Review: PMDGs MD11

pmdg-logoAlleine die Wartezeit bis zum Release der MD11 von PMDG war beeindruckend. Offensichtlich hat das Projekt schon so große Spuren bei mir interlassen, dass ich jetzt schon vergesse Intros zu schreiben – sorry, Leute.  Aber überzeugt euch selber und schaut euch die sehr ausführliche Rezension der MD11 von Andreas Pinheiro und Holger Kistermann im Folgenden an …

Die MD 11 von PMDG

Lange hat die Flusi Gemeinde auf eine gute Umsetzung der MD11 gewartet. Nachdem PMDG eine Umsetzung ankündigte und vor 3 Monaten veröffentlich hat, waren die Erwartungen natürlich hoch. Genau so bei mir. Ich hatte mich bisher kaum mit diesem Flugzeug beschäftigt. Also fing ich an alles, was mir an Informationen zu Verfügung stand, zusammenzutragen, mich in die offiziellen Operating Manuals einzulesen und freute mich riesig auf die Aufgabe dieses Produkt bewerten zu dürfen. Ob die Vorfreude gerechtfertigt war? Machen wir es spannend: Mal schaun’!

Zunächst ein paar generelle Worte zur MD11

Als Nachfolger der DC10 auf den Markt geworfen, hatte sie in den frühen 90ern einige beachtliche Verkaufserfolge. Allerdings konnte „die 11“ die in sie gesetzten hohen Erwartungen bezüglich Reichweite und Verbrauch nie gerecht werden. Daher mussten viele Fluggesellschaften einsehen, dass die MD11 keine vernünftige Wahl war. So bestellte z.B. Singapore Airlines seine 20 Optionen wieder ab. Probleme machten der MD11 auch die weitaus moderneren A340/330 und die Entwicklung der 777. Als Boeing 1997 McDonnell Douglas übernahm wurde die Produktion der Passagierversion eingestellt.

Parallel dazu begann allerdings die, zunächst als „Randprodukt“ konzipierte, MD-11F ihren Siegeszug. Moderner als alle andern Frachtflieger die auf dem Markt waren, hatte sie zwei entscheidende Vorteile: Zum einen ihre Performance, die es der MD11-F erlaubte auch abgelegene oder hohe Airports mit MLAW (Max Landing Weight) anzufliegen (nur dann ist Cargo wirtschaftlich). Zum anderen ihre Vielseitigkeit: So konnte ein Sechs-Stunden-Flug genau so wirtschaftlich dargestellt werden, wie eine zehnstündige Langstrecke. Das verdankt die MD11 ihrer unglaublichen Zuladungsmöglichkeit von 94t, bei einem maximalen Gewicht von 286t. Bis zum erscheinen der 777F gab es keinen Frachter, der ähnlich wirtschaftlich war.

Daher wurde die MD11 vor allem auf dem Frachtsektor zu einem Erfolg. Zu erwähnen ist sicherlich auch der tragische Unfall der SR111 (Swiss) im Jahr 1998. Ursache für das Unglück war ein Brand im Kabelbaum des Entertainment-Systems.

Das 2D Panel

Es ist immer eine Herausforderung, ein 2D Panel so zu gestalten, dass es einen möglichst ungetrübten Spielspass bietet. Grund hierfür ist die große Anzahl an Panels und Subpanels die es zu beherrschen gibt. Das 2D Panel ist nicht fotorealistisch, aber sieht wirklich gut aus. Alle wichtigen Instrumente sind angezeigt und sehr schön abzulesen.

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Aber damit nicht genug:  PMDG ist wirklich innovativ vorgegangen und hat durch 2 kleine Kniffe das beste 2D Panel geschaffen, dass ich bisher in der FS Geschichte gesehen habe: Man  kann im PMDG Menü unter der Option „Keyboard Commands“ das Öffnen und Schließen der Subpanels individuell konfigurieren, und zwar über Tastaturbelegung oder Buttons.

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So habe ich mir z.B. das Overhead Panel, sowie die beiden Pedestals und die MCDU auf Strg-1 bis Strg-6  gesetzt.

Weiterhin hat man die Möglichkeit das SD Display (Status Display, mittlerer Bildschirm) aufzurufen. Dazu wird dann der SD Selector, der sich normalerweise unterhalb der Throttles befindet, und den diesen Systemen korrespondierende Teil des Overhead Panles angezeigt. Das ganze sieht dann so aus:

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Diese beiden Ideen sind wirklich großartig und führen dazu, dass man auch aus dem 2D Panel alle Probleme, egal wie komplex sie auch sein mögen, wunderbar abhandeln kann. So kann man die Systeme durchklicken und sieht im SD, wie das entsprechende System momentan konfiguriert ist.

Ein großes Lob an PMDG: Das 2D Panel ist wirklich angenehm zu bedienen! In Verbindung mit der Möglichkeit, diese Funktion auch noch auf eine selbst ausgewählte Taste oder einen Feuerknopf zu legen, wird das ganze perfekt.

Einzig das obere Pedestal Panel wirkt sehr unplastisch, doch dafür ist es dennoch gut zu bedienen und ist sehr übersichtlich.

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Ansonsten ist die Anwahl am FCP  (Flight Control Panel / Autopilot) etwas gewöhnungsbedürftig. Aber die verschiedenen Schalter erfüllen nun mal bis zu 4 verschiedene Funktionen. Die Lösung von PMDG ist eine ausgestreckte Hand als Cursor, wenn es etwas zu selecten gibt, und eine gekrümmte Hand, wenn ein Wert (z.B. eine Höhe oder ein HDG) verändert werden soll. Man hat das relativ schnell raus – und fliegt die Kiste wunderbar.

Hier noch einige Bilder des 2D Panels:

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Ich muss wirklich sagen, dass das 2D Panel viel Spaß macht. Allerdings will man ja auch eine größere Rundumsicht haben und daher schaute ich mir als nächstes das VC an.

Das virtuelle Cockpit

Im virtuellen Cockpit fällt zunächst positiv auf, dass die Plastik aller Schalter und Knöpfe nicht verloren geht. Man meint hier wirklich in einem Cockpit zu sitzen. Die Ablesbarkeit der Instrumente und des FCP ist auch in einem Zoom <0.6 noch gegeben, allerdings ist das ganze dann nicht mehr so schön anzuschauen (Status Messages z.B. sind hier nicht mehr ablesbar; je nach Bildschirmgröße und -auflösung). Aber auch hier hat PMDG für Abhilfe gesorgt: Zum einen kann man mit einem Regler im Menü die Qualität des VC je nach Systemleistung hoch und runtersetzen. Zum anderen lässt einen der Shortcut „A“ in gewisse wichtige Bereiche des Panels zoomen. Das ist ein wirklich gutes Feature, denn es erlaubt auch im VC beispielsweise eine Eingabe in der MCDU zu machen. Außerdem kommt man so an Schalter heran, die durch das VC verdeckt werden.

Man kann aber auch selbstverständlich auf die eigenen Shortcuts, wie oben beschrieben zurückgreifen. Das vereinfacht die Sache doch ungemein.

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Zoomt man dann etwas in das Panel, so ist alles sehr gut ablesbar. Das ND (Navigation Display) lässt durch seine Ablesbarkeit gute Inputs zu und auch die Engines sind im EAD gut zu bedienen. Alles so, wie es sein soll.

Zur Performance: Natürlich kosteten so viele Sichten Performance. Trotzdem ist die MD11 erstaunlich ressourcenschonend. Ich konnte problemlos mit >24fps rollen, wenn ich die folgenden Einstellungen wählte. Auch im VC zu fliegen bereitete mir keine Probleme. Daher kann ich nicht sagen, dass die PMDG ein Performancefresser ist. Im Gegenteil, für das, was geboten wird ist die Leistung hervorragend!

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Hier noch einige Bilder aus dem virtuellen Cockpit. Nur zur Information: Meine Auflösung betrug 1280×1024, sollte jemand mehr erreichen kann er auch mit schärferen Texturen rechnen. Ich war jedoch außerordentlich zufrieden. Eine Einstellung für User von mehreren Bildschirmen ist ebenfalls in den Optionen vorgesehen.

Die Nachtbeleuchtung wird an 3 Schaltern geregelt. Hier traten bei mir allerdings unschöne Kästchen auf, die störten. Auch war die Nachtbeleuchtung, von diesem Bug abgesehen, an sich keine Offenbarung.

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Die Systeme

In der Begutachtung der Systeme bestand die Hauptaufgabe meiner Rezension. Dies ist selbstverständlich nicht ganz so einfach, da es mir nicht möglich ist, in ein paar Wochen ein vollständiges Typerating auf diesem Flieger zu machen (warum auch). Aber ich beantworte hiermit auch schon eine Frage: Man KANN ein Typerating mit der PMDG MD11 vorbereiten (Anmerkung Holger Kistermann: Andreas, der Autor dieser Rezension, ist ATPL-Inhaber und hat Typeratings auf B757 & B767). Die Systemtiefe ist wirklich beeindruckend und alles ist so, wie man es erwartet.

Aber der Reihe nach. Zunächst habe ich die Verfahren erlernt, mit denen eine MD11 zu bedienen ist. Die MD11 hat einen großen Vorteil zu einem Boeing Flieger: Die wichtigsten Systeme Hydraulik, Fuel, Electric und Pneumatik laufen automatisch ab (so genannter Auto Mode). Dieser kann auch mal kaputt sein, allerdings darf das nur bei einem System der Fall sein, sonst steht der Flieger. Trotzdem lassen sich alle Systeme auch mit den Schaltern am Overhead Panel manuell steuern. Das FMS ist ein altes Airbus FMS (nicht farbig). Das Autoflight System wird am FCP bedient und ähnelt ebenfalls der Airbus Philosophie, aber in den Basic Modes kommt man mit einem Boeing Background dann auch sehr gut zurecht. Kurzum: Eine interessante Mischung, diese MD11.

Um die Systemtiefe zu beurteilen versuche ich in drei Schritten vorzugehen:

  1. Ist das System bedienbar?
  2. Wenn es bedient wird: funktioniert es?
  3. Sind die Konsequenzen im Falle eines Ausfalles bedacht?

Die erste Frage ist leicht zu beantworten: Alle Systeme und deren Test sind bis ins kleinste Detail umgesetzt worden. Hier kann alles bedient werden  (auch Firefighting) und selbst die Self Tests (APU-Fire, Cargo Fire, Annunciator Test, Gear Test), funktionieren so, wie sie es sollen. Die Systeme werden zumeist am Overhead Panel bedient!

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Das habe ich in dieser Detailliertheit auch noch nicht gesehen. Einzige Einschränkung: Ein Wetterradar gibt es nicht!

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Schauen wir uns also die einzelnen Systeme genauer an:

Hier beginnen wir mit der Hydraulik. Die MD11 hat drei separate hydraulische Systeme, die jeweils durch je zwei Pumpen druckbeaufschlagt werden. Diese Pumpen laufen nur, wenn die Engines gestartet wurden. Die Hydraulik wird am Overhead Panel einfach in AUTO geschaltet. Das war’s. Wenn nichts passiert, braucht man dieses Panel nicht mehr anzurühren. Die MD11 schaltet die Hydraulik (des entsprechenden Systems) automatisch auf, wenn eine Engine gestartet wurde (alle Systemlogiken konnte ich allerdings in der kürze der Zeit nicht erlernen!).
Sollte einmal Hydraulik nötig sein, wenn noch gar kein Druck zur Verfügung steht, kann man die AUX HYDR Pump anwählen, von denen es zwei gibt. So steht auch am Boden ohne laufende Triebwerke hydraulischer Druck zur Verfügung, wenn man ihn braucht (zu erkennen an der grünen Hydraulik-Linie im unteren Bild).

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Schaltet man das System auf „Manual“ kann man alle Pumpen auch dementsprechend bedienen. Exemplarisch habe ich nun hier einmal die Systemtiefe geprüft. Wenn ich das Linke und rechte Hydrauliksystem abschalte, müssten die Slats (bei der MD11 die erste Klappenstellung) nicht mehr zu fahren sein. Diese hängen nämlich an genau diesen beiden Systemen.

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Im SD erscheint sofort die Art des Fehlers und unter der Spalte consequences die Konsequenz für den weiteren Flugverlauf. Nun versuche ich die Klappen in die Position 0/ext zu bringen (also die Slats zu fahren). Ergebnis: Eine gelbe Warnung, dass die Slats nicht gefahren werden können (unterhalb des Speed Tapes).

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Vorbildlich! Nicht nur dass die Optik am Overhead Panel genau nachempfunden wurde, nein alle Schalter erfüllen auch ihre Funktion an sich („eine Pumpe pumpt eben“). Und zu guter letzt hat sich PMDG in der Analysephase die Systeme der MD11 genau angeschaut und diese exakt nachgebildet… Ein großes Kompliment. Vielleicht gibt es ja noch Kleinigkeiten, die mir nicht aufgefallen sind und die einem MD11 Skipper ins Auge stechen. Den normalen Simmer sollte das nicht interessieren. Die erste und zweite Ebene der Systemgenauigkeit wird immer erreicht. Die letzte Ebene, meines Erachtens nach auch. Allerdings wird jemand der kein Typerating auf der 11 hat (so wie ich) gar nicht so weit vordringen, als dass ihm dieses auffällt

Ein weiteres Beispiel gefällig? Auf der MD11 gibt es für den Engine – Failure Fall eine kleine Merkregel: Lose 1 – Use 1, Lose 2 – Use 2, Lose 3 – Use 2.  Was soll das? Wenn man die 1er Engine verliert (Lose 1) soll man auch den 1er Autopiloten verwenden.

Bedeutet: Ist der 2er Autopilot in use, wird er bei einem solchen Engine – Failure auch früher oder später abschalten. Denn nur der 1er AP funktioniert (Use 1). Auch das habe ich getestet. Funktioniert ebenfalls wunderbar, so wie es sein sollte… Auch hier wird Realismus großgeschrieben!

Für die Elektrik, den Fuel und der Pressurization gilt das oben gesagte: Das Systemverhalten ist konkludent (die Kabine steigt, hält einen Differenzdruck; sogar die Tail Tanks wurden beachtet!!). Daher will ich dem Leser weitergehende Ausführungen ersparen. All diese Punkte sind hervorragend und genauestens umgesetzt. Und so sehen die Systeme aus:

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Von so viel Genauigkeit begeistert mache ich mich an die Programmierung des FMS.

FMS

Das FMS (genauer die Eingabe Unit, die MCDU) ist eine originale Abbildung der MD11 MCDU. Alle Funktionen sind vorhanden. Routen können manuell eingegeben, Winde ergänzt und Radios getuned werden (es ist übrigens die einzige Möglichkeit auf der MD11 über die MCDU Navaids zu tunen). Hier einige der Pages:

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Die T/O Daten Berechung ist okay (natürlich nicht für contamination etc. möglich) und auch sonst ist wirklich alles sehr exakt nachempfunden. Eine Einschränkung: Die originale MCDU ist sehr alt und sehr langsam. Glücklicherweise hat sich PMDG hier nicht an das Vorbild gehalten und eine schnelle Version programmiert. Man hat im Options- Menü auch die Wahl zwischen zwei verschiedenen Software Versionen. Unglaublich, wie umfassend alles geplant wurde!

Einige (positive) Besonderheiten gibt es auch hier: Zum ersten Mal habe ich in einem Addon Aircraft zwei vollfunktionsfähige MCDUs gesehen! Bedeutet: Wenn die MCDU des CM1 ausfällt kann man problemlos auf die alternative, zweite MCDU des CM2 umschalten! Das ist natürlich toll und lässt auch einen Dual Flight zu, in dem jeder seine eigenen persönlichen Einstellungen treffen kann.

Ansonsten ist die Database komplett. Sie wird über den aktuellen Airac Cycle beim Starten des Programms eingelesen. Alle routen, die ich eingeben habe hat das FMS geschluckt. STARS und SIDS sind ebenfalls vollständig vorhanden! TOP!

Zum zweiten hat PMDG in die dritte MCDU (auf dem Pedestal) die Pushback- und Türsteuerung integriert. Super Idee! So muss man nicht in irgendwelchen Menüs blättern. Die Unterhaltung während des Pushback ist ebenfalls sehr lustig und hörenswert.

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Allerdings ist die Bezeichnung der Türenzustände verwirrend. Wenn ein „open“ im System steht ist die Tür geschlossen und wird durch das drücken des LSK geöffnet… Das ist irgendwie unlogisch und führt zur Verwirrung. Ach ja, und das Armen der Tür nicht vergessen, sonst bleibt die Status MSG. Dies kann man aber erst, wenn der Flieger zurückstößt…. Auch irgendwie schwer nachzuvollziehen, aber man gewöhnt sich dran!

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Insgesamt wurde hier aber alles richtig gemacht. Ich empfehle die MCDU sogar Berufspiloten zum üben! Der geneigte Simmer wird von den Funktionen zunächst etwas erschlagen, sollte er diese jedoch beherrschen, ist ein Flug ein wirkliches Vergnügen. Eine Anmerkung noch: Mir gefällt das Boeing FMC besser… Aber da kann PMDG nichts für. Die Kritik geht nach Toulouse ;-))!

Ach ja, der Import von Daten z.B. via FSBuild machte keine Probleme und sparte viel Zeit (dort die Option „PMDG 737“ wählen!)

Vielleicht finde ich ja bei der Anwendung einiger Abnormals endlich das Haar in der Suppe….. weiter geht’s!

Abnormal Procedures

Normalerweise ist hier bei vielen Addons Schluss! Abnormals können, wenn überhaupt, nur von den Standard-FSX Bildschirmen aus bedient werden – und zwar nur innerhalb der FSX-Systemlogik. Dann sind die Fehler beliebig, deren Konsequenzen zufällig und eine Fehlerbekämpfung unmöglich. Nicht so bei der MD 11. Hier fängt die PMDG Simulation erst an, und das, was jetzt kommt, ist wirklich unfassbar:

Fast jede Schraube, jedes Valve, jedes System lässt sich abschalten, überhitzen oder in Brand setzten. Engine Failures vor, genau bei oder nach V2 sind kein Problem (mit jeder Engine). Rapid Dekompression wird auch simuliert! Nur ein Rauch-im-Cockpit System fehlt, aber das ist erträglich.

Zunächst einmal ein kleiner Überblick über die Reihe der Abnormals, die man anwählen kann:

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Diese Liste ist keineswegs vollständig sondern zeigt nur rund 25% der möglichen einstellbaren Fehler. Alle Fehler lassen sich über diese Liste auch direkt wieder korrigieren und die unveränderlichen Dinge (wie Fire Bottles oder IDG) können auch resetet werden. Diese Vielfalt hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich habe einige Abnormals durchprobiert und bin begeistert: Engine Fires lassen sich (wie alle FeuerSzenarien) durch anwenden der korrekten Procedures bekämpfen. Ein AC Bus 1 Failure löst genau die Kette an Komplikationen aus, die er soll und kann durch Anwendung des korrekten Verfahrens zu einem unkritischen Flugzustand zurückgeführt werden.

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Was mich aber wirklich vom Hocker gehauen hat, war dass zum ersten Mal eine Rapid Dekompression, also ein plötzlicher Druckverlust simuliert wird. Und zwar so, wie man sich das vorstellt! Die Kabine steigt blitzschnell über die normalerweise eingestellte Kabinendruckhöhe von 10.000ft. Ein Notsinkflug muss eingeleitet werden, dann stabilisiert sich die Kabine wieder. Das Outflow Valve steht in diesem Fall offen. Auf diese Simulation habe ich lange gewartet. Auch kann man einen Triple Pack Failure simulieren. Hier sollte die Kabine nur langsam wegsteigen, da das Outflow Valve schließt und den Druck „konserviert“. Dies war auch bei anderen Addons möglich hat in seiner Dramatik allerdings nichts mit der o.a. Rapid Dekompression zu tun.

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Das Fliegen mit einer kaputten Engine gehört in seiner Bewertung eigentlich in den Teil Flugdynamik, soll aber hier erwähnt werden. Die PMDG ist mit einem Engine Failure nur schwer zu steuern. Das sollte der Realität entsprechen. Auch hier habe ich von vielen Kollegen gehört, dass die aerodynamischen Besonderheiten der MD11 das Fliegen am Rande der aerodynamischen Performance, sehr unangenehm machen. Der wichtige Unterscheid ist: Die PMDG MD11 ist zu steuern, es ist nur nicht einfach! Daher denke ich, dass auch dieser Teil korrekt umgesetzt worden ist und ich freue mich, weiterhin eine gutmütige Boeing zu fliegen!

Also auch hier kein Grund zu meckern, im Gegenteil meine Erwartung wurde noch um ein vielfaches übertroffen. Vielleicht lässt sich die Maschine ja nicht automatisch steuern… Dann hätte ich endlich was zu meckern… Weiter geht’s mit dem Autoflight-System!

Autoflight

Das Autofligt System der MD11 besteht aus dem FCP und den dazugehörigen Anzeigen im FMA (Flight Mode Annunciation). Beispielsweise ist hier ein Flugzustand dargestellt, in dem der Autothrust eine Speed von 220kts hält, der Autopilot ein HDG von 240° steuert und ein Sinkflug mit einer Vertikalgeschwindigkeit von 2000ft/min anliegt!

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Alle Modes aufzuführen, soll Aufgabe des Handbuchs sein. Nur soviel an dieser Stelle, alles funktioniert, wie es soll. Man kann völlig entspannt einen FMC geleiteten Flug machen oder aber sich Radarvektoren geben lassen. Beides klappt, wenn man die Bedienung gelernt hat, super. Sowohl Boeing, als auch Airbus Piloten sollten mit der Bedienung eigentlich keine Probleme mehr haben.

Alle Approach Arten waren problemlos fliegbar, man konnte die Range des FMS bequem einstellen und auch den Plan im Plan Mode durchklicken…. Keine Beanstandungen. Nur Begeisterung!

Flugdynamiken

Unter Fliegern ist die MD11 als „Zicke“ bekannt. Mit der höchsten Flächenbelastung aller Flugzeuge, benötigt sie hohe Landegeschwindigkeiten, um den nötigen Auftrieb im Anflug zu haben (häufig 170kts, abhängig vom Gewicht). Das führt dazu, dass Ablagen sehr exakt korrigiert werden müssen und große Ablagen unter Umständen nicht mehr zu korrigieren sind. Ich habe einige Freunde, die die MD11 momentan (real natürlich) fliegen und diese erzählen mir z.B. davon, dass sie es tunlichst vermeiden, einen Visual Approach zu fliegen, da die Limits eng, der Flieger schnell und die Reaktionszeit sehr gering ist. Hier muss der Anflug voll konzentriert erfolgen, was im Frachtgeschäft bei nächtlichen Abfugzeiten und Langstreckenoperation eine wirkliche Herausforderung ist. So wird sie denn auch bezeichnet: Als eine Herausforderung. Trotzdem schwärmt jeder, der diesen Flieger sieht, von seiner Eleganz und Schönheit. Die MD11 ist also wie alles was wir so lieben: Manchmal etwas schwierig!

Das Rollen am Boden habe ich anhand der visuellen Clues, die im Handbuch von MD angegeben wurden ausgeführt. Und ich muss wirklich sagen: Hier kommt das Gefühl auf einen 200Tonner zu rollen! Das ist sehr schön gemacht worden. Auch die Bremsleistung ist ein wenig verzögert (immer noch nicht genug, aber schon ganz okay). Das fehlt mir bei vielen anderen Modellen, die da eher wie eine kleine Cessna reagieren. Insgesamt machte  mir das Rollen viel Freude!!

Um die Pitch Achse soll die 11 sehr labil sein, und das merkt man auch beim Fliegen der PMDG. Kleine Ausschläge und präzise Korrekturen sind hier erforderlich. Wie nicht anders von einem 3-Engine Dickschiff zu erwarten, rollt die 11 sehr behäbig. Das erscheint mir realistisch! Nur die Speed Control der PMDG MD11 ist sehr angenehm und das erscheint mir somit, nach all dem, was ich gehört habe, nicht wirklich realistisch. Aber: Besser so, dann bin ich nicht so frustriert, wie meine Kollegen, die sich in Real Life damit rumschlagen müssen. Im Gegenteil die Speed Control ist so, wie sie dann in Realität vielleicht sein sollte.

Insgesamt fliegt sich die MD11 ein bisschen wie ein rohes Ei und die Landungen scheinen doch eher schwierig zu sein (hier simuliert kein Simulator genau). Allerdings ist das alles im erträglichen Bereich, so dass ich meine, dass es PMDG gelungen ist, einen der fliegerisch anspruchsvollsten Airliner FS-tauglich umzusetzen. Und das ist vielleicht die größte Leistung des Entwicklerteams.

Das Außenmodell

Natürlich geraten somit die visuellen Eindrücke der MD11 ein wenig in den Hintergrund. Eigentlich müsste die MD11 gar nicht schön sein, denn die Systemsimulation steht bei diesem Addon eigentlich im Vordergrund. Doch um es kurz und knapp zu machen: PMDG hat auch hier einen großen Wurf gelandet. Es gibt nur absolute Kleinigkeiten, die zu bemängeln wären – sei es das minimal in den Boden einsinkende Bugrad oder das etwas übertriebene Bumpmapping am Leitwerk. Doch hey – was soll’s! Wenn man anfängt, solche Kleinigkeiten zu erwähnen, dann ist es ein großes Lob an PMDG: Auch das Außenmodell kann sich zu den schönsten derzeit am Markt erhältlichen Modellen zählen. Deswegen möchte ich auch gar nicht mehr darauf eingehen, wie flüssig und realistisch die animierten Komponenten funktionieren.

PMDG bietet auf seiner Homepage abhängig vom Flugzeugtyp (Passagiermaschine oder Frachter) und der Motorisierung (General Electrics oder Pratt & Whitney) zahlreiche Bemalungen von aktuellen und ehemaligen MD11-Betreibern zur Verfügung. Die Qualität der Bemalungen ist allerdings sehr schwankend, was sicherlich damit zu tun hat, dass es von manchem Exoten wie der Saudi Arabian Royal Flight MD11 nicht all zu viel gutes Bildmaterial gibt, um eine fotorealistische Bemalung hinzubekommen. Dennoch sollten alle MD11-Fans mit den angebotenen Bemalungen auf ihre Kosten kommen: Sie machen ein ohnehin schönes Flugzeug nur noch schöner!

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Sound und Feeling

Es ist immer sehr schwierig, die Klangkulisse eines Addons mit Worten zu beschreiben. Es gibt eben Dinge, die muss man selbst erlebt haben, um sich ein eigenes Urteil zu verschaffen. Deswegen sage ich nur soviel: Die MD11 hat einen unglaublich realistischen Sound. Je besser das angeschlossene Soundsystem, desto besser der Gesamteindruck. „Realistisch“ deswegen, dass man beispielsweise die Triebwerke vom Cockpit aus kaum noch wahrnimmt. Stattdessen aber die Air Condition viel prägnanter ist und die Geräusche der Schalter sich immer anders anhören. Auch die akustischen Warnungen sind immer wieder hörenswert. Die Klangkulisse unterstreicht die Authentizität der Simulation hier auf eine geradezu bemerkenswerte Weise – manchmal sogar mit einem gewissen Gänsehaut-Faktor. Dann fühlt man sich vollends ins reale Cockpit versetzt und nur ein „Schaaaatz?! Essen ist fertig!“ kann diese Atmosphäre zunichte machen.

Die Dokumentation

Die Dokumentation ist unglaublich! Alleine das FCOM hat 436 Seiten! Zusätzlich wird eine Quick Reference Checklist, ein FMS Guide ein Tutorial und ein umfassender Load Manager geboten!
Hier bleiben wirklich keine Fragen offen. Zusätzlich bietet PMDG die Dokumentation in einer Print Version, sauber geordnet, an. Einfach mal auf der Homepage nachschaun’!

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Fazit

Jetzt die Auflösung: War meine Vorfreude auf die MD11 gerechtfertigt? Ja, und wie!!!

Ich kann den Entwicklern nur nochmals mein Lob aussprechen. Das Produkt hat so viele Neuerungen, die wirklich innovativ sind. Und noch wichtiger: Das Fliegen macht viel Spaß! Mal ganz abgesehen von dem wirklich umfassenden Produktumfang, was Handbücher, Liveries etc. angeht. Mir fällt einfach kein Kritikpunkt ein, der es wert wäre in meinem Fazit zu stehen. Für mich ist die MD11 von PMDG das neue Maß aller Dinge und kommende Entwicklungen werden sich an diesem Flieger zu messen haben.

Was ist mit den Simmern, die einfach nur eine Runde drehen wollen? Hmm, schwer zu sagen, denn die umfangreichen Funktionen sind nichts für jedermann. Ich musste mich fast eine Woche mit den Handbüchern auseinandersetzen, bis ich einen sinnvollen Flug von A nach B zustande brachte… Allerdings kann man gewisse Panelzustände speichern und dann importieren, was den Arbeitsaufwand verringert.

Der Preis ist nicht wirklich billig – zugegeben. Wenn man aber bedenkt, wie viel Arbeit und Anstrengung in diesem Produkt stecken und dies mit anderen Produkten vergleicht, die im Gegensatz zur PMDG MD11 wie „hingerotzt“ aussehen, ist dieses Produkt jeden Cent wert und die perfekte Beschäftigung über die Weihnachtsfeiertage!

PRO

CONTRA

 

  • Exakte Systemnachbildung (100 Punkte!)
  • Abnormals perfekt designt!
  • Sehr schöne Flugdynamiken
  • Tolles 2D Panel, funktional!
  • Viele Neuerungen und Konfigationsmöglichkeiten
  • Umfangreiche Dokumentation (fast zu umfangreich)
  • Load Manager
  • Schöne Liveries downloadbar

 

  • Nacht-Beleuchtung mit Mustereffekt

 

INFORMATION

TEST SYSTEM


  • Holger Kistermann
    • Intel QX6800
    • 4 GB RAM
    • GeForce 8800 GTX, 768MB
  • Andreas Pinheiro
    • Intel Core2Duo E8400
    • 4092 MB RAM
    • XFX 9800 GTX Black Edition


  • Holger Kistermann und Andreas Pinheiro