Review: Jakowlew Jak 50 – A1R Design Bureau

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Die Vereinigung von russischer Sternmotor-Technik, eleganter Formgebung eines Jagdflugzeugs, Agilität, Power und ein satter Soundteppich, das ist die Jak 50. Nun ist es möglich, dieses Kunstflugzeugs auch im FSX zu fliegen: Das erste Projekt des “A1R Design Bureau” ermöglicht dies.  

365PS russische Kunstflugerfahrung

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Geschichte

Seit der ersten FAI Weltmeisterschaft versuchten russische Piloten mit verschiedenen Versionen der Jak 18 zu Titeln zu kommen. Bis 1970 konnten sich immer Piloten aus dem Land des Veranstalters durchsetzen, und so konnte sich die Jak 18PM 1966 in Moskau durchsetzen. 1970 gelang dann der Titel in England. 1976 in Kiew stellten die Russischen Piloten dann den Nachfolger vor: Die Jak 50. Viktor Letsko gewann den Titel bei den Männern, Lidiya Leonova bei den Frauen. Alleine 5 russische Jak 50 unter den besten 10 bei den Männern und die ersten fünf Plätze bei den Frauen unterstrichen die Mannschaftsleistung und die gelungene Russische Konstruktion. 1977 wurden Viktor Letsko und Lidiya Leonova dann Europameister. Die Erfolge der Jak 50 führte dann Victor Smolin 1981 als Europameister und 1982 als Weltmeister fort, noch 1983 wurde er in Ravenna dritter.

Über acht Jahre war die Jak 50 neben der Zlin 50 und Pitts S-1S Derivaten tonangebend, ehe sich die kleineren, wendigen Eindecker, die sich aus dem Stephens Akro Laser entwickelten, durchsetzen.

Auch heute noch bietet dieses Flugzeug vor allem eins: Die Kraft und Eleganz, die das Gefühl eins Jagdfliegers vermittelt – und dies mit einem für Kunstflieger ungewöhnlichen, da schweren, Einziehfahrwerk. Sie ist dabei keine einsitzige Version der Jak 52 entwickelt, die später kam und auch heute noch in Rumänien gebaut wird. Die Jak 50 wurde in Arseniev-Sibirien gefertigt und erreichte eine Stückzahl von ca. 300. Die Jak 50 ist ein Leichtbau und es sollen Ersatzflügel gebaut worden sein, da diese sehr hart beansprucht wurden. Dabei kann sie sich im Bereich zwischen +9 und -6 g bewegen.

AlleJak50

Oberflächlich betrachtet

 

Nähern wir uns also der Jak 50 (nicht Yak – das ist ein ostasiatischer Grunzochse) von A1R. In fünf Bemalungen kommt sie daher. Alle in HD – sprich 2048 oder 4096 Pixel – und nutzen alle Features des FSX aus. Bump, Specular- und Reflection-Maps. Man kann Nieten zählen und sieht die verkratze Lackierung in den Fahrwerkschächten. Öffnet man mit Umschalt-2 eine kleine Konfigurationsgrafik, dann kann man im abgestellten Zustand die Jak anbinden, mit Pollern sichern, den Propellerblätter Schonbezüge überziehen und mit einer Decke die Jak in den Winterschlaf schicken. Apropos schick! Ja, grafisch gibt es nicht viel zu mäkeln, einzig, dass die Pilotenhelmfarbe nicht immer zu allen Bemalungen passt. Aber bin ich Lagerfeld oder Joop?

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Intern

Auf dann, steigen wir ein. Zuerst sollten wir uns aber die beigelegte PDF zu Gemühte führen. Sie befindet sich im Verzeichnis, in dem die Jak installiert wurde (..\SimObjects\Airplanes\A1R Yak-50). Die Dokumentation ist 24 Seiten lang und beinhaltet, neben einer Einleitung zur Historie des Fliegers, eine Cockpit-Erklärung und diverse Checklisten. Die Tooltips als auch die PDF ist in Englisch.

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Im Cockpit sitzend blickt man auf ein typisches russisches Layout. Instrumente sitzen da, wo sie gerade am besten hin passen: Smoke-Schalter oben rechts, Druckluftventil (unten links auf dem Boden neben dem Sitz), Notknopf zum Ausfahren des Fahrwerks, funktionierende Schutzkappe des Starterknopfs, nur der Lautstärkeregler des Funkgeräts scheint nicht zu wollen und bleibt bei mir auf 0% stehen. Es gibt sogar eine funktionierende Cockpit-Lüftung. Das Cockpit funktioniert!

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Für meine Tests habe ich die Jak 50 in den Cold-and-dark Zustand versetzt. Wenn ich dann die Checkliste zum Aufwecken durchgehe muss ich u.a. den Luftdruckhahn öffnen, Fuel Cut-Off rein schieben, Kühlklappen öffnen, und vor allem den Choke je nach Temperatur und ob der Motor gerade gelaufen ist 5 bis 6 mal betätige. Diverse Schalter an schalten, Schutzhülle des Starters entfernen, Starterknopf einmal drücken, Zündung an, Starter noch einmal  drücken und der Motor läuft wieder. Steuerung E geht nicht. Wenn der Cold-and-dark Zustand gespeichert und wieder geladen wird, gibt es aber kleine Fehler: Ignition Schalter und Fuel Cut-Off sind wieder an bzw. drin. Und schon hab ich das Problem gehabt den Motor anzuwerfen. A1R installiert eine DLL in den Sim, die die Systemsimulation unterstützt. Deswegen ist die Jak 50 auch nur für den FSX geeignet. (Ich hab es probiert, P3D geht wirklich nicht.)

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Noch ein Highlight: Das Fahrwerk. Einfach G-Taste funktioniert nicht. Erst müssen die Lampen eingeschaltet werden, dann kann man einen Lampentest für die Fahrwerkkontrollleuchten betätigen. Zum Ein- und Ausfahren führt man den Hebel nach oben bzw. unten und dann wieder in die Neutralstellung. Hier wird der Hebel mit einem Sicherheitssplint gesichert. (Das wird simuliert!) Zusätzlich gibt es noch einen Knopf für das Notfallausfahren des Fahrwerks. Ob dies funktioniert habe ich noch nicht nach Checkliste nachvollzogen.

Insgesamt: Ein tolles Cockpit mit einem Funktionsumfang, den man in einem solchen Flieger nicht erwarten würde.

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Zisch, bumm, peng

Das erste, was einem an der Soundkulisse der Jak 50 auffällt: Der gefällig im Leerlauf bullernde Sternmotor. Später der satte Sound des Wedenejew M-14P im Flug. So eine gute Soundumsetzung eines Sternmotors habe ich im Sim noch nicht gehört. Das macht Spaß! Aber damit nicht genug. Auch die Geräusche im Cockpit überzeugen. Hier ein Zischen beim öffnen des Luftdruckventils, da ein leises Wimmern des Kreisels beim Einschalten des künstlichen Horizonts. Sehr schön, definitiv ein Highlight des Addons.

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In der Luft

Hier leistet sich A1R leider einen Fauxpas. Nicht, dass die Flugdynamik unbrauchbar wäre. Den Spritverbrauch habe ich jetzt nicht getestet, scheint aber – auch nach Aussagen aus dem Netz – gut zu stimmen. Das Gefühl, einen Traktor der Luft zu fliegen: Senkrechte Linien auch noch bei geringster Geschwindigkeit noch mit einem Bogen in einen Humpty-Bump zu fliegen, Trudeln mit Autorotation und gerissene Rollen, passt schon. Allerdings scheint A1R der Meinung zu sein, dass 140° pro Sekunde Rollrate in der Wirklichkeit in etwa 400° pro Sekunde im Sim entsprechen. Diese Rollrate, die einer SBach, Edge oder Extra 330SC entsprechen, die hat die Jak nun wirklich nicht. Es schaut komisch aus, die Jak in die Senkrechte zu ziehen und dann fast endlos Rollen zu fliegen. Sehr schön aber, wenn ich die Kreiseleffekte vom Propeller ausgleichen muss. Der Propeller dreht sich nämlich links herum, wenn man dann am Knüppel zieht, sollte man den Kreiseleffekt durch etwas rechtes Ruder ausgleichen um die Linie zu halten. Da habe ich von anderen Designern gehört, dass der FSX zwar den Propeller links herum drehend anzeigen könnte, dies aber im Simulator nicht umgesetzt würde. Es geht also doch! Für A1R wäre ein Nachbessern bezüglich Rollgeschwindigkeit angeraten, ansonsten passt die FD schon.

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Fazit

Die Jak 50 macht Spaß. Hatte ich das schon erwähnt? Tut mir leid, stimmt aber. Auch wenn es hier und da noch ein paar Ungereimtheiten gibt. Die Systeme sind weitreichend umgesetzt, es gibt viel für das Auge zu sehen und besonders für das Ohr zu hören, nur die Flugdynamik ist einiges zu agil. Für die knapp 20€ bekommt man einiges mehr als man im Schnitt in der Preisklasse normalerweise vorgesetzt bekommt. Für eine Auszeichnung reicht es dann aber aufgrund der FD und kleineren verzeihbaren Fehler aber nicht.

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Informationen

PRO CONTRA
  • gefälliges Design
  • tolle Sound-Kulisse
  • Systeme im Detail umgesetzt
  • kein Registrierschlüssel notwendig
  • Rollgeschwindigkeit viel zu hoch
  • keine Deutsche Anleitung
  • Nur für FSX
INFORMATION TESTSYSTEM
  • I7 mit 2,7 GHz
  • 8 GB RAM
  • nVidia GTX 675M
  • Windows 8.1 64 Bit

 

Michael Garbers