Review: Vergleich der Nachtlichter, Aerosoft Germany gegen Taburet Iberia

18_Bergisches Land

Seit einiger Zeit veröffentlicht Aerosoft nahezu monatlich ein neues Paket mit Lichtern unter dem Namen Night Environment. Brauchen wir das vielleicht gerade zur jetzt anstehenden dunklen Jahreszeit? Macht das überhaupt Spaß, oder leidet die Performance zu sehr? Diese Fragen möchten wir euch mit einem Review etwas ausführlicher als damals beim ersten Eindruck beantworten.

Als Grundlage soll eine Fotoszenerie mit gutem Autogen dienen, denn bei den großen Landklassen-Addons FTX Global und Ultimate Terrain sowie allen Orbx-Regionen wird Nachtbeleuchtung ja gleich mitgeliefert. Ein wesentlicher Teil des Reviews bezieht sich auf Night Environment Germany in Verbindung mit VFR Germany. Taburet’s Night 3D gibt es nicht für Deutschland, daher fällt ein direkter Vergleich aus. Es gibt aber eine Version für Spanien, und es gibt eine qualitativ hochwertige Fotoszenerie von Air Hispania, mittlerweile mit Autogen. Für einen kleinen Vergleich der Produkte werde ich daher Spanien heranziehen.

Das sagt der Hersteller

Der Klappentext aller Night Environment-Pakete von Aerosoft ist ähnlich: Der Hersteller spricht davon, das Nachtflugerlebnis zu revolutionieren. Es würden nachts mehr Straßen angezeigt, als der Default-FSX am Tag kennt, und eine ausgezeichnete Kompatibilität unter anderem mit Fotoszenarien wird betont. Nicht zuletzt wäre nun erstmals nachts Sichtflug möglich.

Taburet mit seinem Night 3D für Spanien wählt weniger euphorische Worte, betont aber auch, dass die Lichter gut für Fotoszenarien geeignet seien, dass viel mehr Lichter enthalten seien, als gebraucht würden, und die Lichter seien über verschiedenste Kategorien von Straßen verteilt.

Kauf, Installation und Lieferumfang

Der Kauf beider Produkte klappt unkompliziert zum Beispiel im simMarket oder bei Aerosoft. Night Environment kommt mit einem rudimentären Handbuch und einem Download-Umfang von weit über 3 Gigabyte, bei Taburet sind es deutlich unter 100 MB – und kein Handbuch. Die Preise sind ähnlich: 13,95€ für Deutschland, 13,67€ für die iberische Halbinsel einschließlich der spanischen Inseln und Portugal.

Aerosoft weist darauf hin, dass Lichtreflexe besser ausgeschaltet sein sollten beziehungsweise im DX10 Fixer auf nicht mehr als 60% stehen sollten. Achtung: sobald ihr den DX10 Fixer verwendet, werden Lichtreflexe nicht mehr im FSX umgeschaltet, sondern nur noch über die Fixer-Schieberegler.

Funktionsweise…

Night Environment besteht aus drei Komponenten, die jeweils über die Szeneriebibliothek (oder zum Beispiel durch Peter Rosendahls SimStarter) konfiguriert werden. Aerosoft empfiehlt die Deaktivierung von Night Environment für Tagflüge, ansonsten sollte das Base Pack stets aktiv sein. Das Base Pack scheint die FSX-Default-Straßen mit Lichtpunkten auszustatten. Darüber liegt das sogenannte Level 0, oft als Austauschtexturen bezeichnet. Level 0 enthält aber keine Lichtpunkte, sondern hellt die bereits vorhandene (Foto-)Szenerie an den Stellen auf, an denen in den Leveln 1-3 Lichter stehen. Das geschieht über eine Maske in Form einer Bitmap, die man sich mit dem BGL-Viewer auch problemlos ansehen kann.

Bei Night Environment steigt die Anzahl der Lichtpunkte mit steigendem Level. Ein paar Vergleiche gab es schon im ersten Eindruck, hier ein paar Vergleiche anhand von Köln. Es fällt auf, dass die Lichtpunkte unterschiedliche Farben haben.

Ein Großteil der Wirkung von Night Environment basiert auf dieser Texturaufhellung, und das ist auch der wesentliche Unterschied gegenüber beispielsweise den Lichtern von Night 3D – dort gibt es nämlich nur Lichtpunkte. Und da sich Punkte deutlich effizienter speichern lassen als großflächige Bitmaps ist die Downloadgröße dort eben auch Größenordnungen kleiner.

Die Lichtpunkte sind in etwa in der korrekten Höhe über dem Boden.

Für Night 3D gibt es keinerlei Einstellungsmöglichkeiten. Die Lichtpunkte scheinen alle die gleiche Farbe zu haben und sind vor allem innerhalb von Ortschaften sehr regelmäßig angeordnet.

…und Wirkung: Night Environment

Schönes Spätsommerwetter und Mondschein – genau richtig, um die revolutionären Neuerungen von Night Environment zu testen. Die NGX steht abflugbereit auf Runway 32R, es geht über VOR Cola, das bergische Land, den Westerwald, Limburg, VOR Taunus, Wiesbaden und Mainz nach Frankfurt. Weitgehend parallel zu dieser Route läuft die A3, die sich wie versprochen sehr schön abzeichnet und als Orientierungshilfe dient.

Die Wirkung ist tatsächlich umwerfend, obwohl eine durchgehende Beleuchtung von Autobahnen natürlich nicht realistisch ist. Vom relativ dunklen bergischen Land über den Flug entlang der A3 bis hin zum schon von weitem erkennbaren Rhein-Main-Gebiet sieht es so aus, wie man das aus dem Flieger kennt. Das gilt auch für den Weg von Berlin über Brandenburg, Braunschweig, Westfalen und das Ruhrgebiet nach Düsseldorf.

Schade ist, dass die Flughäfen aus großer Höhe und/oder Entfernung schlecht zu erkennen sind – die dunkle Fläche auf dem zweiten Berlin-Bild oben ist Tegel, und unten dargestellt ist das mehr oder weniger plötzliche Erscheinen vom Flughafen Frankfurt. Manchmal finden sich auf den Flughafengeländen Lichtpunkte. Die Flughafenbodentextur wird oftmals nicht von der Aufhelltextur erleuchtet. Diese Kritikpunkte trüben ein wenig das Gesamtbild von NE Germany, lassen sich aber möglicherweise nicht vermeiden.

…und Wirkung: Night 3D

Night 3D enthält keine Aufhelltexturen, sondern nur Lichtpunkte. Es wirkt damit gänzlich anders: Straßenzüge wirken weniger geschlossen als bei Night Environment Germany. Größere Städte wie hier Palma wirken etwas zu regulär, und die Lichtfarben sind in überall etwa gleich. Das muss alles nicht grundsätzlich schlecht sein, aber im direkten Vergleich wirkt NE Germany doch deutlich realistischer.

Ablaufgeschwindigkeit

Nachdem Aerosoft das Demo von Berlin freigeschaltet hatte liefen bei uns ein paar Kommentare zur nicht mehr vorhandenen Ablaufgeschwindigkeit auf. Mit 60% Lichtreflexen und Lichtanzahl-Level 2 von 3 bewegte sich auch bei meinen Testflügen die Bildrate schon im Reiseflug weit unterhalb des Ziels von 20 1/s – die Landung wird dann zur besseren Diashow. Deutlich erkennbar ist das im Diagramm anhand der türkisen Linie mit Rauten als Marker: je tiefer die NGX sinkt, desto geringer ist die Framerate, die Beziehung ist nahezu linear.

Mit der Majestic Dash 8 wird das auf dem Rückflug ein wenig besser. Richtig gut und ähnlich wie tagsüber wird die Ablaufgeschwindigkeit dann, wenn Lichtreflexe (Bloom) deaktiviert oder aber einfach nur noch Lichtlevel 0 (nämlich die Aufhelltexturen) aktiviert sind. Über etwa 20.000 Fuß wirken sich Lichtpunkte ebenfalls nicht mehr auf die Performance aus, sind aber dann auch kaum noch zu sehen (tendenziell sind in der Realität einzelne Lichtpunkte ohnehin schwierig zu erkennen).

Leider ohne Messung: die Dash 8 ist unter P3D ohne Bloom, Lichter Level 1 zwischen Köln und Frankfurt nahezu ausschließlich mit der Zielbildrate von 20 FPS unterwegs.

Mit Night 3D ist die Ablaufgeschwindigkeit mit der NGX knapp unter der Zielbildrate (ca. 18 FPS im Mittel) – allerdings beim Anflug auf den Default-Flughafen von Palma de Mallorca. Leider konnte ich nicht mit einem komplexen Flughafen testen.

Im folgenden Diagramm dargestellt ist jeweils der Mittelwert der Framerate je Höhenklasse, also zum Beispiel jeweils der Mittelwert aller Messwerte zwischen 0 und 2500 Fuss (aufgetragen bei 2500 Fuss), zwischen 2500 und 5000 Fuss (aufgetragen bei 5000 Fuss) und so weiter.

results

Fazit der Performancemessung: ohne Bloom und mit Lichtern Level 1 gibt es keinen messbaren Unterschied zwischen der üblichen Tagperformance und Night Environment, egal ob DX9 oder 10.

Wenn ihr mit mehr Lichtern oder – ganz entscheidend – Bloom / Lichtreflexen fliegt, dann macht das schon was aus. Vermutlich ist der Leistungsabfall mit einer guten Grafikkarte aber nicht ganz so dramatisch wie hier gemessen.

Ich empfand das Fliegen bei Level 1 auf meinen Testflügen nicht eingeschränkt. Bei Level 0 sehen die aufgehellten Texturstellen beim Landeanflug teilweise etwas eigenartig aus. Night 3D bietet ohnehin keine Einstellmöglichkeiten.

Fazit

Aerosoft Night Environment ist eine schöne Sache für Abendflüge – gerade jetzt, wenn der Winter kommt. Wer mit VFR Germany oder anderen Fotoszenerien unterwegs ist und bei Sonnenuntergang nicht sofort zuhause sein muss, sollte über die Anschaffung nachdenken.

Dabei funktioniert Night Environment vor allem durch die Aufhelltextur, nicht so sehr durch die Lichtpunkte. Ich würde es daher Night 3D stets vorziehen, welches nur über Lichtpunkte verfügt.

Das Flugerlebnis ist dann nachts tatsächlich etwas Besonderes: mir hat es bei den Testflügen durchaus Spaß gemacht, den kleinen Straßen nachzuschauen, wie sie in der Dunkelheit verschwinden und mich in der Orientierung zu trainieren. Nicht zuletzt manuelle Landungen fliegen sich ohne die üblichen optischen Referenzpunkte ganz anders. Aerosoft Night Environment Germany ist seinen Preis durchaus wert.

Informationen

Pro Contra
  • Aerosoft Night Environment
    • Stimmungsvolle und vor allem plausible Nachtbeleuchtung
    • Anpasser für verschiedene Rechnerleistungen über die Anzahl der Lichter
  • Taburet Night 3D
    • im Vergleich größere Abdeckung
  • Aerosoft Night Environment:
    • Leichte Darstellungsfehler bei der Fototextur von Flughäfen
  • Taburet Night 3D
    • keine Aufhelltextur
    • regelmäßig verteilte Lichter
    • Lichtfarbe oft gleich
Informationen Testsystem
  • Aerosoft Night Environment Germeny
  • Taburet Night 3D Iberia
    • Entwickler Taburet
    • Preis: 13,67 €
    • Kauf: simMarket
  • Intel Core i5 3570K, 4 Ghz
  • GeForce 650 ti, 1 Gb, Frames intern auf 20 gelockt
  • Windows 7×64, 8 Gb Hauptspeicher
  • Intel SSD
  • FSX DX10 mit DX10Fixer 2.2 (wenn angegeben: DX9, wenn angegeben: P3D V2.4)

Patrick Seiniger

7 Comments
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Michael
Michael
9 Jahre zuvor

Prinzipiell finde ich NE gut, aber was bringt mir die huebsche Aussicht, wenn es nicht mehr fliegbar ist?
Bei meinem ersten Test ueber HH hatte ich nach knapp 3 h den ersten OOM mit dem A319 in P3D.
Hier gilt fuer mich: weniger ist mehr.

Sebi
Sebi
9 Jahre zuvor

Danke für das Review, aber warum habt ihr die Alternative FTX Global + Vector nicht in den Test mit einbezogen? Der ein oder andere Vergleichsscreenshot wäre doch sicher interessant gewesen?!

Harald
Harald
9 Jahre zuvor

Das ist das was ich schon immer sage, der FSX ist einfach zu Framelastig. Selbst mein CoreI7 4770K, 16 GB Speicher, eine ATI 7970 mit einigen AD ON`s bringt der FSX in den Keller,obwohl die Regler in der Mitte stehen. Er wird wohl erst in 5 Jahren richtig lauffähig sein.

Wolfgang
Wolfgang
9 Jahre zuvor

Danke für Deine Infos! Mein Eindruck wird bestätigt – sehe ich wie Michael

Chris
Chris
9 Jahre zuvor

Ich weiß nicht. Bin schon oft real bei Nacht geflogen. Und ehrlich gesagt, man sieht sehr wenig von der Umgebung. Vor allem in Europa ist außer über Städten fast nichts zu sehen. Schon gar keine Überlandstraßen oder Autobahnen. Durch diese viele Beleuchtung kommt mir das alles sehr unrealistisch vor.

Sebastian
Sebastian
9 Jahre zuvor

Habe mir NE Dubai gekauft und bin total begeistert, zusammen mit Dubai von flyTampa + FTX Global + Vector sieht es Nachts total real aus. “HAMMER”

Michael
Michael
9 Jahre zuvor

Ich bin kurz und dran NE wieder runter zu schmeißen.
Habe es nun auf Level 0, was meiner Meinung nach mehr als realistisch ist.
Was allerdings richtig nervt – und hier auch erwähnt wurde – ist dass die Flughäfen das krasse Gegenteil sind.
MUC oder HAM bei Nacht sieht sehr schön aus. Und die Flughäfen erkennt man nun daran, dass sie stockdunkel sind im Vergleich zum Umland. Zudem habe ich hier und da Aussetzer bei denen auf einmal alles schwarz ist …
Nicht ganz das was ich mir vorgestellt hatte 🙁