regelung über einen Selector automatisch oder aber auch manuell regeln! Einzig der Differenzdrucksensor scheint kaputt zu sein! Aber immerhin hier können sich grosse Schmieden wie Captain Sim ein Beispiel dran nehmen!

Gut ist ebenfalls die Simulation des Antiskid mit seinen flackernden Lichern, wenn es aktiv ist! Auch die verschiedenen System-Tests können durchgeführt werden. Auf Grund der Tatsache, dass der Flieger nicht soo komplex ist führt die komplette Simulation aber dazu, dass man ein hohes Maß an Zufriedenheit und Spielspaß erlebt: Man hat das Gefühl diesen Flieger im Griff zu haben! Eine Angle of Attack Gauge sagt einem bei diesem kritischen Flieger, ob man sich nahe am Stall befindet. Es gibt noch weitere Beispiele für gut umgesetze Systeme.

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Das Autoflight System ist ebenfalls sehr sixties-like: Eine Altitude kann vorgewählt werden, welche dann über V/S erreicht werden kann. Ein Heading und eine NAV Vorrichtung fürs GPS sind vorhanden! Auch einen Approach kann der Lear automatisch fliegen. Allerdings sollte man spätestens beim CAT1 Minimum übernehmen: Die Autoland Zeit war damals noch lange nicht angebrochen! Der Autopilot macht was er soll und was er kann. Das ist nicht viel, aber das macht er gut! Einen Autothrottle gibt es nicht! Für Lernfaule gibt es auch nur drei Powersettings: 100% (Takeoff) 90% (Climb/Enroute) 75 % ((Descent/Approach). Troztdem sollte man die Power bei diesem Geschoss immer im Blick haben!

Flugdynamiken

Der Lear ist ein dynamischer, heisser Flieger! Obwohl ich ihn nie geflogen bin stelle ich mir einen sehr wendigen über die Pitch fast labilen Flieger vor. XTreme Prototypes hat hier die Pitch Achse etwas übertrieben sensibel gestaltet. Ich fliege den FSX normalerweise mit mittlerer Sensiblität. Das ist hier nicht ausreichend. Man muss etwas an den Einstellungen rumspielen um ein gutes Ergebnis zu bekommen. Wer FSUPIC in der Vollversion besitzt sollte hier keine Probleme haben ein Setup herzustellen. Ich habe die Sesiblität einfach mit FlusiFix etwas korrigiert und schon war das Ergebnis ok. Wie gesagt ob dies einem realen Lear entspricht ist schwer zu sagen. Nur von dem, was ich erwarte kann ich sagen, dass die Flugdynamik als abgestimmt einzustufen ist. die Roll Achse ist zackig und präzise. Hier braucht man keine Änderungen vorzunehmen.
Die Landung ist so, wie man sie sich vorstellt! Man kann sogar das Kunstück versuchen in Bodennähe Level über die Bahn hinweg zu fliegen. Wie gesagt das Handling ist stimmig. dem ein oder anderen könnte jedoch die Pitch zu sensibel sein. Da muss jeder seinen Königsweg finden. Ich komme damit klar.

Die Stall Übungen ergaben ein realistisches Bild: Bei ca. 100 kts ertönte die Warnung. Eine Recovery war möglich, benötigt aber Luft unterm Kiel! Das ist auch der Grund warum man die Speedbrake nicht im Anflug verwenden darf (laut Hersteller): Kommt man einmal in ein kritisches Energieniveau kann man den Flieger nur noch mit Höhenverlust wieder einfangen. Wenn man schon in 200ft ist hat man da natürlich schlechte Karten!

Schlecht ist die fehlende Animation der Libelle im ADI. Hier weiss man nie genau in welche Richtung der Flieger gerade schiebt. Aber er hat ja auch einen Yaw Damper…

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Fazit

Vor allem die schöne systemseitige Umsetzung und das gute Fluggefühl machen dieses Bundle zu einer schönen Erfahrung. Man braucht nicht lange um mit dem Flieger warm zu werden und danach kann man ihn genießen! Wer tiefer in ddie Materie einsteigen will, sollte sich Performance und Procedure Daten selbst zusammensuchen, da die Dokumentation wirklich dürftig ist. Unter diesem Aspekt muss auch der hohe Preis gesehen werden, für den man schon ganz andere Software bekommt!

Mir persönlich macht das Fliegen mit diesem “älteren” Modell Spass und eine sinnvolle Flottenergänzung für kurze schnelle Flüge ist er allemal! Die gute Systemtiefe mit der Umsetzung eines Feuerlöschsytemes geben einem das Gefühl in einem kompletten Learjet zu sitzen. Das ist mir persönlich sehr viel wert!

Grafisch wird allerdings wenig geboten. In dieser Beziehung ist der Preis von über 30 € wirklich überdimensioniert, vor allem, wenn man sich fast wie in einem Freeware Panel vorkommt. Man muss aber hinter die Kulissen sehen um den wahren Wert zu erkennen. Wer hier keinen Enthusiasmus entwickeln kann, der sollte die Finger von diesem Produkt lassen!

Pro

Contra

  • Systemtiefe
  • Flugerlebnis
  • Spielspass
  • grafische Umsetzung
  • Dokumentation
  • Preis

Informationen

Testsystem

  • Intel Core Duo E8400, 3,0 GHz
  • 4 GB DDR2
  • NVidia Gforce 9800 GTX 512 MB, latest drivers 186.07
  • Windows 7 Premium


Andreas Pinheiro