Screenshot Montag: Auf Bärensafari im traumhaften Alaska

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Wolfgang Koesling ist Leser des FS Magazins der ersten Stunde. Dass Wolfgang mit dem Flugsimulator noch viel Freude hat, sehen wir an der Geschichte, die er netter Weise eingesandt hat und die wir heute gerne veröffentlichten. Wolfgang nimmt uns mit nach Alaska und zeigt wunderbar, wie einfach man sich seine Flüge interessanter gestalten kann, indem man sie in einen Kontext bringt. Viel Spaß beim …

Auf Bärensafari im traumhaften Alaska

Als 69jähriger Aussteiger lebe ich seit einem knappen halben Jahr in Alaska, genauer gesagt, ca. 15 Flugminuten südöstlich von Ketchikan, auf meiner Hütte Antilop Trail Ranch ATR 1.

Sie und eine 50 Jahre alte, aber auf dem neuesten Stand der Technik befindliche, Piper PA 22 Tripacer Amphibian konnte ich durch Vermittlung guter Freunde von einem Amerikaner kaufen, der aus gesundheitlichen Gründen seine Lizenz aufgeben mußte. – Deutschland liegt hinter mir; das Leben hier verläuft in ruhigeren Bahnen als zu Hause und ich tue nur noch das, was mir Spaß macht. – Der Standort wurde mit Bedacht gewählt: beeindruckende Landschaft, eine komplette Versorgung ist gewährleistet und die Lage an der Inside Pasage zwischen Vancouver und Skagway verschafft mir durch die Kreuzfahrer, die hier für einige Stunden festmachen, eine nicht abreißende Kundschaft für Rundflüge in die Umgebung als Ergänzung zu meiner Rente (aber nur, wenn ich will)!

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Ich sitze beim Frühstück, da klingelt das Handy, Ted. „Wolfgang, hast du morgen Zeit und Lust für eine Tour zur Yes Bay Lodge und zur Anan Bay Cabin? Adventure Inc. hat nachgefragt, John und ich sind schon ausgebucht!“ – „Wieviel Leute?“ – „ Zwei oder drei, mehr bekommst du ja sowieso nicht in die Piper!“ – „O.K. aber nur ab Airport; du weißt, beim letzten Mal ist einer beim Einsteigen im Harbour vom Schwimmer abgerutscht, da war die Tour vorbei!“ – „ Prima, ich informiere Adventure, die melden sich dann bei dir, bye, bye!“

Ja, so geht das hier. Nach dem Frühstück versorge ich meinen Haushalt, lege etwas Holz im Kamin nach und setze mich auf meinen Rasenmäher und putze die Piste. Gerade fertig, meldet sich Jill von Adventure: „ Hallo Wolfgang, schön, daß du morgen Zeit hast. Wann könntest du in PAKT sein? Die Veendam ist 8.30 fest, bis 9.30 habe ich die Gäste zum Airport rübergebracht!“ – „ Das paßt; ich bin um 9 Uhr da.“ – „Sehr gut, wir sehen uns, bye!“

Ich mache mich auf der Wetterstation für morgen schlau: es sieht gut aus. Zwar stark bewölkt ab 4000 ft, aber trocken, Wind aus ca. 70° mit 8 kts. – Am nächsten Morgen wecke ich nach dem Frühstück die Piper aus dem Schlaf; nach dem üblichen Check bin ich ab 8.30 in der Luft. PAKT ist informiert und gibt mir nach Circling die Landung auf der 11 frei und sehr pünktlich stehe um 8.55 am Gate 1, Zeit für einen Kaffee aus der Thermoskanne und eine Zigarette; dann gehe ich noch mal kurz auf den Tower bzgl. des Wetters: zu gestern hat sich nichts geändert!

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Bin nach kurzem Smalltalk gerade zurück auf dem Weg zur Maschine, als in meinem Rücken die vertraute Stimme von Jill ertönt: „Nun lauf doch nicht so schnell, hier sind deine beiden Fluggäste!“ Ich drehe mich um: „ Guten Morgen, Jill, welch ein Glanz in meinen Augen!“ – „Laß das, das läßt mich rot werden!“ – „ Reine Absicht, dann siehst du noch besser aus!“ – „Darf ich vorstellen, Mrs. Johnson und ihr Sohn Edward.“ Zu ihnen gewandt: „Das ist Wolfgang, Euer Pilot. Zwar erst seit ca. einem halben Jahr bei uns, aber, da er Zeit hat, kennt er sich schon sehr gut in der Gegend hier aus und wird sie zur Yes Bay Lodge und zur Anan Bay Cabin bringen. Ich wünsche ihnen einige schöne Stunden hier bei uns, bye!“ –
„Jill, wann müssen wir hier zurück sein?“ – „ Gegen 16 Uhr, dann kann ich Mrs. Johnson bequem zurück-
bringen.“ – „O.K., dann haben wir viel Zeit, mach´s gut, bis nachher!“

„Guten Morgen, Mrs. Johnson! Ich freue mich, daß sie und ihr Sohn meine Gäste sein wollen. Das Wetter soll gut bleiben und ich hoffe, daß sie einen schönen Tag verleben. Falls wir Glück haben, werden wir an der Anan Bay Cabin einige Bären sehen. Darf ich nun bitten!“ – Ich geleite die beiden zur Piper; nach ihrem Anschnallen der übliche Ablauf: noch ein kurzer Check, dann entläßt uns der Tower auf der 11 in Richtung Norden. – Ja, ich mußte mich auch erst darauf einstellen: Navigationshilfen zu diesen Lodges und Cabins gibt es nicht! Ich habe zwar ein GPS dabei, aber aktuelle Karten, und zwar Seekarten, sind hier besser als alles andere, ich fliege schließlich VFR. – Wir steigen auf 3000 ft und verlassen Tongass Narrow, drehen über dem Lighthouse Guard Island in den Behm Canal ein und haben 27 nm bis zum Bluff Point vor uns, Zeit für einen Talk mit meinen Passagieren. „Na, Mrs. Johnson, wie gefällt ihnen die Gegend?“ – „Ich bin Pat und darf Wolfgang sagen?“ – „ Klar, das gilt auch für dich, Edward.“ – „ Ich bin überwältigt und weiß schon jetzt, daß es sich gelohnt hat!“ Wir tauschen Erfahrungen und Details aus, Sohnemann beschäftigt sich mit seinem Modellflieger, den ich eingepackt hatte;

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Dann: „ Entschuldigung, ich muß mich auf die Landung in Yes Bay Lodge vorbereiten.“  – Ich raste : „Yes Bay Lodge, N 4711S, 15 miles south, request landing information.“ – „N4711S, take NE Water, cleared to land.” – “ NE Water, cleared to land, N4711S.” – Ich sinke auf 1000 ft, reduziere auf 80 kts, über Bluff Point ein leichter Schwenk nach links; reduziere auf 70 kts, setzte Klappen 1 und aktiviere Vergaserenteisung: da liegt die Yes Bay Lodge schon rechts unter uns. Ein letzter Linksturn um 180°, Klappen auf  3, das Gas nachgeschoben und ca. 1 nm zurück: bei fast spiegelglattem Wasser setzten wir vor Yes Bay Lodge auf. Klappen rein, Vergaservorwärmung aus; langsam nähere ich mich dem Anleger, dann: Motor aus, ein Sprung auf den Schwimmer und auf den Anleger und die Maschine vertäut. Ich klare das Cockpit auf, während sich meine Passagiere abschnallen; dann helfe ich ihnen auf den Anleger. „ Pat, es ist jetzt 10.20 Uhr; bis 12 Uhr habt ihr Zeit, dann geht´s weiter. Ich empfehle euch, ein Lunchpaket und etwas zu trinken mitzunehmen; dann könnt ihr an der Anan Bay Cabin Mittag machen! Also bis nachher!“.

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Die beiden machen sich auf den Weg; ich überprüfe die Halteleinen der Piper und folge ihnen: ob John wohl da ist? Auf dem Weg zu seinem Büro kommt er mir bereits entgegen: „ Hey Wolfgang! Wie geht´s, hast du Yes Bay gleich gefunden?“ – „Guten Tag, John; alles im grünen Bereich. Hier war ich ja schon mal; aber nachher will ich zur Anan Bay Cabin bzgl. der Besucherplattform zur Bärenbeobachtung! Da war ich noch nicht; hast du ´nen Tipp?“ – „ Komm mit, ich habe ´ne Karte, die kopiere ich dir!“ In seinem Büro zeigt er mir die Anflugroute und weist mich besonders auf die schmale Durchfahrt hin: „Am besten überfliegst du sie, sie ist sehr flach,  in ca. 20 ft und wasserst gleich anschließend!“ – „ Danke, ich werd´s packen!“ Ich verabschiede mich von ihm; er meint nur: „ Laß dich mal wieder blicken!“ – Ich gehe hinunter zum Anleger, der Wetterbericht ist unverändert; genehmige mir bei CD-Musik mein zweites Frühstück und ´nen Kaffee.

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Gerade fertig, tauchen Pat und Edward auf: „Da sind wir; pünktlich genug?“ – „Bestens, wollen wir? Drückt euch selbst die Daumen, daß wir die Bären sehen!“ – Ich helfe ihnen in die Maschine, löse die Halteleinen und starte den Motor. „Yes Bay Lodge, N4711S , VFR to Anan Bay Cabin.“ – „4711S, take NE Water, cleared for taxi and take-off!“ – “ Cleared for taxi and take-off, N4711S, bye!” – “Pat und Edward, angeschnallt?” – “Alles i.O.” – Langsam entferne ich mich vom Anleger und surfe ans Ende des Sees, drehe um 180°, Klappen auf 2, Trimmung gesetzt; dann schiebe ich das Gas rein, kurz darauf sind wir in der Luft. Zurück über die Yes Bay und dann mit Heading 0° zum Point Warde. Nach knapp 10 min erreichen wir es in 1500 ft; ich nehme das Gas weg, drehe auf ca. 100° und fliege der Küste entlang, die Höhe reduzierend.

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John´s Karte ist bestens,schon von weitem sehe ich die Bucht und den Flaschenhals zum See. Geschwindigkeit raus, Klappen auf 3, Vergaserenteisung an und mit knapp 60 kts schleiche ich mich über die Durchfahrt und lande anschließend. Links passieren wir die Cabin, rechts vor uns die Besucherplattform! Klappen rein, Vergaservorwärmung aus; so nähern wir uns mit 10 kts dem Ufer, dann das Fahrwerk raus. Leicht rumpelnd schiebt sich die Piper auf das Ufer; ich rolle parallel zum Steg, drehe dann mit der Nase in Richtung See: geschafft!

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Parkbremse gesetzt, Lichter und Avionik aus, der Motor hat Ruhepause. „ So Pat, wir sind da, habt ihr was zu Mittag dabei?“ – „ Wir können nicht verhungern.“ – „Bestens, dann können wir!“ – Wir verlassen die Piper und erklimmen die Besucherplattform. „Es ist wirklich sehr schön hier“ meint Pat. – „Mom, wo sind denn nun die Bären?“ fragt Edward; ich glaube, es ist das erste Mal, daß er in meiner Gegenwart überhaupt seinen Mund aufbekommt! – „ Abwarten“ – sage ich – „wie ich sie kenne, werden sie schon bald mitbekommen, daß jemand hier ist und dann sind sie scharf auf dein Lunchpaket!“ – „Das ganze? Nein, die Hälfte gebe ich freiwillig ab, aber mehr nicht!“ – Wir genießen die Ruhe, hören einen Weißkopfseeadler ganz in der Nähe schreien und Bergfinken zwitschern und hören die Stille! – Edward auf einmal ganz leise: „Wolfgang, da kommen sie!“ – Drei wohlgenährte Braunbären nähern sich gemächlichen Schrittes aus dem Unterholz, verharren, nehmen zwischenzeitlich immer wieder Witterung auf und stöbern dann im Unterholz nach Eßbarem: mir stockt der Atem! So nah habe ich die Herrscher der Wälder auch noch nie gesehen. Wir sind alle ganz still und Teil der Wildnis!

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Die Zeit vergeht wie im Fluge, wir müssen zurück. „Pat, es wird Zeit. Wir werden auf dem Rückweg noch einen kleinen Umweg fliegen, damit ihr noch ein wenig der Landschaft sehen könnt. Andererseits wollt ihr ja heute Abend wieder an Bord sein, wir müssen los!“ – „Schade, hier könnt ich bleiben!“ – „Rate mal, warum ich Deutschland verlassen habe!“ – Wir bereiten uns auf den Abflug vor; die Piper ist O.K., alle angeschnallt und Türen dicht, es kann losgehen. Der Lycoming kommt auf Anhieb, einige Checks, Avionik ein, Beleuchtung ein, Klappen auf 2, Trimmung gesetzt; dann löse ich die Parkbremse. Auch ohne Gas rollt die Piper dem See entgegen; ein wenig Gas und wir gleiten ins Wasser, Fahrwerk rein; als wir schwimmen Vollgas: kurz vor dem Flaschenhals sind wir in der Luft! Klappen rein, ausgetrimmt, der Autopilot übernimmt auf 2000 ft seinen Dienst und durch die Seward Passage, an Meyer´s Chuck vorbei und über Guard Island nähern wir uns nach einer knappen Stunde Ketchikan.

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N4711S an PAKT tower, request landing information.“ – “ PAKT tower for 4711S, make straight in runway 11, wind 72°, 6 kts.” – N4711S, make straight in runway 11.” – Schon kommt Tongass Narrow in Sicht;
ich  reduziere auf 80 kts und kurve auf die 11 ein: “N4711S, cleared to land runway 11!” – „Cleared  to land runway 11, 4711S.“ Diesmal benutze ich zu Übungszwecken das ILS 109.30 auf 109° auf Nav1; perfekt setzt sich die Piper auf den Gleitpfad. Ich reduziere auf 70 kts, setze Klappen 1, aktiviere die Vergaserenteisung, schiebe das Gas nach. Dann Klappen 3, Reduzierung auf 60 kts und AP aus: den Anflug mache ich von Hand, nicht perfekt, aber gut. – „N4711S, turn next taxiway and contact ground on 122.90.“ – „Turn next taxiway and contact ground on 122.90.“ – Ich fahre Klappen und ein, lösche die Landelichter und deaktiviere die Vergaserenteisung, raste ground und rolle über den Rasen zum Terminal: „ Ground, request taxi to the gate.“ – „ As always gate 1.“ – „Gate 1, 4711S.“ – Ich stelle die Piper ab: „Na Pat, wie war´s?“ – „Phantastisch, es hat sich gelohnt, danke!“ Wir steigen aus und gehen zum Terminal: „Hier als Dankeschön!“ Sie reicht mir einen kleinen Umschlag. „Danke, vielleicht sieht man sich ja einmal wieder. Ich wünsche euch beiden eine gute Weiterreise. Edward, halte dich senkrecht!“ – Was hatte Jill gesagt, 16 Uhr? Als wir das Terminal betreten, kommt uns Jill entgegen: „Schön, daß ihr schon da seid!“ – Wir verabschieden uns und mit einem weiteren Umschlag versehen, gehe ich zurück zur Piper. „ Tower, N4711S, ich will zurück nach ATR1!“ – „ Wolfgang, mach dich weg, kein Traffic, nimm die 11!“ – „O.K., nehme die 11!“
20 Minuten später bin ich zu Hause: es war ein schöner Tag und gelohnt hat er sich auch.

  • Simulator: FS 2004
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