Michael Wilson veröffentlicht seine Boeing 707-420 für X-Plane 11

Am Dienstag war es soweit. Ursprünglich von Michael Wilson für den 8. April dieses Jahres geplant, wurde ein Stückchen später nun das große Update für die Boeing 707-420 im X-Plane.org-Store freigegeben und ist dort für nun 30,00$ gelistet.  Ursprünglich für X-Plane 9 entwickelt, wurde das Modell zunächst im X-Plane 10 weiterverkauft bis 2015 ein Update herauskam, das ein 3D-Cockpit brachte. Nun hat Mike (Username bei X-Plane.org: marksuntri) seine 707-420 upgegraded und stellt damit X-Plane-11-Kompatibilität her. Aber was hat sich im Einzelnen getan – abgesehen von der X-Plane-11-Kompatibilität? Und meine Einschätzung zu dem Thema? Die ist unbeabsichtigterweise in einem Grundsatzstatement in einer kleinen Wall of Text geendet, aber schaut ruhig selbst.

Das 3D-Cockpit wurde überarbeitet, hochauflösende Texturen hinzugefügt sowie ein benutzbares Flight-Engineer-Panel. Im Cockpit sitzen nun auf Wunsch (das heißt abschaltbar) auch modellierte Insassen (First Officer und Flight Engineer), die Yokes sind nun per Klick ausblendbar und innerhalb des Cockpits kann man sich mit neun vordefinierten Quickviews umblicken und so zu den wichtigen Elementen auf den verschiedenen Panels per Tastendruck navigieren.

Während man in der X-Plane-10-Version die Möglichkeit hatte, sich per konventioneller Radionavigation, dem Standard-X-Plane-10-FMC, dem kostenpflichtigen CIVA-INS von Philipp Münzel sowie natürlich dem X-FMC (die letzten beiden ausschließlich als Pop-up) durch die Weltgeschichte zu navigieren, wird das FMC aus X-Plane 10 natürlich mit dem deutlich verbesserten FMC in X-Plane 11 ersetzt. Dazu kommt ebenfalls ein 3D-modelliertes CIVA-INS im Cockpit, das – sofern man das Plugin besitzt – ermöglicht, stilecht (viele Boeing 707 wurden ab Ende der 60er-Jahre unter Anderem auf diese Weise navigiert) zu navigieren.

Der Autopilot soll nun auch nach realem Vorbild über das Pedestal zu bedienen sein und nicht mehr ausschließlich über das Glareshield. Ich habe leider keine entsprechenden Screenshots entdecken können, es würde mich allerdings freuen, da die ausschließliche Bedienung per Glareshield schlicht und ergreifend “X-Plane-10-Standardelement” schrie.

Ebenfalls mit von der Partie sein sollen nun unter Anderem ein funktionierendes Radar mit TCAS, eine originalgetreu modellierte Ground Power Unit aus den 60er-Jahren, Wingflex, ebenfalls bezogen auf die Triebwerke, sowie eine komplette Checkliste. Out of the box sind fünf Liveries (Pan Am, Air India, BOAC, Seaboard World und Air France) enthalten und es haben laut Mike Wilson zwei ehemalige Boeing-707-Piloten das Flugverhalten getestet und beurteilt.

Jetzt nach dem Release ist Mike bereits dabei, an der Boeing 707-320B, die EC-3 Sentry sowie die EC-18 zu arbeiten. Ob diese als separates Paket oder kostenloses Update nachgeschoben werden, lässt sich bisher noch nicht sagen.

Einige wenige Detailfeatures habe ich ausgelassen, diese sind ja sowieso ganz einfach über den obenstehenden Link zu finden. Stattdessen ist es mir in diesem Falle ein Bedürfnis, eine kurze Einschätzung zum Besten zu geben. Das Folgende bezieht sich ausschließlich auf die bisherige Version, von der aus ich in Zusammenhang mit den Features der neuen Version Schlüsse für mich ziehe und hier teile.

Die Boeing 707-420 von Mike Wilson ist ein spannendes Flugzeug. Ich selbst habe sie gekauft als sie noch ohne 3D-Cockpit daher kam. Für damals 10$ war ich der Ansicht, keinen Fehler zu machen. Eben aufgrund des 2D-Cockpits konnte ich mich häufig dann doch nicht so motivieren, wie ich gehofft hatte, sodass der Flieger meistens im Hangar verblieb. Als das 3D-Cockpit dann kam, war dies tatsächlich ziemlich passé. Natürlich, die Systeme und Instrumente waren wie sie waren. X-Plane-Standardware. Allerdings vernünftig und sorgfältig zusammengesetzt, sodass es nachvollziehbar aussah und zumindest im Layout dem Original nahe kam.

bisherige Version aus X-Plane 10 zum Vergleich – hier das Glareshield

Sie war nutzbar – natürlich war gegen aktuelle Payware-Neuentwicklungen von FlightFactor oder gar IXEG nichts zu holen, keine Frage, aber bei dem Preis ist das auch nur gerecht – und sie hat Spaß gemacht. Und das nicht, weil sie besonders toll aussah, gerade das 3D-Cockpit ist auch abgesehen von der Instrumentierung und den Systemen nicht das Beste. Sobald man sich umsieht (gerade auch am FE-Panel) erkennt man unscharfe Texturen. Mike hatte mir damals eine modifizierte .acf-Datei zugesandt, in der die vier Extratriebwerke (lediglich 10 lbf Schubkraft jeweils, ausschließlich für verbesserten Sound) entfernt waren, da die Flight-Tracking-Software meiner VA, ansonsten trotz abgeschalteter (richtiger) Triebwerke nicht erkennen konnte, dass das Flugzeug cold and dark war. Das schöne zusätzliche Donnern der hochdrehenden Triebwerke, das man vor allem außen hören konnte, war damit auch weg. Sie hat trotzdem Spaß gemacht. Das Flugverhalten war und ist wunderbar, sehr angenehm zu fliegen, selbst mit dem (im Grunde Standard-)X-Plane-10-Autopiloten konnte man sich gut arrangieren, die Performance war grundsätzlich nachvollziehbar, vielleicht einen Tick zu schwach verglichen mit den Performance Charts, aber so oder so deutlichst schwächer als das, was man präsentiert bekommt, wenn man sich in die extrem leistungsstarken FlightFactor 777 oder 757 setzt. Und auch das macht Spaß.

Wenn ich nun daran denke und mir dann die Features bei der neuen Version ansehe, dann freue ich mich. Ich bin persönlich sehr gespannt, dieses Flugzeug zu fliegen – wenn ich kein Review darüber schreiben sollte, erst einmal steht sowieso noch etwas anderes an, dann kaufe ich es mir definitiv – denn es scheint als würde die Boeing 707 von Michael Wilson zu einem grundsätzlich sehr soliden Flugzeug werden, das (ich denke nicht, dass diese Eigenschaften verloren gegangen ist) auch noch Spaß macht. Natürlich nicht ganz auf dem Niveau von FlyJSim, aber ich bin davon überzeugt, dass es einige von uns gibt, deren Ansprüche nicht zwangsläufig so hoch sind, dass es außer IXEG und FlyJSim nichts mehr gibt.

Jetzt ist das hier ja richtig umfangreich geworden – sorry dafür – zumal der letzte Teil lediglich eine subjektive Einschätzung meinerseits ist, ohne die aktuelle Version überhaupt geflogen zu sein. Ich weiß nur auch, kürzlich hatte ich eine Diskussion darüber auf Reddit (/r/flightsim), dass viele Flugsimulanten den Eindruck vermitteln, dass Flugzeuge nur Freude bereiten können, wenn sie 4K-Texturen haben und eine Systemtiefe vergleichbar mit FlightFactor oder gar PMDG bei den P3D’lern haben. Wer Interesse an einem speziellen Flugzeugtyp hat, wie eben beispielsweise an der Boeing 707, oder eben nicht jedes Mal 60€ in die Hand nehmen möchte, braucht solche Dinge unter Umständen gar nicht, um Spaß zu haben. Und manchmal gerät das leicht in Vergessenheit. Dies ist aber mehr ein Grundsatzstatement als dass ich es speziell in Bezug auf die Boeing 707-420 von Mike Wilson verstanden wissen will.