FSLabs A321NEO im täglichen Einsatz: Ein Flugbericht nach Ibiza

Die neuste Kreation aus dem Hause FSLabs, der A321Neo, wurde größtenteils freudig in der Community aufgenommen. Doch auch Fenix Simulations plant eine Neo-Reihe in unbestimmter Zukunft zu veröffentlichen, weshalb immer etwas Unsicherheit bei der „Was soll ich kaufen?“–Frage besteht. Zwar ist noch kein direkter Vergleich möglich, dennoch wollen wir heute schonmal den FSLabs-Flieger unter die Lupe nehmen. Da aus meiner Sicht schon reichlich Reviews zu dem Add-On erschienen sind, möchte ich den heutigen Artikel wieder in Form eine Flugberichts angehen.

Die Reise führt mich dabei von Düsseldorf (EDDL) nach Ibiza (LEIB):  ein klassischer „Sommer, Sonne, Sangría“-Flug. Geflogen wird mit der A321neo in Eurowings-Lackierung, Kennung D-AEED und erst frische 1,5 Jahre jung.

Der Tag beginnt für mich im Briefingraum um kurz vor 11 Uhr. Ich setze mich mit dem virtuellen First Officer (der seit Jahren kein Wort sagt, aber sehr pflichtbewusst immer dabei ist) zusammen und bespreche die Flugunterlagen. Flugzeit etwas über zwei Stunden, Reiseflughöhe FL350. Wetter in EDDL: 19 Grad, leichter Westwind, aber bewölkt, alles scheint ideal zum Fliegen zu sein. In Ibiza erwartet uns sommerlicher Sonnenschein mit 29 Grad und absolutem CAVOK-Zustand. Kurzum: eine Strecke, wie gemacht zum Genießen, sofern nichts dazwischenkommt.

Mit den wichtigsten Daten zum Flug im Kopf, geht es endlich zum Flieger. Da ich heute das Glück habe, PF zu sein werde ich mit dem Walk-around starten, während mein Kollege die ersten Systeme aufweckt. Äußerlich macht der Airbus einen sehr soliden Eindruck. Die Eurowings-Lackierung glänz, der Rumpf wirkt makellos, keine Dellen, keine vergessenen Safety Pins – ja, da hat wohl jemand gründlich gearbeitet und besonders frisch geputzt. Auch die imposanten Sharklets fallen ins Auge, die dem A321neo nicht nur optisch ein moderneres Auftreten verleihen, sondern auch aerodynamisch zur Kraftstoffeffizienz beitragen. Ich umrunde das Flugzeug in gewohnter Reihenfolge: Fahrwerke, Triebwerke, Sensorik: alles sauber und frei von Beanstandungen. Die LEAP-1A-Triebwerke wirken im Vergleich zu den älteren CFM- oder IAE-Kollegen fast schon raumschiff-mäßig, auch wenn sie in den nächsten Jahren Alltag der Luftfahrt werden.

Ich beende den Walk-around mit einem Blick in die Triebwerksschaufeln und nicke innerlich zufrieden. Rückweg über die hintere Treppe, kurzer Gruß an die (virtuelle) Purserin, dann ins Cockpit.

Power-Up & Cockpit-Setup

Mein Kollege hat bereits die Batterien aktiviert und die APU läuft stabil. Die Displays sind erwacht und begrüßen mich mit vertrauten Airbus-Farben. Ein schneller Blick auf das ECAM verrät mir, dass soweit alles im grünen Bereich ist.

Desweiteren wollen wir auch den resetlichen technischen Zustand des Flugzeugs prüfen, also das, was bisher nicht während des Walk-Arounds begutachtet werden konnte. Dazu werfe ich einen Blick ins TechLog, welches im EFB zu finden ist. Hier ist lediglich die lose Abdeckung einer Rettungsrutsche notiert. Der Defekt wird zur Kenntnis genommen, aber direkte Maßnahmen müssen nicht ergriffen werden.

Somit gehen die Vorbereitungen weiter und als nächstes nehme ich mir die MCDU vor und beginne mit dem Einpflegen der Route. Dies passiert zunächst im AOC-Menu, wo ich den aktuellen Flugplan von Simbrief herunterlade. Weiter geht es mit Daten zu Kraftstoff und Weight und Balance. Nebenbei kommt per ACARS schon unsere Slot-Notification, welche ganz ohne Drittanbieter-Tool versendet wird. Bei dieser Gelegenheit hole ich mir direkt die aktuellen Wetterinformation für Düsseldorf, Ibiza und mögliche Ausweichflughäfen ein. Auch dies funktioniert reibungslos via ACARS.

Nach der obligatorischen Enroute-Clearance berechne ich unsere Take-Off-Perfomance. Auch diese könnte mit Hilfe von ACARS angefragt werden, doch ich bevorzuge dafür den im EFB inkludierten Rechner. Auch wenn seine UI sicherlich keinen Schönheitspreis gewinnen wird, berichten echte Piloten auf YouTube, dass der Performance-Rechner sehr nah an sein echtes Vorbild herankommt.

Boarding und Pushback

Die Kabine füllt sich. Wie immer geht das Boarding schneller als man denkt. Ich werfe noch einen letzten Blick auf die Takeoff Briefing Notes, der First Officer nickt stumm – alles klar soweit.

Kurz darauf meldet sich der Ground Controller:

„Eurowings 59L, stand A13, push and start approved facing north”

„Push and start approved, facing west, Eurowings 59L.“

Mit dem typischen Ruck setzt sich der Pushback in Bewegung. Während das restliche Bodenpersonal unser Gate verlässt, um weitere Maschinen abzufertigen, starte ich das erste Triebwerk. Der vertraute Ton des LEAP-1A schwillt an, zuerst mechanisch, dann turbinenhaft weich. Triebwerk 2 folgt kurz darauf. Alle Anzeigen sind stabil und das ECAM unterstreicht diesen Eindruck.

Nach einem erfolgreichen Triebwerksstart, dem Flight-Control-Check und kurzen Rollanweisung, löse ich die Bremse und der Flieger setzt sich in Bewegung.

Wir rollen via Taxiway Tango, Papa1 und Mike in Richtung Runway 23L. Auf dem Funk ist heute erstaunlich wenig los. Es gibt keine großen Wartezeiten, kein Chaos. Fast schon gespenstisch ruhig für EDDL.

Line-Up und Abflug

„Eurowings 59L, line up and wait runway 23L.“

„Line up 23L, Eurowings 59L.“

Wir rollen auf die Piste, stellen die Lichter auf Takeoff-Konfiguration. Kabine „ready“, Transponder auf TA/RA, Strobes on.

„Eurowings 59L, wind 260/11, runway 23L, cleared for takeoff.“

„Cleared for takeoff 23L, Eurowings 59L.“

Die Triebwerke singen ihren kraftvollen Song, und ich schiebe die Schubhebel in die FLEX-Raste. Sofort zieht die Neo los, kraftvoll, aber nicht aggressiv. Die lange Rumpfform des A321 ist spürbar, dennoch bleibt das Steuergefühl präzise. V1, Rotate – ich ziehe sanft am Sidestick. Der Flieger hebt ab wie an der Schnur gezogen, steigt gleichmäßig und ohne Gezicke.

Gear up, Climb Thrust, Flaps up. Alles läuft wie im Lehrbuch. Kurz nach dem Abheben übernimmt der Autopilot. Der Himmel ist ruhig, nur einige vereinzelte Wolken grüßen freundlich im Vorbeiflug.

Reiseflug – Einmal Entspannung bitte

Mit Erreichen von FL350 wird der Flug ruhiger. Der Luftraum über Belgien und Frankreich ist verhältnismäßig leer heute und die ATC meldet sich nur sporadisch. Wir überqueren Lyon, dann geht’s Richtung Marseille, später hinaus über das Mittelmeer. Das Wasser unter uns schimmert in tiefem Blau. Wer auch immer sich heute um einen Fensterplatz gestritten hat, die beste Aussicht haben zweifelslos wir hier vorne.

Ich checke die Systeme: Fuelverbrauch liegt wie erwartet unter dem, was ein älterer A321 leisten würde – der Neo ist kein Spritsäufer. Auch die Triebwerkparameter sehen stabil aus. Der Sound im Cockpit ist angenehm leise, die Kabine meldet keine Vorkommnisse. Der Kaffee schmeckt… na ja, wie immer, heiß und bitter, aber besser als nichts.

Zeit, den Anflug vorzubereiten. LEIB meldet CAVOK, leichte östliche Winde, Landung auf Runway 06 bleibt bestätigt. Somit werfen detaillierte Blicke in die Charts, um unseren Anflug vorzubereiten.

Sinkflug: Sonneninsel voraus

Rund 100 Meilen vor Ibiza leitet uns Barcelona Control in den Descent:

„Eurowings 59L, descend FL350 to FL100, direct ODEVO.“

Ich bestätige, reduziere die Geschwindigkeit leicht und leite den Sinkflug ein. Der A321neo geht brav in die Neigung, keine wilden Manöver. Auch die LEAP-Triebwerke drosseln sauber und leise. Alles wirkt mühelos.

Der Blick auf das ND zeigt: Nicht mehr weit bis zum Final. Der erste Blick auf Ibiza: etwas grün, felsig und von von strahlendem Blau umgeben. Wenn es nicht gerade um das Fliegen ginge, würde ich glatt überlegen, einfach sitzenzubleiben und auf den Rückflug zu verzichten. Bevor ich aber ganz in tiefe Träume verfalle, steht das Berechnen der Landedistanz an. Mit einer Länge von über 2700m stellt Ibizas Runway keinerlei Probleme für unseren A321Neo dar. Nachdem dies erledigt ist, folgt noch ein kurzes Briefing zur Landung und einem möglichen Go-Around. Auch hier bereitet die kleine Mittelmeerinsel und ihr Flughafen keine Probleme.

Solange wir uns noch nicht im Endanflug befinden, besteht außerdem noch etwas Zeit, um unsere Passagiere über die bevorstehende Landung zu informieren. Dazu drücke ich beim Radio-Panel den PA-Knopf und spreche eine mehr oder weniger verständliche Ansage mit allen wichtigen Informationen ein. Sobald ich diesen wieder loslasse und wenige Sekunden warte, ertönt meine eben eingesprochene Ansage in der Kabine. Manche würden sagen, dass ist ein guter Gag von FSLabs, andere preisen es vielleicht als den ultimativen Realismus und ich finde es einfach nur witzig und cool, dass es so ein Feature in den Simulator geschafft hat.

Anflug und Landung: „Cleared ILS 06“

„Eurowings 59L, cleared ILS runway 06, report established.“

„Cleared ILS 06, we’ll report established, Eurowings 59L.“

Wir fliegen sauber auf den Localizer, Gleitpfad aktiv. Gear down, Flaps in gewohnter Airbus-Manier über drei Stufen bis Full, Spoilers armed, Autobrake MED. Noch ein letzter Blick aufs ECAM – alles bereit.

Der Final verläuft ruhig. Die Sonne taucht das Cockpit in warmes Licht. Kein Traffic vor uns, kein Stress.

„500“, „100“, „50“, „40“, „30“, „20“, „Retard.“

Ich ziehe den Schub sanft zurück, die Maschine setzt mit einem weichen Touchdown auf. Spoiler raus, Reverse grummelt sanft, Deceleration wie geplant.

„Eurowings 59L, welcome to Ibiza, vacate via F2, taxi to stand 28.“

Die von der ATC zugewiesene Parkposition kann direkt in der MCDU eingegeben werden und GSX bereitet den Rest vor. Während des gesamten Fluges musste ich kein einziges Mal manuell das GSX-Menu öffnen. Alles lief reibungslos automatisiert ab.

Angekommen in Ibiza: Im Anflug auf die spanische Insel haben wir anscheinend ein paar Insekten eingesammelt, die nun auf der Cockpitscheibe kleben. Vor dem Rückflug sollten wir diese also einmal putzen…

Abschalten und Nachklang

Am Gate angekommen, APU an, Triebwerke aus. Ich lehne mich kurz zurück. Der A321neo hat geliefert. Die Systemtiefe von FSLabs ist wie gewohnt beeindruckend, und besonders im Cockpit fühlt sich alles solide und vertraut an. Trotz eines „stinklangweiligen“ A nach B Fluges, entsteht mit ACARS, Techlog, guter GSX-Integration und anderen Spielereien echtes Airliner-Feeling.

Nach etwas mehr als zwei Stunden Flugzeit endet damit eine gelungene Reise nach Ibiza. Ob der FSLabs-A321neo nun der definitive Neo für den heimischen Hangar ist, mag jeder für sich entscheiden. Aber nach diesem Flug ist eines klar: Wer ihn fliegt, bekommt ein verdammt gutes Stück Simulation.

Nur noch eine Entscheidung fällt mir schwer: Gibt es irgendeine Möglichkeit auf Ibiza zu bleiben oder muss ich wieder zurück nach Düsseldorf?


Weiteres

Vielen Dank an FSLabs für das Bereitstellen einer Testversion.

5 Kommentare
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Lasstmichdurch
Lasstmichdurch
13 Tage zuvor

Sehr schöner Bericht, vielen Dank!

skysurfer
skysurfer
7 Tage zuvor

Finde den Fehler:-)

Eurowings 59L, stand A13, push and start approved facing north”

„Push and start approved, facing west, Eurowings 59L.“

Dirk
Dirk
7 Tage zuvor

Macht Freude beim lesen, vielen Dank für diesen schönen Bericht!