Review: Ant’s Airplanes Drifter Ultralight (MSFS)

Der Microsoft Flight Simulator ist – unbestritten – der Simulator mit der schönsten Landschaftsdarstellung. Davon hat man am meisten, wenn man tief und langsam unterwegs ist – auch unstrittig. Das ging schon mit der Twin Otter, meinem letzten Review-Objekt, ziemlich gut. Allerdings geht es noch besser: Ein Ultralight mit Fluggeschwindigkeit um 100 km/h, einer tief unter dem Pilot endenden Windschutzscheibe, Sitzplatz weit vor den Flügeln, quasi ein Motorrad für die Luft – das ist das (der? die?) Austflight Drifter 582. Ant’s Airplanes hat das Ultraleicht-Fluggerät als ihr erstes Flugzeug für den MSFS umgesetzt. Zuvor gab es bereits eine Fassung für die FSX-basierten Simulatoren.

Kauf, Installation, Lieferumfang

Der Hersteller verspricht nicht wirklich viel: Eine Simulation, die es erlaubt, die Landschaft zu genießen, mit eigens aufgenommenen Motorgeräuschen, mit Rädern und Schwimmern, 13 Bemalungen, einigen Animationen und auch Animationen von Pilot und Passagier. Den Flieger gibt es für 18,80 Euro zum Beispiel im simMarket, auf der Homepage von Ant’s Airplanes auch als etwas eingeschränkte Demoversion.

Der Download ist mit 142 MB vergleichsweise klein, der Installer fragt kurz nach der Seriennummer, installiert das Produkt dann automatisch im Community-Folder (belegt dort 406 MB) und zeigt auf Wunsch noch das Handbuch – einen solchen Service bin ich im MSFS nicht mehr gewohnt, das gefällt mir gut. Das Handbuch macht Lust auf den Einstieg. Es enthält alles Wissenswerte, beschreibt die – zugegebenermaßen wenigen – Prozeduren zum Betrieb des Mopeds, gibt Tipps und erklärt das kombinierte Funk- und Navigationsgerät. Da schau an, da steckt also doch mehr dahinter als “nur” ein Luftmofa mit schöner Sicht.

Erster Eindruck

Mein erster Eindruck in der Drei-Stürme-Zeit zwischen Ylenia, Zeynep und Antonia: Das Ding lässt sich zwar irgendwie fliegen, aber sicher nicht mehr landen, und vorwärts geht es auch nur mit dem Wind. Also weg mit dem realistischen Wetter, ab in den Sommer– und siehe da, so freie Sicht auf meine Heimatstadt hatte ich aus der Luft schon lange nicht mehr. Die kleine Frontscheibe erinnert mich an meine selige Suzuki mit Nachrüstverkleidung. Vor allem in Virtual Reality ist das toll, da fehlt eigentlich nur noch ein Ventilator, der etwas Fahrtwind um die Nase weht (hm, ich habe doch noch einen im Keller?).

Das Original – MaxAir Drifter 582

Lasst uns mal kurz schauen, was da überhaupt simuliert wird: Das MaxAir Drifter ist ein Ultraleicht-Flugzeug, Startgewicht gut 400 kg, angetrieben von einem Rotax 582-Zweizylinder-Zweitaktmotor und Gemischschmierung (mhm, der Duft der großen weiten Welt) mit 40 kW, das sind ca. 55 PS. Zwei Sitze gibt es, der Pilotensitz liegt knapp vor dem Flügel, so dass die Sicht nach vorne und zur Seite nicht eingeschränkt ist. Im Prinzip besteht hier alles aus Alurohren, die mit Stoff bespannt sind, kombiniert mit kleinen Glasfaser-Häubchen (Nase, Abdeckungen an den Rädern, die sich per Klick entfernen lassen). Das Fahrwerk ist ein Spornradfahrwerk, es gibt aber auch eine Variante mit Schwimmern. Das Spornrad wird durch die Ruderpedale gelenkt, es gibt – entgegen der Realität – differenzielle Bremsen (das Original hat nur einen einzigen Bremshebel am Steuerknüppel). Erstmal geflogen ist das Drifter Anfang der 1980er und wird auch heute noch von Lockwood als Bausatz verkauft; 300 Stunden dauert der Zusammenbau. Hier gibt es ein Review des realen Vorbilds.

Ein ähnliches Fluggerät, die Aerolite 103,  kam bei X-Plane 11 zusammen mit dem VR-Update 11.20.

Das simulierte Gerät

Nicht umsonst weist Ant’s Airplanes darauf hin, dass der Flieger ein völlig neu aufgebautes Außenmodell hat. Die erste Fassung erschien 2011 für den Flight Simulator X, Prepar3d war zu der Zeit noch nicht wirklich am Horizont zu sehen, der FSX Stand der Technik. Das sieht man dem Außenmodell nicht an, hier ist alles sehr detailliert, einschließlich der Seile, die das “Flugzeug” stabilisieren.

Auch das Cockpit ist gut detailliert, auch wenn es nicht wirklich viel zu sehen gibt. Ein paar Knöpfe, das wars. Der Schlüssel im Zündschloss ist übrigens erst ab der Stellung “Zündung an” zu sehen.

Liebe zum Detail erkennt man an den Aufklebern, die beim Vorbeugen gut zu sehen sind.

Nach dem Cockpit schauen wir uns mal den Antrieb an, der ausgesprochen gut erkennbar ist. Luftschraube, Getriebe, massive Wasserkühler (oben) und – ich vermute – einen kleinen Ölkühler (unten?).

Das hier sind Pilot und Passagier, witzig auch die blaue Reisetasche in der Mitte.

Flugverhalten und Systeme

Das Flugverhalten passt für mich ziemlich gut zu dem, was ich erwartet hätte nach den Erfahrungen mit der Aerolite 103 aus X-Plane 11. Es geht leicht nach oben, der Flug ist langsam, typische Reisegeschwindigkeit sind so knapp 60 Knoten, gestartet und gestiegen wird mit knapp 50 Knoten. Landeklappen gibt es nicht, und die empfohlene Technik zum Bremsen beim Landeanflug ist Driften – also Ruder links, Steuerknüppel rechts, oder andersherum. Für den Motorstart gibt es einen Prime-Knopf, der durchaus auch genutzt werden will, und die Gewichtsverteilung scheint einen großen Einfluss zu haben. Das habe ich aber nicht ausprobiert, ich bin einfach so geflogen, wie es standardmäßig eingestellt war.

Systeme gibt es auch: zunächst mal das GPS, das unten rechts im Cockpit montiert ist – es war für mich mit der Oculus Rift nicht einfach zu lesen. Es lässt sich Ein- und Ausblenden. Ich hab’s ausgeblendet gelassen. Links ist ein kombiniertes Funk- und Navigationsgerät montiert, mit dem auch VORs angeflogen und Kurse zum/vom VOR gehalten werden können.

Wie so oft in aktuellen Flugzeug-Addons gibt es ein Tablett, mit dem Einstellungen vorgenommen werden können. Es wird eingeblendet, wenn die 12V-Spannung aktiviert wird. Dort können optische Korrekturen vorgenommen werden (Pilot, Passagier, Radabdeckungen ein- und ausgeblendet), aber auch ein rudimentärer Autopilot genutzt werden, was zwar nicht realistisch, aber zumindest entspannend sein kann.

Fazit

Lohnt sich Ant’s Airplanes Drifter? Das kann ich für mich mit “ja” beantworten: Mit der Oculus Rift im Feierabendflug tief und langsam über Fotogrammetrie-Städten fliegen, mit toller Sicht rundherum, das macht mir Spaß. So intensiv und nah war ich an der Landschaft im MSFS tatsächlich noch nicht dran. Wenn ihr Interesse habt: probiert die kaum eingeschränkte Demo aus. Und unterstützt im Anschluss den Hersteller.

Informationen

Pro Contra
  • Nett umgesetztes Flugobjekt
  • Toll, um tief und langsam über die Landschaft zu fliegen und die Umgebung zu erkunden
Testsystem
  • AMD Ryzen 5 5600X @ Stock Speed
  • Oculus Rift CV 1
  • GeForce GTX 1080, 8 Gb
  • Windows 10×64, 32 Gb Hauptspeicher
  • Diverse SSD

Dr. Patrick Seiniger