Review: Piper Twin Comanche PA-30 „Twinkie“ im MSFS

von Ingo Voigt

X-Plane-Nutzer kennen den Hersteller vFlyteAir Simulations bereits von mehreren gut gemachten Flugzeug-Add Ons. Mit der PA-30 Twin Comanche genannt „Twinkie“ hat das Label den Sprung in den MSFS 2020 und 2024 gewagt. Ingo Voigt hat sich die Twinkie im MSFS angeschaut.

Bevor ich auf das Add On eingehe, ist es mir ein Bedürfnis ein oder zwei Sätze zum Entwickler-Team zu schreiben: Die Entwicklung der Twinkie wird im Wesentlichen von Igor Kirilove vorangetrieben, der aus der Ukraine stammt und trotz des russischen Krieges nach wie vor in Kiew lebt. Von dort aus entwickelt er unter abenteuerlichen Umständen die Twinkie. Trotz regelmäßiger Stromausfälle und Luftalarme entwickelt Igor die Twinkie als „One-Man-Show“. Hier bietet sich für Kunden die Gelegenheit, Hilfe durch den Kauf eines Add Ons zu leisten.

Trotz oder gerade wegen dieser traurigen Umstände schauen wir uns in Ruhe an, was dem Käufer geboten wird.

Realität

Die Twin Comanche – Ihr ahnt es – ist die zweimotorige Weiterentwicklung der Piper PA-24 Comanche. Sie spielt respekltive fliegt in einer Liga mit der Beech Baron oder der Cessna C310 und hat ihren Ursprung 1961 in einem Umbau einer Comanche als Prototyp zur Zweimot. 1963 folgte die Zulassung der Federal Aviataion Ageny (FAA) www.faa.gov und die erste Maschine wurde ausgeliefert. 1972 war bereits Schluss mit der Produktion, da die Produktionshalle überflutet wurde. vFlyteAir simuliert eine PA-30 mit 160 PS aus den Baujahren 1963 bis 1969.

Simulation

Die virtuelle Twinkie geht für reale 36 Euro über den Ladentisch und kann bei Aerosoft oder SIMMARKET online gekauft und über die jeweilige Management-Tool der Shops heruntergeladen, installiert und aktualisiert werden. Anschließend steht die Maschine in 26 (!) Bemalungsvarianten zur Verfügung.

Außenmodell

vFlyteAirs Twinkie macht von außen eine gute Figur, wurde schön modelliert und texturiert. Selbst die Fahrwerkschächte sind den Umständen entsprechend ansehnlich. Den leicht zu hoch platzierten Kontaktpunkt (siehe das Bild mit Hauptfahrwerk) habe ich an den Entwickler gemeldet – das soll in einem Update behoben werden.

Das Modell umfasst Effekte wie die Vereisung, die von innen und außen deutlich zu sehen ist. Achtung: Die Twinkie ist nicht für Flüge in Vereisungsbedingungen gebaut – insofern ist diesbezüglich alles stimmig.

Virtuelles Cockpit

Seit Version 1.1 gibt es ein Klemmbrett auf dem Panel, über das Türen geöffnet und geschlossen sowie verschiedene Animationen ausgewählt werden können wie die Anzeige der Piloten oder Triebwerksabdeckungen.

Über das Klemmbrett lässt sich mit Version 1.1 zwischen dem Standard-GPS und dem GTNxi von TDS wählen. Auf der zweiten Seite lässt sich zwischen verschiedenen Flugzeug-Zuständen wählen – etwa ob zum Beispiel alles abgeschaltet ist wie beim „Cold & Dark“ oder die Maschine startbereit ist, also „Ready for Takeoff“.

Im virtuellen Cockpit setzt sich der positive Eindruck weitgehend fort. Mir ist es dort etwas zu dunkel , was besonders in der Dämmerung beziehungsweise bei Gegenlicht zu stark die Lesbarkeit beeinflusst. Für Flüge im Dunkeln hat die Twinkie eine Bordbeleuchtung, die in der bisherigen Umsetzung nicht ganz überzeugen kann. Wenn Igor die Instrumenten-Beleuchtung analog zur X-Plane-Version „aufgebohrt“ bekommt, wäre dieser Kritik-Punkt hinfällig.

Die Avionik der Twinkie ist nicht sonderlich komplex, ist für einen Flieger aus den 1960er Jahren eher fortschrittlich und macht, was sie soll. Für Orientierung sorgen entweder ein Standard-GPS des Flugsimulators oder das bereits erwähnte GTN750xi. Beide wurden nahtlos in die Twinkie integriert, funktionieren tadellos und ermöglichen selbst das Abfliegen komplexer RNAV-An- und -Abflüge.

Der IIb-Autopilot von Century ist recht rudimentär und scheint etwas mehr zu tun, als er eigentlich sollte, da er scheinbar zusätzlich die Pitch-Achse kontrolliert. Das sollte er eigentlich nicht und der Umstand ist aktuell bei vFlyteAir angefragt.

Die X-Plane-Version der Twinkie gibt es zusätzlich mit einem Century III-Autopiloten, so dass Hoffnung besteht, dass der eines Tages in die Version für den MSFS integriert wird.

Generell macht die X-Plane-Version einen etwas ausgereifteren Eindruck als die für den MSFS, was allerdings nicht negativ ausgelegt werden sollte, sondern eher aufzeigt, in welche Richtung die Entwicklung besonders hinsichtlich Konfigurations-Menüs und Varianten der Avionik gehen kann.

Flugverhalten

Die Twinkie für den MSFS fliegt sich sehr angenehm von Hand, ist hinsichtlich der Leistungs-Limitationen und Leistungs-Daten im Reiseflug stimmig mit dem Handbuch. Die Daten im Handbuch sind zwar sehr überschaubar, aber über die vFlyteAir-Homepage lässt sich aus dem Support-Bereich der Twinkie ein originales POH (Pilots Operation Handbook) herunterladen. Siehe die Links unten.

Bei der Simulation der Elektrik hat sich Igor „ausgetobt“ und sogar die Sicherungen (Circuit Breaker – CB) simuliert, die sich in einem Fach im Fußboden zwischen den beiden Piloten befinden. So lässt sich beispielsweise die Sicherung für die Navigations- oder Landelichter ebenso ziehen wie für die komplette Avionik. Das funktioniert wunderbar und zeigt die Liebe zum Detail.

Klangkulisse

Ab Version 1.1 hat die Twinkie ein komplett neues Soundset bekommen und das hat sich gelohnt. Vorher war das ein großer Minus-Punkt, der ins Gegenteil gedreht werden konnte… Die Motoren klingen jetzt voluminös und passend zu den eingestellten Leistungsparametern. Für die Atmosphäre gibt es Sounds beim Bremsen – das trägt unheimlich zum Spaß an dem Flieger bei.

Fazit

Nach all dem Geschriebenen bin ich gespannt, wie sie die Twinkie entwickelt – sie hat viel Charme und ist grundsätzlich ein sehr angenehmes Flugzeug, das mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde.

vFlyteAir scheint Willens und auch in der Lage die Twinkie weiterzuentwickeln, weswegen der Kauf der Twinkie in mehrfacher Hinsicht nach eine gute Investition in die Zukunft ist. So wurden manche Anregungen aus den Recherchen zu dieser Rezension direkt umgesetzt und eingebaut, zum Beispiel ein Klemmbrett als Konfigurations-Menü, über das inzwischen auch die GPS-Option ausgewählt werden kann.

Wer einen Flieger auf dem Niveau der Comanche von A2A sucht, würde mit der Twinkie von vFlyteAir enttäuscht. Preislich ist sie derzeit recht hoch angesetzt, wenn auch Igor und Team zeigen, dass sie immer wieder an den Modellen arbeiten. Bei der preislichen Gestaltung liegt ein Vergleich zur Piston Duke von Black Square nahe, die umfangreicher simuliert ist und das komplexere Modell, das zum Beispiel eine Enteisungs-Ausrüstung besitzt.

Wer Twinkie-Fan ist kann guten Gewissens zugreifen und kann so auf eine ganz andere Art eine ukrainische Familie unterstützen – ein ansprechendes Flugzeug-Modell gibt es direkt dazu.

Ingo Voigt
Original erschienen bei FSReviews mit freundlicher Genehmigung

Referenzen

Informationen

Bezug

https://secure.simmarket.com/vflyteair-simulations-inc-vflyteair-piper-twin-pa-30-msfs.phtml

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