FSLabs A321ceo: Review + Vergleich

Vor wenigen Monaten hat der Entwickler FlightSim Labs (FSL), bekannt aus dem P3D, seine Umsetzungen eines Airbus A321ceo veröffentlicht. Da Fenix Simulations jedoch kurz zuvor ein Expansion-Pack mit A319 und A321 auf den Markt warf, rückte das neue FSL-Produkt zeitweise etwas in den Hintergrund. Aus diesem Grund werfen wir heute einen genauen Blick auf den langgezogenen FSL-Airbus und testen, wie dieser sich im Vergleich zu den Fenix-Produkten schlägt.

Zunächst ein Überblick

Wie üblich starten wir dabei mit einer Art Steckbrief und somit mit den ersten Grundinformationen:

  • Flight Sim Labs A321ceo
  • ausschließlich erhältlich hier
  • momentan nur mit MSFS2020 kompatibel
  • Preis: 82,95 € 
  • enthaltene Varianten:
    • A321ceo Sharklets (SL)
    • A321ceo WingTipFences (WTF)
  • modellierte Triebwerksvarianten:
    • CFM56
    • IAE V2500
  • verschiedene (reale) Lackierungen zu allen Varianten
  • zu den Lackierungen passende „Airline Packs“
  • ausführliche Handbücher im PDF-Format

Neu vertraut mit alt Bekanntem

Bevor es in den Simulator geht, werfe ich zunächst einen Blick in die mitgelieferten Handbücher. Obwohl ich mir als selbst ernannter „Airbus-Fanboy“ 😉 zutraue, alle Systeme des A321 auf einem A nach B Flug korrekt zu bedienen, will ich mir vorab ein paar Besonderheiten ansehen. Dazu zählen auch die integrierten ACARS Nachrichten, welche die Kommunikation mit der Airline abbilden. Hierbei können wir Loadsheets, Wetterinformationen, Slot-Benachrichtigungen und mehr empfangen.

Der Fenix Airbus besitzt solche Funktionen zwar auch, aber nicht in diesem Ausmaß.

Nach ausgiebigem Studieren der mitgelieferten Dokumente kehre ich nochmals in den FlightSim Labs Control Center, ein Programm, wo die FSL Produkte aktiviert, installiert und verwaltet werden, zurück. Denn um dem legendären Flusi-Sprichwort „as real as it gets“ gerecht zu werden, brauchen wir eine passende Lackierung für den ersten Flug. Im angesprochenen Control Center werde ich fündig und kann insgesamt 120 Lackierungen aus aller Welt herunterladen. Für den Fenix A321 stehen im Livery Manager 148 Lackierungen zur Verfügung.

Nachdem ich mich mit ausreichend Liveries eingedeckt habe, entdecke ich einen weiteren Reiter mit der Aufschrift „Airline Packs“.  Hier finde ich 12 „Rundum-sorglos-Pakete“, welche beim Flugzeug mit der passenden Lackierung entsprechende EFB Hintergründe und Passagier-Ansagen hinzufügen. Das heißt, wenn ich z.B. eine Lufthansa Maschine wähle und das entsprechende Paket vorher installiert habe, werde ich automatisch den LH-EFB-Hintergrund haben und im Flugverlauf auch originalgetreue Ansagen hören. Diese Detailverliebtheit und die durchaus einfache Installation haben mich beeindruckt. Im Vergleich dazu, haben auch die Fenix Produkte solche Features. Doch hier müssen die einzelnen Dateien selber herausgesucht und im richtigen Verzeichnis abgelegt werden.

Nun reicht es aber mit den Vorbereitungen, ab in den Sim!

Walk-around

Ich beginne mit einer Außeninspektion des FSL A321ceo und widme mich zunächst dem Bugfahrwerk. Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass alle Details sehr sorgfältig und präzise modelliert wurden. Die Form und Struktur lassen keine Wünsche offen, und es gibt keinen Grund zur Beanstandung, was die grundlegende Darstellung betrifft. Doch bei näherer Betrachtung fällt mir auf, dass etwas fehlt – und zwar die passende bzw. realitätsnahe Texturierung. Diese wirkt auf mich etwas zu steril und beinahe klinisch. Wo die Texturen vielleicht etwas mehr „Leben“ und Charakter vertragen könnten, ist alles sehr sauber und glatt. Ein Vergleich mit dem Fenix zeigt, wie man dieses Thema auf ein neues Level heben kann:

Der Fenix Airbus überzeugt durch realistische „Dreckspuren“, die das Modell erheblich authentischer und greifbarer erscheinen lassen. So bekommt man den Eindruck, das Flugzeug sei gerade erst gelandet und nicht direkt aus der Werft gekommen. Immerhin handelt es sich ja um einen ceo, welcher durchaus schon einige Jahre auf dem Buckel haben kann. Im Falle des FSL A321ceo fehlt genau dieses gewisse Etwas. Dieser Eindruck zieht sich leider nicht nur durch das Bugfahrwerk, sondern auch über den gesamten Rumpf hinweg.

Der Vergleich in Bilder: links Flightsim Labs, rechts Fenix (auf Mobilgeräten: zunächst FSL, darunter Fenix)

Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich meine Einschätzung noch einmal zusammenfassen: Das Außenmodell des FSL A321ceo ist keinesfalls schlecht, im Gegenteil – es ist durchaus ansprechend und völlig akzeptabel. Aber wenn man es mit der Konkurrenz, insbesondere mit den Produkten von Fenix Simulations, vergleicht, dann muss man leider feststellen, dass das Modell im direkten Vergleich nicht herausragt. Es ist in Ordnung, aber nicht überragend.

Walk-around

Ein ähnlicher Eindruck stellt sich auch im Cockpit ein. Die Modellierung und Texturierung des Innenraums sind ebenfalls gut, aber sie erreichen nicht das Niveau, welches man beim Platzhirsch Fenix bekommt. Hier zeigt sich, dass der FSL A321ceo optisch eher dem Standard entspricht, den man mittlerweile auch von einem iniBuilds Default-Flieger geliefert bekommt – solide und zweckmäßig, aber ohne die zusätzlichen Feinheiten, die den Unterschied ausmachen. Ob das für einen Preis von über 80€ noch gerechtfertigt ist, bleibt fraglich.

Wer einen Blick in die Kabine werfen möchte, wird feststellen, dass die Cockpit-Kamera dies leider nicht ermöglicht. Ein Wechsel zur Drohnen-Kamera ist erforderlich, um Zugang zum Inneren zu erhalten. Sobald man dann in der Kabine ist, wird deutlich, dass diese vorhanden ist, jedoch nicht in besonders detaillierter Form. Der Innenraum ist sichtbar, aber die Feinheit der Darstellung lässt an manchen Stellen zu wünschen übrig.

Dieses Manko kann mit der Aussage verargumentiert werden, dass bei solch einem Add-On die „Cockpitsimulation“ im Vordergrund steht und nicht das Darstellen des Passagierlebens.

Doch im Vergleich muss zugegeben werden, dass der Fenix A321 eine deutlich ausgereiftere Kabinenmodellierung bietet, die sogar auf die jeweilige Airline angepasst ist – von Sitzen bis zu Logos. Auch bei den iniBuilds Airbussen wirkt der Innenraum in dieser Hinsicht etwas detaillierter, obwohl die Flieger Standardflugzeuge im MSFS 2024 sind.

Innere Werte – die Systeme

FSLabs ist bekannt für seine tiefgehende und präzise Simulation der Systeme eines Flugzeugs, und auch der A321ceo für den MSFS2020 bildet hier keine Ausnahme. Die Simulation des A321ceo ist so konzipiert, dass sie die tatsächlichen Betriebsabläufe eines realen A321 bis ins kleinste Detail widerspiegelt. Die Systeme, die in diesem Add-on abgebildet sind, reichen von der Avionik über die Hydraulik und Elektrik bis hin zu den komplett simulierten Sicherungen. Kurz gesagt, es gibt nicht wirklich was bei diesem Thema zu beanstanden.

Durch ein kürzlich erschienenes Update (wir berichten) wurde auch ein Wetterradar, genauer gesagt eine Nachbildung des Rockwell Collins WXR-2100, integriert. Das ist durchaus ein großer Pluspunkt gegenüber dem Fenix, der momentan gar kein Wetterradar besitzt.

Richtig interessant wird es bei der Fehlersimulation. Unzählige Optionen stehen, wie auch beim Konkurrenten Fenix, zur Verfügung, um die verschiedensten Systeme zu bestimmten Zeiten ausfallen zu lassen. Und apropos Fehler, diese existieren auch in etwas abgeschwächter Art in Form einer sogenannten „Minimum Equipment List“. Das ist ein dokumentiertes Verzeichnis von Ausrüstungsgegenständen, Systemen und Geräten an Bord eines Flugzeugs, die unter bestimmten Bedingungen als defekt oder nicht funktionsfähig betrachtet werden können, ohne dass die Sicherheit des Fluges beeinträchtigt wird. Gekennzeichnet werden solche Defekte mit einem gelben INOP-Sticker und vermerkt werden diese im Electronic Flight Bag (siehe unten).

Hier erfahren wir auch, mit welchen Einschränkungen man aufgrund des Defektes leben muss und eine Frist, bis wann das alles behoben sein muss. Darüber hinaus ist die komplette MEL-Simulation vollkommen dynamisch. Beispiel: Im Anflug verwende ich die Scheibenwischer bei zu hoher Geschwindigkeit, sie gehen kaputt. Später erhalten diese einen INOP-Sticker und werden in der MEL-Liste eingetragen, bis sie repariert werden. Bis dahin bleiben sie ohne Funktion. Das ist einfach nur klasse! Somit wird jeder Flug einzigartig und bietet seine eigenen Raffinessen. Damit kann Fenix (bis jetzt) noch nicht mithalten.

Das EFB

Ein universelles Bedienelement, unersetzlich für jeden Simmer: das ElectronicFlightBag (EFB).  Auch im FSLabs 321 lässt sich so ein Multitool finden, was einige Funktionen mit sich bringt:

  • abrufen der FSL Dokumte wie Handbücher etc.
  • „Connections“-Seite: Öffnen und Schließend der Türen, Steuerung von GSX
  • Anzeige des Simbrief-OFP
  • Checklisten
  • Mass und Balance Verwaltung
  • Take-off und Landing-Performance Rechner
  • Anzeigen und Verwalten der ACARS-Nachrichten
  • Wartung des Flugzeugs
  • Navigraph-Charts
  • „TechLog“:  Anzeigen defekte Systeme, … (–> MEL: siehe oben)
  • Fehlersimulation

Vom Funktionsumfang ist das EFB völlig ausreichend und übertrifft bei Punkten wie dem TechLog auch den Fenix. Dieser lässt aber, zumindest für meinen Geschmack, sein EFB durch nettes Design etwas charmanter wirken. Welches der beiden virtuellen Tablets nun näher an der Realität ist, kann ich leider nicht beantworten.

Anzumerken sei nun noch, dass sowohl FlightSim Labs, als auch Fenix Simulations die Möglichkeit bieten, dass EFB in einem Browserfenster und somit auch über ein Zweitgerät (beispielsweise ein physiches Tablet) zu bedienen. Darüber hinaus funktioniert auch die GSX-Integrationen bei beiden einwandfrei und ermöglicht ein einfaches, aber dennoch realistisches Be- und Entladen.

Sounds

Ein realistisches Simulationserlebnis steht und fällt mit einer überzeugenden Geräuschkulisse. Hier hat Fenix die Messlatte unbestreitbar hoch angesetzt und in Sachen Sounddesign Standards gesetzt, die für viele Nutzer mittlerweile als Maßstab gelten. Im Vergleich dazu erreicht FSLabs in meinen Augen nicht ganz dieses Niveau. Es sei jedoch betont, dass die Bewertung von Sounds stark subjektiv ist und von individuellen Vorlieben abhängt.

Ein bemerkenswerter Unterschied zwischen den beiden Simulationen zeigt sich in der Lautstärke der Triebwerksgeräusche im Cockpit. Im FlightSimLabs A321ceo wirken diese deutlich leiser als beim Pendant von Fenix. Als Laie ist es für mich allerdings schwierig, mit Sicherheit zu beurteilen, welche Darstellung der Realität näherkommt, sodass diese Frage offenbleiben muss.

Um sich ein eigenes Bild zu machen, empfehle ich das folgende Video, das die wichtigsten Sounds der beiden Simulationen im direkten Vergleich präsentiert. Es bietet eine gute Grundlage, um die individuellen Stärken und Schwächen in der Soundkulisse selbst zu bewerten und seine persönliche Präferenz zu finden.

Performance

Die Performance des FlightSim Labs A321 ist insgesamt gut und zeigt keine größeren Auffälligkeiten. Das Add-on läuft flüssig, auch in komplexeren Umgebungen und bei erhöhter Systemlast. Im Vergleich dazu hat Fenix durch mehrere Optimierungen in der Vergangenheit ebenfalls eine solide Performance erreicht.

Flugeigenschaften

Das Flugzeug reagiert authentisch auf Steuerbefehle und simuliert realistische Trägheits- und Aerodynamikeffekte, was das Flugerlebnis sowohl in der Luft als auch während Start und Landung sehr glaubwürdig macht. Besonders beeindruckend ist die Genauigkeit, mit der das Flugzeug auf unterschiedliche Flugzustände, wie etwa Turbulenzen oder Windverhältnisse, reagiert. Insgesamt fühlt sich das Fliegen des FSL A321 per Hand sehr gut und “rund” an. Das alles hängt jedoch wieder stark von der eigenen Hardware ab, sodass jeder Nutzer das durchaus anders beurteilen mag. Außerdem wird die Flugsimulation an sich vermutlich nie die Flugeigenschaften eines echten Flugzeugs zu 100 Prozent abbilden können.


Fazit

Das FlightSim Labs A321ceo bietet eine herausragende Simulation der Flugzeugsysteme und eine detaillierte Fehlersimulation, die vor allem für Flugzeugfans, die Wert auf realistische Betriebsabläufe legen, beeindruckend ist. Allerdings bleibt das Außenmodell und die Kabine hinter den Konkurrenzprodukten wie Fenix zurück, was die visuelle Authentizität betrifft. Auch die Soundkulisse kann nicht ganz mit Fenix mithalten. Für Simmer, die vor allem auf die Systemtiefe und realistische Fehlerbehandlung setzen, ist das FSL A321ceo eine klare Empfehlung. Wer jedoch auch großen Wert auf visuelle Details und Sound legt, sollte vielleicht eher zum Fenix A321 greifen.

Wer nur einen A321 fliegen möchte, zahlt hinsichtlich des Preis beim FSL-Produkt weniger als beim Fenix, wo der A321 nur im Enhancement Pack verfügbar ist. Dafür bekommt ihr hier für etwa 20 € mehr auch noch einen A320 und A319 mitgeliefert.


Wie steht ihr zum FlightSim Labs A321ceo? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

FSLabs vs Fenix (Montage)

Danke an FlightSim Labs für das Bereitstellen einer Testversion. Das vorliegende Review basiert dennoch auf der neutralen Auffassung unseres Autors.

6 Kommentare
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Thomas Stemmer
Thomas Stemmer
27 Tage zuvor

Ach, soll ich, soll ich nicht? Im Moment kann ich mich einfach nicht entscheiden, und dieses Review machts auch nicht klarer. Sicher ist nur: da sind zwei Schwergewichte aufeinandergestossen. Ein Neuer (Fenix) und ein Altbekannter (FSL). “Leider” fliege ich so gerne den Fenix und habe diesen liebgewonnen, dass ich zwar ab und an mit einem Auge zum FSL “schiele”, aber noch hat mich die MEL und selbst das Wetterradar noch nicht so richtig “überzeugt”, dass es einen Mehrwert von knapp 100 EUR (inkl. VAT) darstellt.
Vom Außenmodell bin ich relativ leidenschaftslos. Als Pilot sitze ich eher im Cockpit und lasse meinen virtuellen Co gerne den Außencheck vornehmen (macht bei mir FS2Crew für den Fenix…. für den FSL gibts noch kein “Paket”). Was mich schon “damals” beim Umstieg von den Aerosoft Airbussen zum FSLab unter P3D störte, war das “schlechtere” Cockpit, aber auch darüber kann ich schauen. Von den Sounds ist’s mir auch egal, solange ich über alle notwendigen Schalter und knöpfe “walten” kann.
Ergo: immer wieder eine Versuchung wert, aber ich zumindest habs noch nicht durchgezogen, mir den FSLabs zu holen, auch, wenn ich “früher” mal einer der treuesten FSLabs-Fanboys war.

Dan
Dan
27 Tage zuvor

Interessant wäre zu wissen, ob von Fenix jetzt auch nochmal für den Fs2020 ein realistisches WXR kommt, gibt es dazu irgendwo infos?
Sie könnten es sich ja einfach von Fslabs “abkupfern” wie es geht, wenn sie es nicht wissen 🙂
Für mich wäre der Fslabs wenn nur wegen des WXR interessant, würde aber viel lieber bei Fenix blieben.

conaly
conaly
Beantworten  Dan
26 Tage zuvor

Das WXR von FSL ist genau das nutzlose Bitmap, was auch die Asobo-Flieger haben. Es ist bunt, deswegen mögen es die Leute. Realistisch ist’s bei weitem nicht.

Stefan
Stefan
Beantworten  Dan
26 Tage zuvor

Alleine das WXR wäre jetzt doch nun wirklich kein Grund um sich die FSL zu holen. Bin persönlich mit Fenix hoch zufrieden und werde erstmal abwarten. Das Jahr ist noch jung und es kann noch vieles passieren.
Mit freundlichen Grüßen.

Bodo
Bodo
26 Tage zuvor

Also ich habe den FENIX mit der A319 und A321 Erweiterung, die ich nur wegen dem A319 gekauft habe. Den A321 fliege ich kaum bis gar nicht. Von daher ist der FSL A321 in der veröffentlichten Version für mich völlig uninteressant.
FSL hat hier die Chance vertan, sich mit dem A321XLR von der Konkurrenz abzuheben.

Denis
Denis
Beantworten  Bodo
23 Tage zuvor

Dann hätten sie allerdings den NEO machen müssen. Die XLR gibt es nicht für den CEO.