„Pilot spielen“ – eine kurze, aber nicht gern gesehene Beschreibung der Flugsimulation. Doch im Grunde ist es genau das, was viele von uns daran fasziniert. Virtuelle Flüge über den Atlantik, der 47. Anflug auf Palma de Mallorca oder die perfekte Landung in Frankfurt während eines großen Vatsim-Events – Airliner-Fliegerei hat für viele Simmer einen besonderen Reiz. Umso naheliegender ist der Wunsch, dieses Erlebnis nicht nur technisch, sondern auch operativ so realistisch wie möglich zu gestalten.
Zwei Programme, die genau das ermöglichen wollen, stehen heute im Mittelpunkt: das kostenpflichtige A Pilot’s Life Version 2 (APLv2) und der kostenlose Konkurrent NewSky. Beide bieten umfangreiche Funktionen, um das virtuelle Leben eines Linienpiloten abzubilden, gehen dabei aber ganz unterschiedliche Wege und sprechen unterschiedliche Zielgruppen an.
(Hilfreiche Links mit weiterführenden Informationen sind am Ende des Beitrags zu finden.)
A Pilot’s Life Version 2 legt vor
A Pilot’s Life Version 2 stammt vom rumänischen Entwicklers Ovidiu Ocnaru (auch bekannt als SimBitWorld) und kostet einmalig rund 30 Euro. Nach der Installation verbindet sich das Tool per FSUIPC mit dem Simulator (kompatibel mit MSFS2024, MSFS2020, X-Plane, P3D oder FSX) und bietet eine Karriere-Simulation, die nah an die Realität angelehnt sein soll.
Man wählt aus über 600 realen Airlines und mehr als 280.000 Flugplänen sein Einsatzgebiet, unterschreibt Verträge, zahlt Lizenzgebühren für Type-Ratings und sammelt mit jeder Flugstunde virtuelle Dollar sowie Erfahrungspunkte (XP). Die Oberfläche bietet wahlweise Light- und Dark-Mode, zeigt einen Lebenslauf mit Achievements und verwaltet Postfach, Gehaltsschecks und Jobangebote. Passagier- oder Beladungstools sind nicht integriert, und das Design der Desktop-App wirkt funktional, aber optisch etwas angestaubt. Die Datentiefe ist beeindruckend, doch ab und zu finden sich Lücken bei Callsigns und veralteten Flugnummern, weil das System Schedules von einem Drittanbieter übernimmt. Doch keine Sorge – der Entwickler sorgt mit regelmäßigen Updates dafür, dass die Schedules ansatzweise aktuell bleiben.
Alles neu mit NewSky?
NewSky verfolgt einen anderen Ansatz: Statt eine Karriere im Alleingang zu simulieren, stellt NewSky eine moderne Plattform für ganze virtuelle Fluggesellschaften (VA) zur Verfügung. Dies soll aber nicht heißen, dass auf dieser Plattform nur fiktionelle Routen geflogen werden. Ein gutes Beispiel stellt die virtuelle Lufthansa Group dar, die das fliegen echter Schedules aus dem Repertoire der 12-Lufthansa Group Airlines ermöglicht.
Doch das kann APLv2 schon lange und zwar mit weitaus größeren und besseren Datensätzen. Dennoch gibt es einen entscheidenden Faktor, der die beiden Tools trennt: die Community. Während bei APL der volle Fokus auf dem einzelnen Piloten liegt und im Hintergrund meist automatisierte Algorythmen laufen, braucht NewSky die Community und den Einsatz von Freiwilligen, um solche Airlines am Laufen zu halten. Das mildert den Spaßfaktor jedoch keinesfalls. Besonders die Interaktion mit anderen Piloten erweckt Freude und den gewissen „Airline-Spirit“.
Soeben war die Sprache vom „Airline-Spirit“, dem Gefühl Teil einer großen Fluggesellschaft zu sein und einen Stück dazu beizutragen. NewSky schafft das durch den großen Community-Anteil, doch auch APLv2 bleibt hier nicht auf der Strecke liegen. Ein vollständig simulierter „Job Market“, Arbeitsverträge, das eigene (virtuelle) Bankkonto und mehr wirken professionell und lassen den Piloten komplett in diese Welt abtauchen. Außerdem ist der Ansporn groß, sich vom Inselpiloten zum Lufthansa-Kapitän hochzuarbeiten und der Weg dorthin macht Spaß. Doch dieser Weg braucht viel Zeit und Geduld.
Bewertung der Tools
In Sachen Realismus und Tiefe steht A Pilot’s Life Version 2 unangefochten an der Spitze. Das Karrieremodell mit den soeben genannten Features wie Jobmarkt, Vertragsmanagement, Bankkonto und XP schafft ein sehr strukturiertes Einzelspieler-Erlebnis. Wer Heißhunger auf Perfektion hat, wird das penible Type-Rating-System, die akribische Flugauswertung und die große Datenmenge zu schätzen wissen.
NewSky trumpft dagegen mit Flexibilität und Gemeinschaft: Virtuelle Airlines können eigene Regeln, Routen und benutzerdefinierte Flüge anlegen, und Piloten tragen mit jedem Flug direkt zum wirtschaftlichen Erfolg ihrer VA bei. Die Bedienung ist so einfach, dass auch Gelegenheitspiloten ohne lange Einarbeitung starten können. Dank integriertem ACARS-Client entfällt die Installation einer Trackingmöglichkeit wie FSUIPC.
In puncto Datenqualität hat A Pilot’s Life Version 2 wieder die Nase vorn, weil es auf offizielle Flugplandaten zurückgreift und diese aktuell hält. NewSky bietet zwar ebenfalls echte Schedules, aber deren Aktualität und Vollständigkeit hängt von der Community-Pflege ab. Bei Kompatibilität und externen Tools sind beide Programme gleichauf, da beide SimBrief und alle gängigen Simulatoren unterstützen. In Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis rechtfertigt A Pilot’s Life Version 2 die rund 30 Euro durch sein einzigartiges Karriere-Modul und die große Menge an aktuellen Daten. NewSky ist komplett kostenlos und bietet dafür dennoch eine beeindruckende Bandbreite an Features und den „Community-Aspekt“.
Fazit und Empfehlung
In den obigen Sätzen wurde schon klar: Einen eindeutigen Gewinner gibt es hier nicht. Beide Tools überzeugen auf ihre individuelle Art und Weise. Aus diesem Grund folgt hier eine geteilte Empfehlung:
Du bist ein geübter Airline-Pilot und vielleicht schon Teil einer VA? In diesem Fall könnte APLv2 genau das Richtige für dich sein. Hier findest du noch mehr Möglichkeiten, um dein virtuelles Pilotenleben zu perfektionieren.
Du bist neu in der Flugsimulation und möchtest dich mal mit Airbus, Boeing und Co probieren? Hier empfehle ich ganz klar NewSky. Ohne zusätzliche Kosten kannst du hier etwas „Airline-Luft“ schnuppern. Falls du dann mehr willst, bietet APLv2 noch das gewisse Extra, um das Airline-Erlebnis zu perfektionieren.
Unabhängig davon, wie sich jeder einzelne entscheidet, hat dieser Vergleich gezeigt, wie vielfältig Flugsimulation ist. Denn wie wir alle wissen, wird es nie langweilig einmal „Pilot zu spielen“.
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